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Dor zweite Charakterzug ist folgender: Daniel Itzig verkehrte' mit sehr angesehenen Leuten, und oft genug sassen Minister an seinem Tisch; auch der feine, geistreiche Dr. Gans war sein häufiger Gast und ihm immer mehr befreundet. Gans stimmte mit Itzig lebhaft und eifrig darin überein, dass ein iieligions- Avochsol verächtlich sei, und liess sich dennoch bei Gelegen­heit seiner Beförderung taufen:Jetzt kommt der Mensch nicht mehr über meine Schwelle, erklärte Itzig nud hielt Wort.

Ein Mann von solchen Grundsätzen musste auch ein treff­licher Vater sein. Er that, was in seinen Kräften stand, seine Kinder gut zu orzioheu. Er scheute keine Schwierigkeiten und Kosten und hielt ihucu die vorzüglichsten Lehrer und Lehrmittel. So legte er seihst den Grund zu der ungewöhnlich hohen Bildung,, welche besonders einigen seiner neun Töchter vor fast allen, anderen Damen der Gesellschaft Kuf und zum Thcil auch Einfluss in der grossen Welt verschaffte. Sie erscheinen geradezu als. Vorbilder, wie Vermögen und gesellschaftliche Stellung zu Gunsten* der Sittlichkeit und Humanität verwendet werden kanu, wie tact- volle Lebensführung die sich scheinbar widersprechenden Gegen­sätze zwischen weltlicher Vergnügungssucht und ernster Denkungs- weise und Werktbätigkeit vereinigen lässt.

Vorerst sei der ältesten Tochter gedacht, der gütigen und. stilleren Blümchen, im Mai 1752 geboren.

Von ihr habe ich nicht viel mehr erfahren können, als dass sie als Gattin von David Eriedländor, eines geistig strebsamen, ja bedeutenden und wahrhaft menschenfreundlichen Mannes reiche Gelegenheit hatte ihren Geist und ihr Herz zu bilden, und ihren Mann in dessen vielfachen practischen Unternehmungen mit Itatli