Dih Unrchthrit der: mosaischen Gesetz^.

gläubige Jude und Christ geht von der Annahme aus, daß der Inhalt der biblischen Schriften, wenn nicht- gerade unmittelbar von Gott selbst, doch wenigstens von den Männern Gottes" herrührt, deren Namen sie tragen, und daß es sich mit dem Alter der einzelnen religiösen Vorstellungen, Gesetze und Gebräuche genau so verhält, wie es nach der Dar­stellung dieser Schriften den Anschein hat. Diese Annahme iit aber falsch, sie ist eines der vielen Vorurteile, welche bis zur Stunde Liber die Bibel herrschend sind, und es soll unsre Aufgabe sein, die vollständige Unhaltbarkeit dieser Annahme auf­zuzeigen, indem wir uns ausschließlich mit einem der wichtigsten Bestandteile der biblischen Urkunden beschäftigen, mit den soge­nannten mosaischen Gesetzen.

Daß der Wert und die Verbindlichkeit dieser Gesetze nach der Ansicht aller Bibelglüubigen auf der vermeintlichen Thatsache beruht, diese Gesetze seien von Gott selbst gegeben, oder zum wenigsten stammen sie von Moses oder doch aus seiner Zeit her, das wird von Niemand bestritten werden. Ohne diese Voraus­setzung wurde sich der gebildete Jude der Gegenwart, dessen Pe­kuniäre Mittel es ihm erlauben, an allen Fortschritten und Neu­erungen unsrer Zivilisation in erster Linie sich zu beteiligen, er würde sich nie und nimmer dazu verstehen, in religiöser Beziehung sich an Gebräuche und Gesetze zu binden, welche zum großen Teil mit allen Anforderungen der Gegenwart wie mit den unbe­streitbaren Ergebnissen der Wissenschaft im schreiendsten Widerspruch