Auszugsweise Abschrift

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aus dem Bericht des Referenten Re­gierungs- und Baurats Brandes über seine Tätigkeit während der letzten Dienstverpflichtung bis zum Austausch aus der Kriegsgefangenschaft.

Berlin, den 28. Februar 1918.

Eing. 4. HI. 18 ^.1. 303/18.

Im August erhielt ich durch den Westbefehlshaber ein durch Parlamentär Über­brachtes Schreiben des Oberbefehlshabers der belgischen Truppen Generalmajor Tambour, worin ausgesührt war, daß nach Gerüchten die in Tabora untergebrachten . belgischen und englischen Kriegsgefangenen mit Arbeiten besaßt würden, die von einem Europäer in den Tropen nicht verlangt werden dürften, und daß, falls dieses wahr sei, er sich leider zu Repressalien genötigt sehen würde. Außerdem wurde um.Über­sendung einer Liste der in unseren Händen befindlichen belgischen Kriegsgefangenen und . um Mitteilung gebeten, ob und auf welcher Grundlage wir bereit wären, in Verhand­lungen über die Auslieferung der Gefangenen einzutreten.

Ich habe sofort von dem derzeitigen Kommandanten des Gefangenenlagers, Leutnant d. R. Dannert, sowohl wie auch von dem früheren Lagerkommandanten und derzeitigen Etappenkommandanten, Oberleutnant d. R. Brandt, einen Bericht darüber angefordert, ob derartige Behandlungen im Gefangenenlager vorgekommen wären.' Von beiden erhielt ich die schriftlichen Berichte, daß nichts vorgekommen fei, was in dieser Beziehung zu Bedenken Anlaß gäbe. Ich habe sofort nach Eingang dieser Be­richte im Einvernehmen mit dem Westbesehlshaber ein Schreiben an General Tambour gesandt, worin ich ihm mitteilte, daß auf Grund der mir vorliegenden schriftlichen Be­richte der Lagerkommandanten die Gerüchte über unwürdige Behandlung, der Gefan­genen nicht zutreffend wären; soweit der mir unterstehende westliche Bereich des Schutz­gebietes in Frage käme, wäre ich bereit, auf derselben Grundlage über etwaige Frei­lassung und Auslieferung von Gefangenen zu verhandeln, wie sie in den uns vor kurzer Zeit durch den Parlamentär von den Engländern zugestellten diesbezüglichen Abkom­men zwischen Deutschland und England, sowie Deutschland und Frankreich, enthalten seien. Eine Liste über die bei uns befindlichen belgischen Gefangenen wurde beigefügt.

Dies Schreiben ist vom Westbefehlshaber durch Parlamentär an General Tambour gesandt worden. Da jedoch bereits Mitte September Tabora durch die Belgier besetzt wurde, sind weitere Verhandlungen als die in meinem anliegenden Schriftwechsel mit General Tambour enthaltenen, nach der Besetzung Taboras nicht mehr erfolgt.

Ich war für den 20. September gegen 7 Uhr morgens gebeten worden zur Boma zu kommen, da dann der belgische Oberbefehlshaber, Generalmajor Tambour, dort ein­getroffen sein würde. Aus dem Wege dorthin erhielt ich bereits durch viele Eingeborene Kunde von den Ereignissen der vorhergehenden Nacht. Diese Eingeborenen, die zum Teil bis auf die Haut ausgeraubt und mißhandelt waren, baten mich um Schutz. Außerdem erhielt ich die Nachricht davon, daß alle die Europäer, die sich laut Anord­nung des vorigen Tages in der Boma gemeldet hatten, dort sofort in gänzlich unzuläng­licher Weise, ohne Schlafgelegenheit und Nahrung, ja sogar ohne Möglichkeit von Klo­settbenutzung, eingeschlossen und gefangen gehalten wären. Von dem bei mir vor der Boma anwesenden Sekretär Weber erfuhr ich, daß der beabsichtigte Polizeidienst, wie er von den Belgiern am Tage vorher geplant war, völlig versagt habe, sobald bei ein- brechender Dunkelheit eine größere Anzahl von belgischen Askari in der. Stadt erschienen

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