Zwei Antisemiten.

Ein Freidenker und ein Hofprediger.

mich trotz allem inneren Widerstreben zu den hier SySy? folgenden Auslassungen ganz besonders nötigt und sie mir zur Pflicht macht, das ist die betrübende Thatsache, daß einige der nennenswertesten Angriffe ans das Judentum in der neuesten Zeit von Männern ausgehen, von denen man es am allerwenigsten erwarten oder für möglich halten sollte, und daß diese Angriffe und die Methode derselben, soweit ich die einschlägige Litteratur übersehen kann, bis zur Stunde nicht die Abfertigung gefunden haben, zu welcher sie im Interesse der Wahrheit und Gerechtigkeit heraussordern. Eine solche Abfertigung scheint mir aber umso dringender geboten, als diese Angriffe von zwei schroff entgegen­gesetzten Standpunkten ausgehen, die eine von einem alsFrei­denker" viel genannten, durch eine große Reihe der freisinnigsten Schriften weithinbekannten, und auch von mir deswegen hochge­schätzten Mann, der durch sein Auftreten den Beweis liefert, daß manFreidenker" und doch zugleich dem Judentum gegenüber im höchsten Grad ungerecht sein kann, die andere von einem Vollblut-Orthodoxen, der in der denkbar widerlichsten Weise den Charakter eines ordengeschmückten christlichen Hofpredigers mit dem eines demagogischen Volksredners und Hetzapostels in einer und derselben Person zu vereinigen weiß. Je mehr gerade diese An­griffe die Vermutung einer ihnen innewohnenden Berechtigung dadurch bei Vielen Hervorrufen können, daß sie von so ganz entgegengesetzten Standpunkten ausgehen, desto mehr scheint es geboten, ihnen fest und entschieden entgegenzutreten.

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