Morris Rosenfeld

In der jiddischen Literatur konnte man selten von einem literarischen Ereignis sprechen.. Da ging alles sehr ruhig und ohne Aufregung her. Die Schriftsteller schrieben, so gut sie schreiben konnten,, und die Dichter dichteten, so gut sie dichten konnten, und das Volk las ihre Bücher jenseits von Gut und Schlecht, und es gab weder einen Kritiker, der verriß, noch einen Rezensenten, den man hätte totschlagen mögen. Die große Welt aber, im Osten wie im Westen, nahm keine Notiz davon. Die Welt hatte überhaupt gar wunderliche Ansichten vom Jiddisch, und vielleicht hatten die jiddischen Schreiber ebensolche An­sichten von der Welt.

Das erste große Ereignis in der jiddischen Literatur hießMorris Rosenfeld. Er war unter den jiddischen Dich­tem der erste, der sich , im Westen einen Namen erwarb, und durch ihn erst wurde dem Westen das jiddische Schrift­tum bekannt. Nach ihm erst kamen die andern, die kleinem Dichter sowohl wie auch die, die größer waren als er.

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In der jiddischen Literatur bedeutete Morris Rosen­feld ein Ereignis. Zunächst seine Persönlichkeit: Em armer,

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