Professor Paulsen und die Judenfrage.

M an kann es wohl begreiflich finden, dass noch gegen Ende des vorigen und im Anfang dieses Jahrhunderts die Sympathien der grossen Denker und Dichter unseres Vaterlandes sich ihren jüdischen Mit­bürgern nicht zuneigten.

Die grosse französische Revolution hatte den monar­chischen Despotismus weggefegt und das unerträglich gewordene Joch der priesterlichen Herrschaft ab geworfen.

Die skeptische Philosophie, die in dem zersetzenden Kriticismus Kants ihren Höhepunkt erreicht hatte, war aus leicht begreiflichen Gründen nicht gegen das Christen­tum vorgegangen, aber sie hatte die Grundvesten der positiven Religionen erschüttert und ihre historischen Zeugnisse bezweifelt.

Die Rücksichten die man gegen die Landesreligion zu nehmen hatte, waren nicht gegen die Ueberlieferungen einer Lehre geboten, die die unentbehrliche Grundlage der neuen Verkündigung bildete. Die alten überlebten Fabeln von dem Gott der Rache wurden neu aufgetischt, man legte die Schwächen der grosen Männer der Alten Testaments bloss.

Man übersah, dass dieser angebliche Gott der Rache