'Morwort.

Das vorliegende Werk ist das Ergebnis jahrelangen Mühens und Schaffens. Nicht etwa ein Mangel an jüdischen Kochbüchern gab der Verfasserin den Wunsch zu diesem Werke ein, sondern die Über­zeugung, daß die bisherigen Kochbücher, obwohl von praktischen und tüchtigen Köchinnen verfaßt, doch nur in dem engen Rahmen des Alt­gewohnten sich bewegen. Nun ist aber die Kochkunst, gleich den anderen Künsten des alltäglichen Lebens mit der Neuzeit weiter geschritten. Technik, Chemie, Gourmandise und als Resultat des immer mehr sich steigernden Verkehrs, die leichtere Erlangung der Erzeugnisse fremder Länder, alles vereinigt sich, größere Mannigfaltigkeit in die Kochkunst zu bringen und die Art zu speisen zu verändern, gewissermaßen zu modernisieren. Diese Veränderungen aber sind zumeist spurlos und ohne Wirkung an der jüdischen Küche vorbeigegangen, weil man nicht wußte und nicht verstand, oder sich nicht die Mühe gab, von all dem Vielen, Guten und Neuen Gebrauch zu machen. Deshalb hat es sich die Verfasserin zur Pflicht und Aufgabe gemacht, die neuen Errungen­schaften der Kochkunst in Einklang zu bringen mit der gewissenhaften Befolgung der. jüdischen Satzungen und so diesem Kochbuch das zu sichern, was sein eigenster Wert sein soll, bei gleichzeitiger, gründlicher und gediegener Behandlung der jüdischen Originalrezepte, die Verwert­ung aller gestatteten Hilfsmittel, mit dem Hinweis auf ihre praktische Verwendung.

Die Verfasserin verdankt den Grund ihrer Kenntnisse in der jüdischen Küche, ihrer verehrten Großmutter, einer geborenen Psälzerin, die noch aus der guten, alten Zeit stammte, da die Hausfrau selbst und mit Stolz kochte und sich keine Mühe zu viel werden ließ, um Hausgenossen und Gästen den Tisch gut und erfreuend zu gestalten. Durch sie empfing sie die alten pfälzischen, rheinischen und süddeutschen Originalrezepte. Einmal erfüllt von dem Interesse am Kochen, ließ sie es sich angelegen sein, immer neue Erfahrungen zu sammeln und ihre Kenntnisse nach jeder Seite hin zu vermehren. Viel zur Mannigfaltigkeit dieser Kenntnisse diente ein längerer Aufenthalt in England, wo es Anregung in Fülle aus diesem Gebiete gab; und, da man im Freundes­kreise von ihrer Absicht, ein jüdisches Kochbuch zu veröffentlichen, erfuhr, so war man vielfach so gütig und zuvorkommend, ihr besonders gute, bewährte und originelle Rezepte zur Verfügung zu stellen. Da letztere zum Teil englischer, französischer, portugiesischer und russischer Küche entstammen, ergab sich aus diese Weise eine Reichhaltigkeit ächt jüdischer Rezepte, wie sie in gleicher Art von einem jüdischen Kochbuche bisher nicht erreicht worden ist.