Jüdische Kindertaufen.
Vortrag- gehalten am 9. Februar 1910 im Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens.
E rst seit verhältnismässig kurzer Zeit kommen wir Juden zur Besinnung auf uns selbst Unsere Vorfahren hatten genug zu tun, sich vor ihren Feinden zu schützen, für ihren Unterhalt zu sorgen und dem Studium der Gesetze nachzugehen, nur sehr wenigen war es vergönnt, in das öffentliche Leben einzutreten. Sie suchten und fanden Glück und Frieden in ihrem Familienkreise, in ihrem Hause, das die religiöse Weihe zum Tempel des Herrn machte.
Die Welt hatte vergessen oder wollte nicht daran erinnert werden, welchen beinahe unbegrenzten und segensreichen Einfluss das Judentum auf die Anschauungen und Geschicke der Menschheit ausgeübt hatte, und wie ich hinzusetzen möchte, noch auszuüben bestimmt ist.
Man wollte nicht daran erinnert sein, dass der grosse Lehrer, der im neuen Testament die Gebote der Offenbarung vom Sinai durch die Welt trug, Jude war und Jude sein wollte, dass in dem Morgenläuten des Ave Maria die Andacht der Gläubigen zu einer Mutter in Israel erging.
Dank dem Humanismus, dank den grossen Enzyklopädisten wird der Fluch des Mittelalters — die