Das Humane im Judentum.

^ 4 - der Geschichte ausgetreten ist, schlechterdings das Recht nicht ' hat, im Unterschied von andern Religionen sich ausnahmsweise,

- oder auch nur vorzugsweise dieReligion der Liebe" zu

nennen. Am allerwenigsten hat cs diese Liebe dem Judentum gegenüber bethätigt, dessen Bekenner, zumal in den Zeiten des Mittelalters, nicht wie gleichberechtigte Menschen, sondern wie die verworfensten Parias, wie das vernunftlose Vieh von den Bekenncrn des Christentums behandelt worden sind. Aber es l wäre eine gefährliche Täuschung, sich einreden zu wollen, daß diese

I * Zeiten und mit ihnen der tiefgewurzelte Haß, die tiefgewurzelte

j Verachtung vollständig geschwunden; die tägliche Erfahrung lehrt

| uns vielmehr, daß trotz aller Fortschritte in Staat und Sitte,

trotz der fast überall setzt eingetretenen Emanzipation der Juden, und trotz der im Gegensatz zum alten Kirchenglauben täglich mehr sich ausbreitenden freieren, vernünftigeren und humaneren Anschauungen, bis zur Stunde noch sich ein wahrhaft häßlicher Rest, ein unvertilgbar scheinender Bodensatz von jenen Gefühlen

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