' : ' ir - v"v- --

14

5. Z>crs SLridiurrr.

Das Studium in einem Missionshaus ist anstrengend. Nicht nur im Blick auf die zukünftigen Strapazen in einem Tropen­land, sondern auch aufdie Anstrengungen einer sechsjährigen Vorbereitungszeit" verlangt die Basler Mission eine gute kräftige Gesundheit von den Neueintretenden. Die Größe der Auf­gabe ergiebt sich aus drei Gesichtspunkten: Dürftigkeit der Vorbildung, Höhe des gesteckten Ziels, Kürze der Ausbildungszeit.

Die meisten Neueintretenden bringen eine gute Volksschul­bildung mit; aber die Leistungen der Volksschulen sind in einzelnen Ländern nicht sehr hoch und zudem hat mancher Neuling seit dem vierzehnten Lebensjahr vieles vergessen. Viele unsrer jungen Freunde müssen es neu lernen, drei bis vier Stunden nacheinander aufmerksam und gesammelt dem Unterricht zu folgen. Geistige Anstrengung, tüchtige Denkarbeit ist ihnen etwas Unbekanntes.

Das gesteckte Ziel ist ein hohes. Der Missionar soll im stände sein, eine fremde Sprache mit manchen anderen Lauten, anderer Formenbildung, anderem Satzbau zu verstehen und zu sprechen. Er soll sich einleben in die Geisteswelt eines uncivili- sierten oder eines ganz anders gebildeten Volks. Er soll die Heiden in ihrer religiösen Eigenart verstehen lernen, um ihnen in wirksamer Weise das Evangelium zu verkündigen. Ja, einzelne Missionare sollen neue Bahnen brechen, unbekannte Sprachen er­forschen und deren Wortschatz und Grammatik wissenschaftlich be­arbeiten, damit die heilige Schrift in ihre Sprache richtig und fließend übersetzt werden könne. Darum muß der Missionar nicht nur eine allgemeine Bildung, sondern auch eine spezielle sprachliche und theologische Schulung erwerben.*)

Im Vergleich mit der Höhe des Ziels muß die sechs-

*) Einstens allerdings forderte man vom Missionar nichts als eine wirkliche Bekehrung. Es war die Zeit des kindlich-frommen und edlen Mis­sionsidealismus, die Zeit der ersten Anfänge der Brüdermission in St. Thomas und Grönland. In unserem Jahrhundert hat Goßner diese Grundsätze er­neuert. Aber die Erfahrung hat die Brüdergemeinde wie die Leiter der Kols- mission genötigt, ihren Sendboten eine bessere Vorbildung angedeihen zu lassen; beide Missionen haben jetzt ein Missionsseminar.