Vorwort.
Gern erfülle ich den Wunsch des Herrn Verlegers, das vorliegende Werk auf seinen) Wege in die Oeil'onfclichkoib mit einigen Worten zu begleiten. Nicht um es anzupreisen; die Gunst der Kritik wird es sieh selbst gewinnen. Aber die Vorurthoile, denen es von vornherein begegnen könnte, möchte ich verscheuchen, damit nielibjiidisehe und jüdische Leser es mit jener Unbefangenheit aufnehmen, in welcher es geschallen ist und einen unbedingten Vorzug besitzt. —
Schriften über Juden sind selten ohne Vorurtheil: Schriften von Frauen sind selten gründlich; dies Huch über das jüdische Weib ist von christlicher, weiblicher Hand; — allein es ist gründlich und von Vorurtheilen frei. Nicht blos die Nachtheile sind . vermieden, sondern Vorzüge durch beides gewonnen. Auch das geistige Schauen ist von optischen Gesetzen beherrscht; Vieles kann nur aus der Nähe, Anderes nur aus der Ferne vollkommen erkannt werden. So wird eine Frau in die Higenart der Sin- nesrichtung, der Gefühlserregung und der sittlichen Bewährung des weiblichen Geschlechts unstreitig tiefer eindringen können als ein Mann. — Hie Menschen anderen Stammes, fremder Religion und ferner Zeiten werden wir leichter durchschauen, wenn wir, nicht zu Lieb und nicht zu Leide, unsere Gedanken mit redlicher Absicht auf wahre Erkenntniss schöpfen. Has Buch ist offenbar aus dem Bediirfniss entstanden, ein genaues Bild von der Higenthümlichkeit in der Natur, im Charakter und in der Geschichte des jüdischen Weibes zu gewinnen; durch Beobachtung der Gegen-