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XANTENER RITUALMORDPROZESS. Am
Abend des 29. Juni 1891 wurde in der dem Schankwirt Küppers in X. gehörigen Scheune die Leiche des 5jährigen Knaben Johann Hegman mit einer klaffenden Halswunde gefunden. Bald wurde von der antisemitischen Presse behauptet, zwecks Erlangung von Blut sei ein j. Ritualmord verübt worden. Der Verdacht, den ,,Schächtschnitt" vollzogen zu haben, wurde auf den Metzger und ehemaligen Schächter der dortigen Synagogen- gemeinde Adolf Buschhoff gelenkt. In dem vor dem Schwurgericht zu Cleve vom 4.—14. Juli 1892 verhandelten Tendenzprozeß wurde jedoch bewiesen, daß der Fundort (Küppers Scheune) auch der Tatort gewesen, das Kind also nicht, Avie behauptet wurde, in Buschhoffs Hause getötet worden sein konnte. Durch die ärztlichen Aussagen bzw. Gutachten wurde festgestellt, daß
für die Annahme einer Bei Seite Schaffung von
Blut auch nicht der geringste Anhaltspunkt vorlag. Es erfolgte daher die Freisprechung des Angeklagten von der Beschuldigung des Ritual-
mord.es.
Lil.l Der X.'er Knabenmord vor dem Schwurgericht zu Cleve. Vollst, stenogr. Bericht, Bln. 1893; Hugo Friedländer, ,,Kriminal-Prozesse", 1. Bd.: Der Knabenmord in X.; Hugo Hayn, Ubersicht der . . .Lit. über die angeblich von J. verübten Ritualmorde, . . . Jena 1906, S. 29, Nr. 114—119.
W. A. Ly.
Xerxes s. unter Persien. Xisuthros s. Gilgamesch.
YAHUDA, ABRAHAM SCHALOM, Orientalist, geb. 1878 in Jerusalem, z. Zt. in London lebend, war 1905—13 an der *Hochschule für die Wissenschaft des J.-tums zu Berlin alsDoz. für Bibelexegese tätig. Einem Rufe der span. Regierung folgend, wirkte er die folgenden Jahre an der Univ. Madrid als Prof. für Orientalistik. — Y. hat bereits 1894
Y
eine hebr. geschriebene Abhandlung zur Kulturgeschichte der *Araber und später verschiedene Beiträge zur Bibelkunde („Hapax-Legomena 44 in JQR XV) veröffentlicht. 1907—12 erschien die von ihm besorgte Erstausgabe des arab. Originaltextes von *Bachja ibn Pakudas „Herzenspflichten". 1929 veröffentlicht Y. ein viel beachtetes, aber auch von verschiedener Seite angefochtenes Buch „Die Sprache des Pentateuch in ihren Beziehungen zum Ägyptischen 44 , in dem er eine weitgehende sprachliche Abhängigkeit der bibl. Uberlieferung vom Ägyptischen zu beweisen sucht und daraus weitgehende Schlüsse über den Aufenthalt Israels in Ägypten und über den Kulturzustand Israels in der vorkanaanäischen Epoche zieht.
Lit.: Spiegelberg, Ägyptologische Bemerkungen, in der Zeitschr. f. Semitisten, Bd. VII; A. S. Yahuda, Eine Erwiderung, ebda.
S. A. Sp.
Ychoasch s. Jehoasch.
YELLIN ? DAVID, hebr. Pädagoge, geb. 1864 in Jerusalem als Sohn des Joschua Y. (eines der 10 *Aschkenasim, die als erste 1834 nach Jerusalem kamen), wurde 1882 Lehrer der *Allianceschule, weswegen er und sein Vater mit dem Bann belegt wurden. Y. veröffentlichte seit 1889 zahlreiche Lehr- und Lesebücher in hebr. Sprache, die ersten für Hebräisch als lebende Sprache. Mit Hilfe von *Pines gab er eine hebr. Übersetzung der türk, Agrargesetze heraus. 24 Jahre lang war er Lehrer der *Lämelschule, seit 1904 Lehrer am Lehrerseminar des *Hilfsvereins der deutschen J., seit 1912 dessen Prorektor — diese Stellung gab er bei Beginn des *„Sprachenkampfes" auf—, späterhin Leiter des von der *Zionistischen Organisation gegründeten hebr. Lehrerseminars, gegenwärtig Dozent für hebräische Poesie am Judaistischen Institut der hebr. Universität. Y. gab ein vielfach übersetztes Buch über *Maimo-