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IV. Abschnitt.
Morn Viktoria Wyansa zur Residenz des Königs von Ruanda.
1. Gandachristen in Bukoba.
Neben Muansa ist Bukoba der wichtigste deutsche Küstenplatz am Viktoria Nyansa. Am ganzen Westufer des Sees wird nur diese Ansiedlung von den Dampfern angelaufen. Seine Bedeutung verdankt der Ort nicht seinem Hafen, denn er hat keinen, sondern der großen Bevölkerung, in deren Gebiet er liegt. Emin Pascha hat, unterstützt von Dr. Stuhlmann und Langheld, in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts das Eingeborenendorf zu einer europäischen Niederlassung und zu einem befestigten Lager ausgebaut. Es ist anzunehmen, daß im Lauf der Jahre in einer der schönen Buchten der Westküste des Sees ein anderer Platz sich als Hafen mehr entwickeln wird. Für die Gegenwart ist Bukoba für Ausfuhr und Einfuhr der Platz, mit dem jeder rechnen muß, der in die Länder westlich vom See Vordringen will. Es stand uns fest, daß wir hier eine Agentur haben müßten, die uns versorgte, wenn wir etwa in Ruanda oder Urundi uns niederließen. Hier konnten wir kaufen, was wir fürs Innere brauchten, von hier mußten uns Tauschwaren nachgesandt werden sowie die Post und die für uns eintreffenden Europasendungen. Ein uns von Tanga her schon wohl bekannter Kaufmann war bereit, für uns die Agentur und Spedition zu übernehmen, bis wir selber ein Absteigequartier am Ort hätten. Es gab keinen Gasthof, so schlugen wir in einem für Reisende errichteten Schuppen unser Zelt auf. Einige Tage gingen hin über den letzten Vorbereitungen für die vor uns liegende Landreise. Wir hatten uns entschlossen, zunächst zum Tanganyika zu marschieren, um dort in Usumbura den deutschen Regierungsvertreter aufzusuchen, der die Länder Urundi und Ruanda als Resident verwaltet. Einen Brief von ihm fanden wir in Bukoba vor. Er lud uns darin zu einer mündlichen Besprechung ein. Von dem Ergebnis dieser Besprechung hing die Entscheidung der Frage ab, ob wir uns in Urundi oder Ruanda niederlassen könnten. Da wir für die nächsten Monate auf die Verkehrsmittel und Annehmlichkeiten — glücklicherweise auch auf die Unannehmlichkeiten — der europäischen Civilisation (als da sind Bahnen, Dampfer, Wagen, Gasthöfe, Kaufläden und was damit zusammenhängt) zu verzichten hatten, so rüsteten wir uns mit dem