Die Schafwolle in Hinblick auf die Schaf- und Ziegenzucht in Dentfch-Südwestafrika, ein Beitrag zur Kenntnis unserer Kolonien.*)
Die Behandlung dieses Gegenstandes hätte freilich viel eher von mehr berufener Seite geschehen sollen, allein das große koloniale Interesse, was mit demselben verbunden ist, und die sonstige hohe Bedeutung desselben, sowohl für den Handel, wie für die Industrie und die Landwirtschaft, bestimmen mich dennoch den Versuch zu wagen, auch in weiteren Kreisen die Aufmerksamkeit hierfür in Anspruch zu nehmen. Es mag auch vielleicht den Anschein haben, als wenn das Thema über die Schafwolle des für unsere Kolonial-Gesellschaft notwendigen Interesses entbehrte, besonders auch meistens nur Redner sich ihrer Aufgabe hier entledigen, die in den Kolonien sich selbst umgesehen haben; allein das Thema könnte ja auch heißen: Die Kolonialwolle in Hinblick auf die Bestrebungen der deutsch-südwestafrikanischen Schäfereigesellschaft. Das klingt schon etwas mehr übersee-kolonisatorisch.
Schon ein volles Jahr und länger beklagen wir den unglückseligen Aufstand der Herero- und Hottentottenstämme in unserer Kolonie Deutsch-Südwestafrika und wenn auch die Hauptarbeit getan zu sein scheint und diese Eindringlinge zum großen Teil dahin gejagt wurden, woher sie vor nicht langen Zeiten mordend und brennend herkamen, so ist doch immer noch nicht das Ende und die für die Ansiedler nötige Ruhe in jener Kolonie eingetreten. Bereits mehr als 1500 Landsleute, strebsame Farmer und tapfere Soldaten sind den irre geleiteten halbwilden Banden und den Krankheiten zum Opfer gefallen; große Summen Geldes über 130 Millionen Mark waren zur Bestreitung der Kosten nötig. Da möchte man mit jener trauernden Mutter, deren Sohn als einer der ersten dort umkam, ansrufen: Mußte es sein?! — Wenn wir jetzt auch wohl so viel mit Sicherheit erkennen können, daß die Abrechnung mit den faulen, eingebildeten und leider verhätschelnden Eingeborenen doch hätte kommen müssen, so ist jetzt auch ebenso klar, daß das Schreckliche und die Größe des Aufstandes sicher bei größerer Wachsamkeit und Vorsicht, auch bei weniger Bertrauensduselei und nicht minder bei stärkerem Appell
*) Dieser Vortrag wurde im vorigen Herbst in der Abteilung Kaiserslautern der Deutschen Kolonialgesellschaft von Dr. F. Schultz mit Anschluß einer Anzahl von dahingehörenden Lichtbildern unter Benutzung der Werke von Fabro „die Schafzucht" und Löbner „die Wolle" abgehalten. Da die Klischees der Lichtbilder nicht gut zu erhalten waren, bringen wir hier nur den reinen Bortrag.