207

freilich] woher sollen die Frauen den Werth des Hebräischen kennen, da selbst ihre Männer es kaum mehr kennen und nur noch die Gelehrten es treiben!

Zum Trost sei es gesagt, es war nicht immer so schlimm bestellt in Mangel an Wissen und Wollen von Seiten der Frauen. Durch frühere Jahrhunderte hindurch hatte dieheilige Sprache, welche den Völkern die Zehn-Gebote und die Urgeschichte der Menschheit übermittelte, glühende Verehrerinnen.

Um nicht zu weit zurückzugreifen, sei hier gleich die talent­volle Tochter des Rabbiners Isaak Samson Cohen: Eva Bacha- rach genannt.

Bva wurde 1585 zu Prag geboren. Sie besass eine unge­wöhnliche Kenntniss rabbinischer und biblischer Schriften und beherrschte die hebräische Sprache vollkommen, so vollkommen, dass gelehrte Männer aus ihrem Kreise sie bei dunkeln Stellen oder vieldeutigen Ausdrücken um ihre Meinung befragten. Mancherlei Sehicksalsschlägo, Vertreibungen aus der Heimath hatten den Verlust des Vermögens und schwere Existenzsorgen zur Folge, Der härteste Schlag traf die Vielgeprüfte, als ihr der Gatte starb, aber der Tod des verehrten und geliebten Mannes gab ihr auch Gelegenheit, ihre Charakterstärke in vollom Masse zu zeigen. Sie kehrte mit ihrem Sohne zu ihrer Mutter, der ge­lehrten Vögele Cohen, zurück. Noch jung und anmuthig, obwol durchaus nicht schön, sah sie sich von zahlreichen neuen Bewerbern um ihre Hand umgeben, aber sie hielt dem geliebten Gatten die Treue über das Grab hinaus und heirathete nicht wieder. Als ihr Sohn Rabbiner in Mähren wurde, folgte sie ihm