Wovworrt.

Allen Menschenfreunden, welche bisher an dem Hilfswerk zu Gunsten der russischen Flüchtlinge theilgenommen haben, namentlich aber Den­jenigen, an die der vorliegende Mahirrus besonders gerichtet ist, möchte ich nachstehende Betrachtungen unterbreiten, welche sich mir bei dem An­blick des unsäglichen Elends am Auswanderer-Bahnhof zu Charlottenburg

- unwillkürlich ausgedrängt haben.

Wirft man einen Blick auf alle bie- judenseindlichen Erscheinungen, welche in Rußland und in anderen Ländern?her"-ganzen Welt so zahl­reich zu Tage treten, so weiß man nicht recht,-, ob man über die Grau-

' . samkeit der Verfolger, welche unsägliches Elend über Millionen ihrer Mitmenschen heraufbeschworen haben, erstaunen -soll oder über die un­glaubliche Vertrauensseligkeit der Verfolgten, 'wAcher'die über ihren Häuptern sich zusammenziehenden G ewitter nicht sahen und nicht bei Zeiten Vorsorge zum Schutz der Glaubensgemeinschaft getroffen haben.^

Daß der Antisemitismus m den verschiedensten Formen besteht und von jeher bestanden hat, ist allen Israeliten bekannt. Zu allen Zeiten

haben die Juden unversöhnliche Feinde gehabt und diese suchten mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln die Juden zu bekämpfen. Man

- sollte nun glauben, daß mit dieser Thatsache stets hätte gerechnet werden

- müssen und daß es zu den Geboten der Klugheit und einer der vor­nehmsten Pflichten der jüdischen Philaniropen und Weisen gehören sollte,

' ihre Glaubensgenossen bei Zeiten so vorzübereiten, daß sie gegen eine

erneute Verfolgung gerüstet seien.

Die ganze Geschichte der Juden seit Zerstörirng des Tempels ist ein einziger Beweis für eine mit dem sonstigen Scharfblick der Juden in grellem Widerspruch stehende unkluge Vertrauensseligkeit. Die Inden waren allerdings selten große Staatsmänner, im diplomatischen Verkehr sind sie wie durch zahlreiche Belege aus der Geschichte zu ersehen ist immer die Geprellten geivesen, aber es grenzt schon an kindliche Naivetät, wenn man sieht, wie die Juden, die seit achtzehnhundert Jahren. verfolgt werden, ihrem unverwüstlichen Optimismus nicht entsagen und von jedem Angriff, den sie erlebten, glaubten, daß es der letzte sei. Der politische Optimismus ist einer der verhängnißvollsten Fehler der Juden.

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