Ludwig Börne

Die Wandlung des innem Menschen macht nicht immer eine Änderung der äußern Erscheinung erforder­lich; ebensowenig ist bei einer Umformung der äußern Erscheinung stets eine Metamorphose des innem Seelen­lebens die Folge. Das Andersschemen setzt nicht das Anderssein voraus.

Elischa ben Abuja zieht äußerlich den alten Menschen nicht aus; er wechselt nicht sein Aussehen, sondern seine Gesinnung; er ändert nicht seinen Namen, sondern seine Anschauung; er nennt sich fürderhin stolz Elischa Sohn Abujas, nur die andern nennen ihn Acher, weil sie ihn als andersgeartet und wesensfremd empfinden.

Ludwig Börne ist sein Gegenteil. Er wechselt sein Aussehen und bleibt treu seiner alten Gesinnung; er ändert seinen Namen, nicht seine Anschauung; er nennt sich stolz Ludwig Börne und wird sich nicht bewußt, daß dahinter doch nur der alte Löb Baruch steckt.

Er geht aus dem Judenkreis, aber der Gang ist nur eine scheinbare Bewegung, ein Gehen, ohne sich zu ent­fernen.

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