Ern vergessenes Wort vor: Ludwig Feuerfbach.
^^^ler kühne Denker, dessen Freundschaft zu gewinnen mir in den letzten Jahren seines Lebens beschieden war, und an dessen Grab auf dem Johannissriedhof in Nürnberg ich den Gefühlen höchster Anerkennung und Bewunderung seiner — nur zu wenig noch gewürdigten Geistesthat — Ausdruck geben durfte, er hat die 24. seiner Vorlesungen über „Das Wesen der Religion", die er im Jahr 1848 in Heidelberg gehalten, mit folgenden Worten eröffnet:
„Die Erscheinung, daß Verstand wenigstens in gewissen Lebenssphären sich mit dem unverständigsten Aberglauben, Politische Freiheit mit religiösem Knechtsinn, naturwissenschaftliche, industrielle Fortschritte mit religiösem Stillstände, selbst mit der Bigotterie vertragen, hat Manche auf die oberflächliche Ansicht und Behauptung gebracht, daß die Religion für das Leben, namentlich das öffentliche, politische Leben ganz gleichgültig sei; das Einzige, was man in dieser Beziehung erstreben müsse, sei unbedingte Freiheit zu glauben, was man wolle. Ich erwidere aber dagegen, daß solche Zustände, wo politische Freiheit mit religiöser Befangenheit und Beschränktheit verbunden ist, keine wahren sind. Ich für meinen Teil gebe keinen Pfifferling für politische Freiheit, wenn ich ein Sklave meiner religiösen Einbildungen und Vorurteile bin. Die wahre Freiheit ist nur da, wo der Mensch auch religiös frei ist; die wahre Bildung nur da, wo der Mensch seiner religiösen Vorurteile und Ein-
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