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Verkauf angeboten, wenigstens nicht in ausreichender Menge. Werkzeug war noch nicht von Bukoba aus eingetroffen. So war die erste Zeit für alle eine rechte Übung in der Geduld. Ein Heller Lichtstrahl in jenen etwas trüben Tagen war das Ein­treffen der ersehnten Mitarbeiter. Aber die Nöte verschwanden auch dann doch nicht gleich. Der Zustand von Missionar Ruccius verschlimmerte sich durch Hinzukommen einer recht schmerzhaften Rose am Bein. Sie hatte eine böse Eiterung am Knie zur Folge. Endlich blieb das Fieber weg, die Eiterung am Knie schnitt sich der Kranke selber auf, worauf sie abheilte. In den ersten 6 Wochen blieben die Schwierigkeiten der Beschaffung von Arbeitern und Lebensmitteln noch recht groß. Aber dank der treuen Mithilfe der Usambarachristen, die auf der ganzen Reise sich aufs beste bewährten, gelang es doch, ein Häuschen mit zwei Zimmern aufzumauern aus Feldsteinen, die sich in großer Menge in der nahen Umgebung fanden. Es war eine bange Stunde, als bei einem furchtbaren Gewittersturm das schwache Dach so durch die Windstöße mitgenommen wurde, daß es schien, als ob es in jedem Augenblick abgehoben werden könne. Aber Gott hörte in Gnaden auf die Bitten seiner Knechte. Ihnen blieb die Behausung erhalten; das war für jene Zeit, in der jedes andere feste Obdach ihnen noch fehlte, ein großes Geschenk für sie. Als erster Gast Lehrte auf der entstehenden Missionsstation der Resident von Ruanda und Urundi, Herr von Grawert, ein, dessen großer Freundlichkeit wir den günstigen Fortgang unserer ersten Verhandlungen mit Msinga und auch sonst mancherlei Ge­fälligkeiten verdankten. Aber die Arbeiterfrage gestaltete sich auch trotz seiner Aussprache mit den leitenden Tutsi nicht günstiger. Eine Bedeutung des Besuchs bestand darin, daß die Stations­grenzen festgelegt und ein Kaufkontrakt über das Land von etwa 25 Hektar festgesetzt und unterzeichnet wurde. Gegen Ende Oktober änderten sich die Verhältnisse in erfreulicher Weise. Die Leute sahen selber ein, daß ihnen nichts geschah, wenn sie auf die Station kamen, und daß sie ordentlich bezahlt wurden, wenn sie etwas zum Verkauf brachten. So kamen erst einzelne, dann immer mehr Eingeborene und boten sich zur Arbeit für Wochen, ja für Monate an. Ende November waren die Zeiten eigentlicher Not vorüber. So schritten die Bauarbeiten fröhlich vorwärts. Bevor Missionar Ruccius seinen Heimatsurlaub mit dem Jahresanfang 1908 antrat, war die Küche bis auf Fenster und Türen fertig­gestellt, und ein ebenfalls mit Feldsteinen aufgemauertes Wohn­haus mit drei Zimmern begann aus der Erde sich zu erheben.