Max Nordaii

Heimgefunden dieses als Titel für Familienblatt- Romane häufig gebrauchte Wort kann man füglich auf Max Nordau anwenden; freilich ohne den Beigeschmack rührseliger Romantik, der diesem Worte sonst anhaftet.

Vor allem war Nordau kein Irrender, der heimge­funden hatte, sondern ein Mann, der blicksicher seines Weges ging. Er war kein Schwarmgeist, der sich in frem­den Bezirken verloren hatte und sich dann plötzlich im eigenen wiederfand, sondern ein klardenkender, klarfüh­lender Mensch, dessen Herz sich wissend allem Mensch­lichen erschloß, indes es, nicht wissend, allem Jüdischen verschlossen blieb.

Aber irgendwie blieb Nordau auch in den Jahren der Entfremdung seinem Volkstum verhaftet. Denn als der Ruf an ihn erging, gehorchte er wie einer, der auf diesen Ruf vorbereitet war. Sein Anschluß an die jüdisch- nationale Bewegung vollzog sich rasch und glatt. Er stand sofort mitten im Lager, als wäre er ihm nie fern ge­wesen ; er wußte sofort in allem Bescheid, als hätte er von der Pike auf der jüdischen Sache gedient. Und der Ge­rufene wurde selbst zum Rufer im Vortrupp der Zionskämpfer.

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