Separat-Abdruck aus: „Internationales Archiv für Ethnographie", Bd. XII. 1899.
BEITRÄGE
ZUR
ETHNOGRAPHIE DER SAMOA-INSELN
VON
W. VON BÜLOW,
Matapoo, Insel Savaii, Samoa-Inseln.
I. DIE TAPA-BEREITUNG. (Mit Tafel I-II 1 ).
Wenn ein Massstab für die Beurtheilung der Geistesthätigkeit der Völker im Allgemeinen die Art ist, in der sie die ihnen von der Natur gebotenen Hülfsquellen auszunutzen sich bestreben, so tritt dieser Massstab für die Naturvölker, die meistens die eigenen Hülfsquellen nicht durch importirte Waaren ersetzen können, noch im höherem Masse in Anwendung.
Yon der grossen Anzahl ihrer einheimischen Faserpflanzen machen die Eingeborenen von Samoa einen nur beschränkten Gebrauch:
1. Der wildwachsende Laufao — Helironia Bihai — aus dem in anderen Ländern Hanf gewonnen wird, bleibt unausgebeutet.
2. Der ebenfalls wildwachsende Pipturus propinquus — Fausoga — kommt in vielen Spielarten vor, unter denen P. velutinus den Roa-Hanf enthält. Die Eingeborenen drehen Netzgarne und Angelleinen aus dem Baste.
3. Pandanus odoratissima — Fala oder Fasa — and P. utilis — Paogo — enthalten die als Pandanusfaser bekannte Waare. Die Eingeborenen flechten Matten aus den Blättern, auch fertigen sie aus denselben die Schablonen — upeti — auf welchen sie ihre selbstgefertigten Zeuge — siapo — mustern.
!) Die dieser Arbeit beigefügten Tafeln sind nach Aquarellen angefertigt, welche wir dem Zeichner derselben, Hern Dr. 0. Sierich, Vaipouli, Insel Savaii, verdanken. Die Red.
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