Sechstes Capitel.
Der Jude ist das Product der Ueberlieferung und des Gesetzes.
I. Einfluß des Gesetzes und der Satzungen auf die Race. — Daß das Juden- thum ebensowohl eine Religion für den Leib als für die Seele ist. — Die rituellen
Vorschriften, die gesetzliche Reinheit.
II. Inwiefern der Talmud gleichwie das Ghetto die Kräftigung des Stammesgeistes begünstigte. — In welcher Weise den Juden seine Cultusgebräuche von den Heiden absonderten. — Wie er, um ein moderner Mensch zu werden, sich „ent-
rabbinern" muß.
III. Stufenweise Umwandlung des Judenthums. — Wie es sich nach und nach von dem talmudischen Formelnzwang frei macht. — Bedingungen und Schwierig-
. . leiten dieser Cultuswandlung.
IV. Wie sich eine ähnliche Umwandlung in Leben und Familie des Israeliten
vollzieht.
I.
Der Jude ist also eine Schöpfung unseres Mittelalters; er ist das künstliche Werk einer feindseligen Gesetzgebung. Haben wir jedoch den Juden so gemacht, so waren wir dabei nicht allein am Werke. Das Ghetto in Italien, die Carriöre der Provence, die Judengasse in Deutschland, der Mellah in Marokko, die Hara in Tripolis sind bloß die Form, der Prägestock gewesen, worin der Jude gegossen und geprägt worden; er hat von ihnen nur seine äußere Form erhalten. Außer durch die Gesetze von außen und die äußeren Einflüsse ist der Jude auch durch eine von innen thätige Kraft herausgebildet worden, deren stetigere Wirkung vielleicht noch mächtiger gewesen ist. Diese Kraft besteht in seinem
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