VI. Kapitel.

Gemeindegründung.

1. Abschnitt.

Die Zuwendung einzelner zum ßhristenlurn.

1. Der wichtigste Dienst.

In VielgeschäftigLeit die Kraft zu zersplittern, ist so recht eigentlich die Gefahr, vor welcher der Missionar auf der Hut sein muß. Was verlangt man nicht alles von ihm! Auf allen Gebieten soll er seinen Mann stellen. Der Handwerker soll eigentlich zugleich ein guter Prediger und der Theologe ein praktischer Baumeister sein. Medizinische Kenntnisse, Erfahrung in der Landwirtschaft, Tüchtigkeit in Aneignung fremder Sprachen, kaufmännische Gewandtheit in der oft sehr schwierigen Kassen­führung, die Fähigkeit, mündlich und schriftlich fesselnd aus der Arbeit berichten zu können, Geschicklichkeit im Verkehr mit den Behörden, Verständnis für fremde Volksart, Weisheit in der Erziehung der Eingeborenen, diese und viele andere Eigenschaften muß, wie es scheint, der christliche Sendbote in seiner Person vereinigen. Nun ist es ja gewiß richtig, daß in der Vielseitigkeit der Aufgaben und der Arbeit ein besonderer Reiz des Misfions- lebens liegt, und daß der Missionar draußen vieles hinzulernen kann, was zunächst noch fehlt. Aber je begabter er namentlich nach der praktischen Seite hin ist, desto größer ist für ihn die Versuchung, die Hauptaufgabe seines Berufs zu vernachlässigen, die Heidenpredigt zu unterlassen, die Seelsorge an den Einzelnen zu versäumen und den Unterricht der Jugend andern zu über­lassen. Darum hat derjenige Leinen Grund, sich für untauglich zu halten, der zwar einseitig begabt ist, aber sich übt treu zu sein mit dem chm anvertrauten Pfund. Freilich mancher arme Missionar verzehrt seine Kraft in Bauarbeiten und äußerem Betrieb, entweder weil Lein anderer ihm diese Aufgaben abnimmt, oder weil er der Meinung ist, kein anderer könne sie ihm abnehmen. Eine Arbeitsteilung ist für den gedeihlichen Fortgang des Werks