ah, wie alle erdenkliche Schmach auf das Judentum der Vergangenheit wie der Gegenwart gehäuft wurde, desto mehr fühlte ich das Bedürfnis und war es mir Genugthuung, dem glaubensstolzen, hochmütigen Christen­tum gegenüber gerade den jüdischen Stamm-oder Rassench ar akter seines Stifters in den Vordergrund za stellen, um für eine vorurteilslosere gerechtere Beurteilung und Würdigung seiner Volksgenossen einzutreten. Dem Vorwurf derUnchristlichkeit" gegenüber glaubte ich zu meiner per­sönlichen Rechtfertigung nichts Besseres thun zu können, als durch Wort und Schrift zu zeigen, daß ich mich, wenn auch überhaupt gar keinen Wert auf Namen legend und grundsätzlich auf nicht einseitig-christlichem Standpunkt stehend, doch mehr als Alle, welche auf diesen Namen pochen, v er w an dt und eins fühle mit dem Wesentli chsten dessen, was der Stifter des Christentums vor achtzehnhundert Jahren ge­wollt und gelehrt, was er aber auch ausdrücklich gerade als Sohn seines Stammes, als Angehöriger und Glied der semitischen Rasse, genährt und erfüllt von dem Geist der großen Pro­pheten seines Volkes, gewollt und gelehrt hat. Dem Vorurteil und den Anklagen, die auf das Judetttum gehäuft wurden, ihnen gegenüber glaubte ich, zumal in meiner Stellung als Predigerfreier Gemeinden", nicht besser begegnen zu können, als indem ich, außer dem, was ich in meinen Vorträgen und schriftlichen Arbeiten zur gerechteren Beurteilung und Würdigung desselben that, absichtlich und grundsätzlich den per- sänlichen Verkehr mit Angehörigen des Judentums ganz besonders pflegte, wie sehr mir das auch, wenigstens im Anfang meiner öffentlichen Wirksamkeit, von manchen Seiten verdacht wurde. Und in diesem idealen Zusammenhang meines Thuns und meines ganzen Lebens mit meiner tiefsten innersten Ueberzeugung und Weltanschauung wird darum schließ­lich auch der letzte und entscheidenste Schritt nach dieser Richtung hin sein volles und höheres Verständnis finden, die Wahl meiner Lebensgefährtin als Tochter eines Rabbiners, also gerade aus den Reihen der mit dem Vorurteil und den Anklagen von Jahrhunderten Belasteten, eine Wahl, der ich das hohe Glück danke, in der gewissenhaften Erfüllung meiner höchsten Lebensaufgabe wesentlich und energisch mich gefördert und gestärkt zu wissen.

Daß ich trotz alledem dem Judentum gegenüber mir ein freies, durch keine persönliche Einflüsse oder einseitige Geschichtsbetrachtung getrübtes und befangenes Urteil bewahrt habe, das habe ich, seit meinem ersten Aus-

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