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3. Die wissenschaftliche Erschließung.

In dem grundlegenden Werke v on Prof. Frhr. v. Richthofen Schantung und Kiautschou" heißt es:

Ein Ehrenpunkt sollte es für die deutsche Verwaltung sein, Kiautschou zu einer Zentralstelle wissenschaftlicher Beobachtung und Forschung zu gestalten. Die geologische, botanische und agro­nomische Erforschung von Schantung sollte sich einer, wenn auch nur in allgemeinen Zügen gehaltenen Kartenaufnahme anschließen.

.Sehr wünschenswert ist die Errichtung eines Observatoriums

für meteorologische, magnetische und (wenigstens vorübergehend) astronomische Beobachtungen."

Richthosen wünscht ferner die Errichtung eines meteorologischen Beobachtungsdienstes über die ganze Provinz und stellt die Er­weiterung des meteorologischen Observatoriums von Kiautschou zu einer zentralen Wetterwarte für die chinesisch-japanischen Meere als höchstes erstrebenswertes Ziel hin. Daß derartige Aufgaben, wie die zuletzt erwähnten, sich erst im Laufe der Jahre lösen lassen, liegt auf der Hand. In einer Reihe von Einzelartikeln will ich mich aber bemühen, zu beweisen, datz die wissenschaftliche Forschung im Kiautschou-Gebiet von Anbeginn an in planmäßiger folgerichtiger Weise eingeleitet ist, daß heute bereits sehr erfreuliche Resultate erreicht sind und daß man mit aller Zuversicht darauf rechnen kann, daß das Ideal Richthosens in absehbarer Zeit erreicht werden wird.

a) Die Vermessung der Kolonie.

Es ist bereits in der Einleitung betont worden, wie sehnsüchtig die Kaufleute in Ostasien darauf warteten, zum Landerwerb in der Kolonie zugelassen zu werden , wie aber das Gouvernement sich dem lebhaften Drängen gegenüher ablehnend verhielt, einmal, um eine L andspekulation zu vermeiden, die sonst ohne jeden Zweifel die ungeheuerlichsten Dimensionen angenommen und die Entwicklung der Kolonie aus Jahre hinaus zurückgehalten hätte, dann aber, um nicht durch eine vorzeitige Bebauung mit Gebäuden die Anlage einer nach wirtschaftlichen, sanitären und ästhetischen Gesichtspunkten zu erbauenden Stadt unmöglich zu machen oder doch zum mindesten sehr zu erschweren. Das Gouvernement wollte zuerst wissen, welches und wieviel Land zur Verfügung stand, wie die Steigungsverhältnisse waren, kurz, es wollte eine kartographische Unterlage haben, bevor es mit der Anlage eines Bebauungsplanes vorging. Es gab allerdings eine englische Seekarte aus dem Jahre 1863, die in ihrer Art ganz hervorragend war, aber für die Bedürfnisse der deutschen Verwaltung nicht entfernt genügte. Das Reichs-Marine- Amt ging daher bald nach der Einnahme Tsingtaus an die