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Es sei also nochmals betont, daß für die der Regenver­teilung wegen sehr vorteilhaft erscheinende Aussaat des Ge­treides im späten Frühjahr schnell sich bestockende, kurze Vegetationszeit besitzende, aus heißen Klimaten stammende und gegen Rost widerstandsfähige Sorten ausgewählt wer­den müssen.

Schon dieser eine Fall zeigt uns, welch nachhaltigen Ein­fluß die Temperaturverhältnisse auf den Erfolg des Trocken­farmens ausüben. Daher ist es durchaus verkehrt, die Nieder­schlagsverhältnisse allein als ausschlaggebenden klimatischen Faktor anzusehen, wie es vielfach geschieht; vielmehr kommt auch der Temperatur, Sonnenstrahlung, Luft- feuchtigkeitunddem Winde eine große Bedeutung zu, vornehmlich wegen ihres Einflusses auf die Ver­dunstung. Da sich Südwestafrika durch hohe Tagestem­peratur, geringe Bewölkung und Luftfeuchtigkeit und durch starke, austrocknende Winde auszeichnet, sind die Wasser­verluste des Bodens durch Verdunstung außerordentlich hoch, und es müssen deshalb alle Hilfsmittel herangezogen werden, welche zur Verringerung der Verdunstung beitragen können. Dazu gehört an erster Stelle natürlich die dauernde Erhaltung der lockeren Schutzdecke auf dem Acker. Ein zweites Hilfsmittel, nämlich die Verlegung der Hauptvege­tationsperiode auf die kühlere Jahreszeit (Winter und Früh­jahr), kommt für Südwestafrika leider weniger in Frage, da der Regen fast ausschließlich im Sommer fällt; immerhin ist es bei hohem Qrundwasserstande oder bei künstlicher Be­wässerung nicht außer Acht zu lassen.

Drittens kann die Verdunstung durch Windschutz­vorrichtungen wesentlich vermindert werden, denn naturgemäß geben von scharfen trocknen Winden bestrichene Flächen viel mehr Feuchtigkeit an die Atmosphäre ab als solche, über denen eine unbewegte Luftschicht lagert. Den besten Windschutz bilden die mit Bäumen und fast undurch­dringlichem Unterholz bestandenen schmalen Waldstreifen, welche sich an den Wasserläufen hinziehen, aber auch die gewöhnliche Dornbuschvegetation des Damaralandes ver­mag hinreichenden Schutz zu gewähren. Man lege die Felder so an, daß sie zum mindesten nach der Hauptwindrichtung hin durch den Uferwald oder Busch gedeckt sind; besser noch ist es, wenn das Feld nach mehreren Seiten hin ge­schützt liegt. Da sich der Einfluß der Dornsträucher, ent­sprechend ihrer geringen Höhe von wenigen Metern, nur auf einen mäßig breiten Feldstreifen erstreckt, ist es ratsam, nicht zu breite Flächen für die Bebauung zu roden, sondern nach einem gewissen Abstände stets erst wieder einen Streifen Buschland folgen zu lassen. Die Wichtigkeit solcher leben­den Schutzwände gegen die austrocknende Wirkung des