Dreizehntes Capitel.
Das Weltbiirgerthum und die Verbrüderung der Israeliten.
L Gründe der fortdauernden Solidarität des Juden. — Noch einmal die Psychologie der religiösen Minderheiten. — Wie bei ihnen der Geist der Solidarität oft den jüdischen Glauben überlebt. — Daß alle großen Religionen in einem Sinne weltbürgerlich sind. — Noch einmal der Anticlericalismus und der Antisemitismus. — Welche Internationale die modernen Völker zu fürchten haben. II. Ist es wahr, daß die Juden die Nationen zu entzweien trachten? Das Judenthum und die menschliche Brüderlichkeit. — Daß der Geist Juda's ein Geist des Friedens ist. — Noch einmal die Messiaslehre. — Das künftige Jerusalem. — Wie der Geist Israels auch hierin gleicherweise mit dem modernen Geiste und dem christlichen Geiste in Einklang steht.
I.
Wenn Palästina für die große Mehrzahl der Juden kein Vaterlandsgebiet werden kann, das ihnen ein unabhängiges nationales Leben zurückgeben würde, vermag ihnen das Judenthum noch weiter die Stelle des Vaterlandes zu vertreten? Dann selbst, wenn es keine Religion mehr wäre, würde das Judenthum that- sächlich allemal die Eigenthümlichkeit einer Kirche bewahren, deren Mitglieder von demselben Vater abzustammen glauben und sich ihrer Abkunft nach als Brüder betrachten. Daher bei den Juden eine Solidarität ohnegleichen wie in keiner anderen Religion. Daher selbst bei den Zweifelsüchtigsten eine Neigung, dem religiösen Band den Vorrang über das nationale einzuräumen — denn für sie sind religiöses und Raceband gleichbedeutend — und sich zuerst als Juden und dann erst als Franzosen, Engländer, Deutsche zu betrachten.