Zweiter Abschnitt.

Die Reaktion.

Wenn es für die deuschen Juden im Anfänge des neunzehnten Jahrhunderts eines Beweises dafür bedurft hätte, daß sie trotz der politischen und zum großen Teil auch socialen Zurücksetzung, in der sie lebten, mit ihrem ganzen Empfinden dem deutschen Vaterlande anhingen, so haben sie dies zur Genüge durch ihr patriotisches Verhalten nach der schweren Katastrophe von Jena gezeigt. Die Siege der französischen Waffen in Deutschland haben den Juden die Gleichberechtigung in jenen Landesteilen gebracht, die entweder direkt mit dem Kaiserreiche vereinigt, oder Vasallstaaten Frankreichs gewordenffind. Von den deutschen Staaten waren es jene des Rheinbundes, die zuerst dem von Frankreich gegebenen Beispiel folgten, die Juden als Bürger anzuerkennen; Baden, das so dicht an das Land der Gleichheit grenzte, machte den Anfang, die übrigen unter Napoleons Protektion stehenden Staaten ahmten diesem Beispiel nach. In Westfalen, in den Hansestädten und selbst in Mecklen­burg erlangten die Juden politische Rechte; in der freien Stadt Frankfurt, dem Sitze der berüchtigtenJudenstättig- keit", erkauften sich die Juden die Gleichberechtigung um die Summe von 400000 Gulden; sie durften daher dort auch Staatsämter bekleiden. Nur in Preußen konnte sich die Regierung noch immer nicht dazu entschließen, der Zeitströmung zu folgen und den Juden die bürgerlichen Rechte zu gewähren, obwohl die harten Bestimmungen des im