I.
Die Geschichte der Sage.
.Wem: man die stattliche Reihe von poetischen Schöpfungen ansieht, denen die Sage vom „Ewigen Juden" zu Grunde liegt, von dem französischen Volksliede aus dem Anfänge des 17. Jahrhunderts an bis zu der gedankenreichen Dichtung „Jehovah“ der Königin von Rumänien, so sollte mar: sich der Vermutung nicht entziehen können, daß ein so oft behandelter Stoff seit vielen Jahrhunderten populär gewesen sein müsse. Diese Annahme ist insofern irrtümlich, als die Sage in der Gestalt, wie sie uns aus dem Volksbuch und den dichterischen Bearbeitungen bekannt ist, verhältnismäßig spät auftritt. Die einzelnen Traditionen freilich, aus denen die Erzählung von dem fluchbeladenen und zu ewiger Wanderung verurteilten Juden schließlich gebildet wurde, sind älter.
Die ersten deutschen Bearbeitungen unserer Sage, auf die wir später zurückkommen, tragen als Motto auf dein Titelblatt das Wort Christi Matth. 16, 28: „Wahrlich, ich sage euch: Es steh ei: allhie etliche, die werden den Tod nicht schmecken, bis daß sie des Menschen Sohn kommen sehen in sein Reich." Diese Äußerung des Herrn muß man mit einer anderen Notiz verbinden, die sich bei Johannes 21, 20 ff. findet: „Petrus wandte sich um
Neubaur, die Sage vom ewigen Juden. ^