II, Welche Bedeutung hat die Judenfrage für das wirth- schaftliche und Deutschnationale Lehen, und was Können die Volksvertretungen in der Frage thun?
44 Die Schwierigkeit dieser, von den einzelnen Land- und Beiclis- böten sicherlich oft durchdachten Frage hat überwältigende Mittelparteien ad hoc geschaffen, welche — wie weit auch ihre Theile allgemein-politisch auseinanderstreben — darin einig zu sein scheinen: „es ist nichts zu machen.“
45 Dieser Standpunkt hat die Extremen gezeitigt, von denen die Einen glauben, die Judenfrage mit der Toleranz, die Anderen, sie mit der Enteignung der Juden — wenn nicht mit Schlimmerem — lösen zu können. Sie ermangeln Beide der Einsicht, dass die zahllose Eeihe der Eiegel, welche jedes Zeitalter, jede Nation, fast jeder Stand und sogar jedes Individuum vor das verwünschte Schloss gelegt hat, sich nicht mit Einem Schlüssel öffnen lassen könne.
46 Eine volle Lösung vermöchte wohl — wenn überhaupt — nur eine stattliche Zahl neuer Jahrhunderte; denn ein anderes, in ver-
- schiedenem Sinne von den beiden Seiten gedeutetes Mittel, nämlich die wünschenswerte Vereinigung aller modernen Cultur- völker zu gemeinsamem Vorgehen in der Judenfrage ist zur Zeit . aussichtslos und dürfte in demselben Grade immer aussichtsloser werden, in welchem die Kapitalkraft der Juden wächst: Niemand ist empfindlicher gegen jede Behandlung der Frage als die hochvermögenden Herren, welche den Pulsschlag der Nationen so gut ins „Coursmässige“ zu übersetzen verstehen, das sind die jüdischen und die nichtjüdischen, durch die internationalen Werthbeziehungen an das Judenthum unlöslich gefesselten Börsenmächte. Und dazu dürfen auch manche geldbedürftigen Eegenten und Begierungen gerechnet werden.
47 Aus dieser Einsicht heraus erschiene es mir vermessen, die ganze Judenfrage in das Gebiet meiner Aufgabe zu legen.
48 "Was ich aber vermag und wobei jeder praktische Volkswirth und Menschenfreund mitwirken kann, ist die Beantwortung desjenigen Tlieils der Judenfrage, dessen Lösung eine Erlösung für Deutschland wäre: Die Gesehäftsjudenfrage.