Moses Mendelssohn
In der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts kündeten deutliche Anzeichen das Herannahen einer neuen Zeit in Deutschland. Ein neuer Geist regte sich allerorten in deutschen Landen; vornehmlich in Preußens Hauptstadt, dem Mittelpunkt der deutschen Bildungswelt, trat ein lebhaftes Streben nach Befreiung und Aufklärung deutlich zutage. Mit dem Regierungsantritt Friedrich des Großen begannen die im Zeitenschoße schlummernden Ideen allmählich in das bewegte Leben einzudringen. Der Wissensdrang wurde immer stärker, die Sehnsucht nach Aufklärung, nach Erlösung aus den starren Formen, die die Gesellschaft gebannt hielten, immer mächtiger.
Auch unter den Juden der preußischen Hauptstadt zeigte sich damals das erste Streben nach weltlicher Bildung. Bezeichnend hierfür ist der in Danzels Buch „Gottsched und seine Zeit“ mitgeteilte Brief des jungen Studenten Gumperz an den Leipziger Gottsched, hi diesem Briefe bittet der zwanzigjährige Gumperz den gewaltigen Führer der damaligen Gelehrtenrepublik, ihm zu erlauben, unter „dero Schutzflügeln zu weiden“ und bei „Höchstdemselben die süße Milch der Wissenschaft zu saugen“’. Aus dem schwülstigen Briefe Gumperz’ spricht