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Tabora bis Ponthierville bestand aus Ziegenfleisch und Reis, der uns in ungekochtem Zustande gegeben wurde. Das Kochen dauerte ost so lange, daß es nachher zu spät wurde zu essen. Auf dem Leichter, auf dem wir auf der Flußreise von Kabalo nach Kongolo transportiert wurden, waren die Reste alter Ladung in Gährung übergegangen. Wir dursten nicht auf das Deck des Dampfers gehen, um die Notdurft zu verrichten. Vom Dampfer kamen auf den Leichter die Funken derart geflogen, daß wir uns in die Winkel verkriechen mußten, um uns nicht die Kleider zu verbrennen. In Kongolo wurden wir (anders als Transport Ravens) in einer alten Ziegelei untergebracht, deren Boden feucht war. Unter Sandslöhen hatten wir furchtbar zu leiden. Auf der Strecke Kongolo^Kindu Eisenbahn. Von Kindu nach Ponthierville auf Dampfer. Auf dem Dampfertransport erregten wir das Mitleid der schwarzen Frauen durch die schlechte Verpflegung. Sie wollten uns Bananen geben und wurden daran von den Belgiern verhindert. Dabei sind die Schwarzen im Kongo bekannt als fanatisch gegenüber Europäern. Den schwarzen Frauen war dann gesagt worden, daß wir diejenigen seien, die ihre schwarzen Männer erschossen hätten. Die Negerinnen wurden durch diese Hetzerei so aufgebracht, daß sie auf dem Transport dem Dampfer Steine nachwarfen und uns Schimpfworte nachriefen. Die Unterkunft in Ponthierville war die erste ordentliche, die wir hatten. Später waren wir in Stanleyville noch einmal in einem feuchten Raum. Wir mußten dort unsere Notdurft im Raume selbst verrichten. Zwischen'Stanleyville und Leopoldville waren wir auf dem großen Dampfer. Die Verpflegung gut aber nicht zu reichlich. Wir waren in Kabinen untergebracht. In Leopoldville wurde unser Gepäck beim Verladen der Schwarzen unter Anleitung der Belgier so behandelt, daß zahlreiche Kisten zerbrachen und dabei manches Eigentum verschwand. Beschwerden halsen nichts. In Matadi auch in: Gefängnis, in dem die Neger lagen. 'In Boma Verpflegung und Unterkunft gut. Wir beschwerten uns beim Gouvernement durch ein schriftliches Protokoll. Keine Antwort. Es wurde uns gesagt, daß die Berichte vom Gouverneur persönlich eingesehen würden und er wahrscheinlich unseren Beschwerden Rechnung tragen würde. Daß dies nicht erfolgt ist, vgl. Aussage Ravens.
Ich bin nicht in Tabora in belgische Hand gefallen, sondern in Sikonge, wo ich im Hospital zurückgelassen war.
Als wir dann unterwegs belgische Truppen trafen, nahmen uns belgische Offiziere unser Privateigentum weg. Ein belgischer Hauptmann sagte uns: Wenn er so könnte, wie er wollte, würde er uns die Hälse abschneiden lassen, weil wir in Belgien elf seiner Angehörigen mit Maschinengewehren zusammengeschossen hätten.
Von dort mußten die Lazarettkranken (l9 Stück) von morgens V 26 Uhr bis abends ^ vor 6 Uhr marschieren. Drei Stunden vor Tabora mußten diejenigen, die aus Müdigkeit zurückgeblieben sind, in Reihe zu vieren antreten und den Askaris wurde gesagt, daß, wenn einer nicht gehorche, er Kolbenstöße bekommen solle. Als wir so im Gleichschritt marschierten, sprang ein schwarzer Mann in die Kolonne hinein und fuchtelte mit dem Messer mir vor der Kehle herum, als wenn er mir den Hals abschneiden wollte. In Tabora angekommen vor der deutschen Boma, mußten wir inmitten all der Schwarzen uns auf die Erde niedersetzen, was bekanntlich der Europäer vor den Schwarzen nie tut. So müde wir waren, wollten wir dies nicht tun, mußten uns aber doch hinsetzen, um vor den Schwarzen gedemütigt zu werden. Durch ganz Tabora wurden wir mit Musik hindurchgeführt, als ob sie uns wirklich aus dem Schlacht- selde gefangen hatten. Dann wurden wir auf einen Platz geführt, wo Kanonen standen. Die Geschütze fuhren vor uns derart aus, daß die Mündung gegen uns gerichtet war. Die Geschützhüllen wurden abgenommen, auch die Mundkappen. Hinter uns traten Leute mit Schaufeln. Es wurde nichts gesagt. Wir mußten still stehen, und es sollte der Eindruck erzeugt werden, daß wir jetzt zusammengeschossen würden.
gez Ludwig Pieper.
Diese Aussagen werden durch den gleichfalls vereidigten Landsturmmann Karl Stöffel voll bestätigt. Ans seinem Bericht seien noch folgende Einzelheiten angeführt: