Was wir nicht fürchten mochten, das ist nach Gottes uiu erforschlichcm Nathschlussc geschehen: Frau Lea Kaulla ist nicht mehr. Dieses edle, vortreffliche Weib, diese treue, unvergleichliche Mutter, diese liebevolle Freundin ihrer Mitmenschen ist nicht mehr, und mir ist die traurige Pflicht geworden, die letzten Segnungen der Religion ihr zu widmen und zum Tröste der lief betrübten Leidtragenden, zu unser Aller Trost ihr theu- res Bild uns noch einmal vor die Seele zu rufen. Kaum fühle ich mich dieser Aufgabe gewachsen. Ich soll in wenigen Minuten, bevor diese entseelte Hülle unfern Augen völlig entrückt wird,' daö Lebendes Geistes, den sie aus eine so würdige Weise umschloß, schildern. Dieses Leben war aber so groß, so schön, so reich geschmückt mit den mannigfaltigsten Tugenden, daß viele Tage ilicht hinreichen würden, es vollständig darzustellen. Dazu kommt uoch meine eigene Bestürzung, die tiefe Betrübniß meiner Seele über ihren Hingang, die mich kaum meine Gedanken ördnen läßt. Denn theuer wie eine Mutter war sie mir; mütterlicher Liebe hatte ich mich von ihr zu erfreuen gar viele Jahre. Ich gestehe es, habe ich mir je eine beredete Zunge gewünscht, um zur rechten Zeit das rechte Wort zu reden, so geschieht es hieran diesem £vte. Nicht um mir sill-st Ruhm zu erwerbcir — denn wer könnte hier, auf dem Gefilde der Gräber, umgeben von Leichensteinen, die in so eindringlicher Sprache uns zurufen: „Alles ist eitel," an sich und seine eitle Ehre denken — nein, um der theuern Dahingeschiedeneu ein ihr würdiges Denkmal zu setzen , um der Trauergemeinde, die so zahlreich sich hier eingesun- dcn, ein Lebensbild zll zeichnen, das ebenso entzückend wäre für