gewesen. Der Fehler ist aber einmal/begangen und unsere Aufgabe ist es, seine Consequenzen möglichst zu "beseitigen, den plan- und ziellos umherirrenden russischen Glaubensgenossen ein schützendes Asyl und dadurch zugleich gegen den Antisemitismus ein dauerndes Bollwerk zu schaffen, hinter dessen Wänden auch zukünftige Flüchtlinge sicheren Schutz und genügenden Raum finden könnten. Wo aber ist dieses Asyl zu errichten? Welche Erfordernisse hat es zu erfüllen?

Sehen wir uns nach einem Lande um, welches den Strom der Auswanderer in sich auszunehmen geeignet wäre,- so müssen wir aus dieser Suche sorgfältig eine Reihe von leitenden Gesichtspunkten im Auge behaltwi, die auch tücht einen Augenblick lang übersehen werden dürfen. Das Land, das wir suchen, muß unbedenklich gewisse Voraussetzungen erfüllen, nicht eins davon können wir erlassen, fonft ist das ganze Werk gefährdet, ist die Zukunft der Auswanderer auch in der neuen Heimath bedroht. Vor Allem verdienen Berücksichtigung politische und religiöse resp. moralische Momente. Daneben erheischen auch die socialen urrd wirthschaftlichen Verhältnisse jenes gesuchten Landes sorgfältige Er- wüguttg. Lassen wir alle diese Factoren, deren wir soeben Erwähnung gethan, Revue passiren.

1. Politische Gründe. Wenden-mir uns zunächst den politischen Gründen zu. Was haben uns die Lebensäußerungen des Antisemitismus bisher gelehrt? Der . Satz, den wir ihnen entnehmen können, läßt sich dahin präcisiren, daß der Antisemitismus eines Landes im gleichen Ver- hältniß zu der Zahl der Juden in diesem Lande steht. An der Spitze aller judenfeindlich regiertet Länder sieht Rußland, und dieser Staat wiederum ist es, in dessen Ansiedelungsrapon die Juden 1216pCi. der Gesammtbevölkerung ausmachen, eine Geschlossenheit, in welcher sie uns sonst nirgends wieder begegnen. 2lus Rußland folgt Ritmänien, sowohl in Anbetracht der den Juden ungünstigen Volksstimmung, als auch der ziffermäßigen Stärke dieser Glaubensgemeinschaft. Acht Procent aller rumänischen Bürger sind nämlich Juden. An dieses Land reiht sich in 2lntisemitismus.und nach der Zähl seiner jüdischen Bevölkerung (4pCt.) Oesterreich-Ungarn, den Reigen schließt Deutschland, welches mit IfiFpCt. Juden auf die gesammte Einwohnerschaft immerhin noch wie wir ja Illle leider nur zu gut wissen Anspruch daraus erheben kann, ein , antisemitisches Land zu sein. Wächst der Procentsatz der Juden in einem Lande durch zahlreiche Einwanderung plötzlich an, so sangen auch sofort die antisemitischen Wogen an anzuschwellen, wie ja die judenseindliche Litteratur in Frankreich, die Arbeitermeetings gegen die Concurrenz der jüdischen Handwerker in England und der Judenhaß, der seit zehn Jahren notorisch in den Vereinigten Staaten herrscht, Jedermann, der Augen hat zu sehen, unzweifelhaft überzeugen müssen. Es kann nicht unsere Aus­gabe fein, die Ursache dieser Erscheinung hier zu erörtern. Wir sind nun einmal da und können nicht dafür, daß wir der bestgehaßte Volksstamm sind, dagegen müssen wir es nach Kräften zu vermeiden suchen, die Zähl der jüdischen Bevölkerung in arischen Ländern muthwillig zu steigern.

Namentlich kann nicht dringend genug vor einer starken Auswanderung nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika gewarnt werden. Hier