Au: 24. November 1916 verließen wir Lungenkranke mit dem Transport West- phat, zusammen 30 Mann, das Gefallgenlager Tabora, um die zweimonatige Reise quer durch Afrika, durch den belgischen Kongo, nach Frankreich anzutreten. Wir wur­den in einem verschlossenen Eisenbahn-Viehwagen zu 15 Mann und fünf belgischen Wachfoldaten in je einem Wagen untergebracht. Wir fuhren am ersten Tage mit der Eisenbahn bis Mlagarassi, eine Strecke von ziemlich 300 Ivin, woselbst wir in einem halbzerfallenen, feuchten und dumpfigen Grashaus untergebracht wurden, nachts auf Wellblechtafeln schlafen mußten und sehr schlecht ernährt wurden. Nach zweitägigem Aufenthalt sollte die Fahrt nach Kigoma am Tanganjikasee weitergehen. Wir mußten alle, vonl Lager Mlagarassi bis zu der damaligen Ausfahrtstelle, welche wegen Brük- kensprengung 3 ton weit entfernt lag, unter scharfem Antreiben und Beschimpfungen der belgischen schwarzen Wachsoldaten, trotzdem der belgische Transportführer (ein Offizier) bestimmt wußte, daß sich bei feinem Transport auch sieben Lungenkranke be­fanden, unser Gepäck selbst tragen. Das Lastentragen in der glühenden Sonnenhitze fiel mir als Lungenkranker besonders schwer, da sich infolgedessen heftige Stiche in der Brust und Atembeschwerden bemerkbar machten. Schweißtriefend und geschwächt blieb ich dann bald als letzter zurück. Ein belgischer schwarzer Wachsoldat trieb mich auf Grund dessen besonders scharf an und machte auch einmal Miene, mich mit den Kolben zu stoßen. Ich wehrte ihn aber noch rechtzeitig ab und versuchte ihm auf Kisuaheli, Ein­geborenensprache, klar zu machen, was mir eigentlich fehle; darauf antwortete er: Er hätte den Befehl dazu, so zu handeln. Mit Aufbietung meiner letzten Kräfte und großen Schmerzen in der Brust schleppte ich mich bis zur Abfahrtstelle.

Hier wurden wir ebenfalls wieder in einem fonnendurchglühten Viehwagen untergebracht, um nach Kigoma am Tanganjikasee transportiert zu werden. Schon während der Eisenbahnfahrt machte sich infolge der Überanstrengung ein leichtes Fieber bemerkbar. In Kigoma, gegen 6 Uhr abends angekommen, wurden wir etwas besser verpflegt, an demselben Abend aber noch auf einen eisernen Schlepper gebracht, um mit diesem nachts über den Tanganjikasee zu fahren. Unsere sämtlichen Decken wurden tief unten im Schlepper verstaut, so mußte ich denn mit noch mehreren Kameraden, die meist unter Malariafieber zu leidet! hatten, in diesem Zustande die kühle Nacht auf dem kalten eisernen Boden auf Deck zubringen. Mein mehrmaliges Bitten um Decken fand kein Gehör. In dieser Nacht wurde mein Fieber stärker; ich hatte sehr unter Schüttel­frost zu leiden. Am nächsten Morgen kamen wir in Lukuga, belgisches Kongogebiet, an. Ohne die vorhergegangene Nacht geschlafen zu haben, fuhren wir noch an demselben Tag mittags 1 Uhr mit der Kongobahn, ungefähr 100 llm nach der Nächstliegenden Ubernachtungsstation, wo wir gegen 6 Uhr abends erschöpft, von Hunger und Durst geplagt, ankamen. Hier wurde uns ein ehemaliges Maisfeld und der in der Nähe befindliche Eisenbahndamm zur nächtlichen Ruhe angewiesen. Der Ort hier war von hohen Bergen umgeben, sehr sumpfig und nachts seuchtkühl. Aus diesem Gruude zog ich es vor, da mir meine Bitte wegen des Fiebers im Eisenbahnwagen zu schlafen nicht gewährt wurde, auch auf dem Eisenbahndamm zu schlafen. Mein Zustand ver­schlimmerte sich hier immer mehr, indem sich nach schweren Hustenanfällen in dieser seuchtkühlen Nacht im Freien und den noch immer währenden Brustschmerzen leichte Lungenblutungen auftraten. Trotzdem der belgische Transportsührer von seiten meiner Kameraden hiervon unterrichtet wurde, ist nichts dagegen getan worden. Am nächsten Morgen fuhren wir ohne jegliche Nahrungsmittel nach Kabalo am oberen Kongo, wo­selbst wir um 6 Uhr abends ankamen. Um 7 Uhr abends bekamen wir hier die erste Nahrung an jenem Tage. Wir blieben Hierselbst noch zwei Tage liegen, während dieser Zeit ich ein mehrmaliges, sehr starkes Lungenbluten bekam. Es wurde von den belgischen Transportführern, die von dem Vorfall ebenfalls wieder unterrichtet wurden, immer noch nichts veranlaßt. Am dritten Tag mittags mußte ich in diesem Zustande die Strecke nach der betreffenden Dampferstation zu Fuß machen, um die Fahrt aus dem Kongo nach Kongolo weiter fortzusetzen. Hier brach ich bei Ankunft auf der be­treffenden Station infolge Kräfteverfalles zusammen. Ich wurde in diesem Zustande mit den anderen Kameraden zusammen ganz ohne Rücksicht auf mein Leiden tief unten in einem Schlepper untergebracht, woselbst sich eine heißdumpfe, übelriechende Luft