17

geboten werden. Wird auch hier wieder die Gelegenheit verpaßt werden?

Wir mußten weiterfahren, unser Auftrag wies uns nach Bukoba und in die Ferne. Es war anzunehmen, daß sich leichter eine Gesellschaft finden werde, die in Muansa die Hand ans Werk legte, als eine solche, die das weit von der Küste des Viktoria Nyansa entfernt gelegene Gebiet Urundis und Ruandas besetzte. In Bukoba trat noch einmal die ernste Frage an uns heran, ob es nicht unsere Pflicht sei, am Viktoria Nyansa zu bleiben. Die Verhältnisse lagen ähnlich wie in Muansa, und wir waren ausdrücklich darauf von unserm Vorstand hingewiesen worden, daß es vielleicht gut wäre, in diesem Bezirk zuerst Fuß zu fassen, um später nach Westen vorzudringen. Wir hatten erfahren, daß die deutsche Regierung die Bitte der englischen Ugandamission, sich im Vukobabezirk niederzulassen, abgeschlagen hatte. Waren wir als Deutsche nicht um so mehr verpflichtet, in diese Arbeit hier einzutreten, zumal die römisch-katholische Mission in diesen deutschen Ländern von französischen Priestern getrieben wird? Die Eingebornen unseres Schutzgebiets am Viktoria Nyansa sehen, daß die Engländer und Franzosen sich mühen, das Christentum auszubreiten, von den Deutschen be­kommen sie den Eindruck, daß sie überhaupt Leine Religion be­sitzen, da sich ja nicht einmal in den großen Handelsplätzen auf deutschem Gebiet am See eine einzige Kapelle, geschweige denn eine Kirche findet, die von deutschen Christen errichtet wäre oder ihnen als Versammlungsraum diente. Die Eingebornen spüren nichts von der Betätigung deutschen evangelischen Christentums. Diese Not legte sich uns schwer aufs Herz und veranlaßte uns ein­gehend mit dem Regierungsvertreter darüber zu verhandeln, ob wir nicht im Vukobabezirk Stationen anlegen dürsten. Es war, wie wir glauben, eine Fügung Gottes, die unserer ganzen Arbeit zugute kommen sollte, daß damals sich der Kaiserliche Resident noch ablehnend gegen unsern Wunsch verhielt, so freundlich er uns im übrigen willkommen hieß und mit Rat und Tat unter­stützte. Hätte er damals uns zum Bleiben aufgefordert, so würden wir wohl so viele Aufgaben an der Küste gefunden haben, daß wir nicht weiter ins Innere gezogen wären.

Es sollte später die Stunde kommen, in der uns auch hier in Bukoba ein Dienst zugewiesen wurde, wir sollten vorher uns im Innern festsetzen.

2