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Vorwort

Vielleicht interessiert es doch manchen Leser, zu erfahren, wie ich dazu gekommen bin, dieses sonderbare Buch zu schreiben, und interessiert ihn auch zu wissen, wie ich möchte, daß es gelesen würde.

Ich bin ganz durch Zufall auf das Judenproblem gestoßen, als ich darauf aus war, meinenModernen Kapitalismus von Grund aus neu zu bearbeiten. Da galt es unter anderm die Gedanken­gänge, die zu dem Ursprünge deskapitalistischen Geistes führten, um einige Stollen tiefer zu treiben. Max Webers Untersuchungen über die Zusammenhänge zwischen Puritanismus und Kapitalismus mußten mich notwendig dazu führen, dem Ein­flüsse der Religion auf das Wirtschaftsleben mehr nachzuspüren, als ich es bisher getan hatte, und dabei kam ich zuerst an das Judenproblem heran. Denn wie eine genaue Prüfung der Weber- schen Beweisführung ergab, waren alle diejenigen Bestandteile des puritanischen Dogmas, die mir von wirklicher Bedeutung / für die Herausbildung des kapitalistischen Geistes zu sein scheinen/ Entlehnungen aus dem Ideenkreise der jüdischen Religion.

Aber diese Erkenntnis allein hätte mir noch keinen Anlaß geboten, in der Entstehungsgeschichte des modernen Kapitalismus den Juden eine ausführliche Betrachtung zu widmen, wenn sich mir nicht im weiteren Verlauf meiner Studien wiederum rein zufällig die Überzeugung aufgedrängt hätte, daß auch am Aufbau der modernen Volkswirtschaft der Anteil der Juden weit größer sei, als man bisher geahnt hatte. Zu dieser Einsicht führte mich das Bestreben, jene Wandlungen im europäischen Wirtschaftsleben mir plausibel zu machen, die seit dem Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Ende des 17. Jahrhunderts etwa sich vollziehen, und die eine Verschiebung des wirtschaftlichen