Neuntes Capitel.

Praktische Kulturarbeit.

Das jüdische Weib war nie ein Gegenstand 'rittei'lichon Cultus, seine reiche Gemüthswelt, die Tiefe seines Herzens, die Zartheit seines Geistes, die Fülle seines Seelenleben, die Weichheit seines Wesens, die Umwandelbarkeit der Muttertreue wurden an­erkannt und gewürdigt und mehr als durch alle mittelalterlichen Turniere, welche der sinnlichen Erscheinung des Weibes huldigten, wird es durch die jüdischen Propheten gefeiert, indem sieGott sein Volk trösten lassen wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, und das israelitische Volk zum Vertrauen auf Gott ermuthigen, der dessen ebensowenig vergessen kann, wie eine Mutter ihres Kindes. Troubadours und Minnesänger hat der jüdische Stamm nur in sehr geringer Zahl hervorgebracht; dasEwig Weibliche aber, die unter allen Verhältnissen und bei allen Völkern edlbren Seiten des Weibes, das Hein-Weiblich-Menschliche, wurde von ihm gepriesen und verherrlicht. Was ist aus dem Frauenkultus des mittelalterlichen liitterthums geworden, welcher der äusseren Schönheit seine Dienste weihte, die Form verehrte, dem innern Heiligtbum des Weibes aber fern blieb? Er ist dahin geschwunden