Usamt)ara*Post
Unabhängiges Organ fflr die «ilrtsdiaftlithen Interessen von Dentsdi-Ostafrika
Küstenbote vom Norden 1
Veröffentlichungsstelle fflr Bekanntmachungen der Kaiserlichen Behörden.
Erscheint jeden Sonnabend.
«pa: Wilhelm Sflsserott, Iler Sr. Königl. Hoheit des Qro Mecklenburg-Schwerin. Berti
Nr. 39. TANGA, den 28. September 1912. Jahrgang 11.
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Verlag und Expedition der „Usambara-Post.“
Letzte Nachrichten.
Die D. O. A. Linie in Hamburg macht bekannt, dass die Frachtraten für Hanf und Abfallhanf vom 1. Oktober ab wie folgt erhöht werden: von Deutsch-Ostafrika nach Neapel,Marseille,Rotterdam, Antwerpen und Hamburg für Hanf M. 65.— per 1U00 kg., für Abfallhanf M. 12.50, plus 10'* 0 per Kubikmeter. Die Frachtzuschläge von Pangani, Moa, Buschirihof, Kigombc, Kikogwe sind wie folgt festgesetzt worden: für Hanf M. 12,50, per 1000 kg., für Abfallhanf Mk. 3.50 per Kubikmeter. Die I rachtzuschläge für die im Heimfrachtentarif angegebenen Häfen, für welche Durchkonnossemente gezeichnet werden, sind nicht geändert.
Wolff’s Telegramme.
21. September. Admiral Holzendorf erhielt den schwarzen Adlerorden, Contre-Admiral Lanz wurde yutn Chef der Nordseeflotte und Contre-Admiral Graf Spee zum Chef des Kreuzergeschwaders ernannt.
Konstantinopel. Der Minister des Aeus- sern erklärte, dass die Friedensverhandlungen auf dem besten Wege seien.
25. Sept. Baden weil er. Botschafter Marschall ist an Herzlähmung gestorben.
Zur Veröffentlichung des v. Lindequist’schen Berichtes über die Besiedelungs-Kommlssionsreise im Jahre 19089.*)
X Als der damalige Unter-Staatssekretär v. Lindequist im Jahre 1908 zur Zeit des Regimes Dernburg mit einem grossen Stabe hervorragender Fachleute seine bekannte Erkundungsreise unternahm, die Uber die Besiedelungsfähigkeit der deutsch-ostafrikanischen Hochländer authentische Feststellungen erheben sollte. da knüpften sich mancherlei gute Hoffnungen aller Besiedelungs- freunde, sowie auch aller Kolonisten an diese, damals ungemein zeitgemässe, amtliche Unternehmung. Ein sehr tiefgehendes Interesse iür die Kolonien war zu jener Zeit in der Heimat wachgerufen worden, das naturgemäss auch im weiteren Kreise unserer Volksgenossen daheim den Drang nach praktischer, kolonialer Betätigung in bemerkenswerter Weise zur Auslösung gebracht. Die vor allem von Herrn Dernburg selbst während des Wahlfeldzuges 1907 mit ge-
•) Deutsch-Ostafrika, als Siedclunn««ebici für Europäer. Bericht der 1908 unter Führung des damaligen Unterstaatssekretärs Dr. von Lindequist nach Ostafrika entsandten Kommission. München, Verlag von Duncker & Humblot. Breis 4. M.
waltiger, rhetorischer Ueberzeugungskraft verbreitete Erkenntnis von dem hohen Werte unserer afrikanischen Kolonial-Gebiete machte sich im Volke selbstverständlich in erster Linie dahin geltend, dass auch so mancher Landwirt und Handwerker den Wunsch in sich rege werden fühlte, durch persönliche Mitarbeit an der so eindringlich geforderten wirtschaftlichen Erschliessung dieser vielversprechenden Neuländer, einen tatkräftigen Anteil zu nehmen. Eine wahre Flut von Anfragen und Anträgen bezüglich der Aussichten einer Uebersiedelung in die Kolonien ergoss sich als unmittelbare Folge der neu entfachten kolonialen Bewegung Uber das Rcichskolonialamt, wo Dernburg dann nicht geringe Mühe hatte, den heraufbeschworenen Drang nach Deutsch-Afrika allmählich wieder zu beschwichtigen. Es ist ja bekannt, wie bald er selbst, besonders nach seiner Reise i Deutschost, seinen Tatendrang in ganz besondere Bahnen drängte, wobei er einer weiteren, volkstümlichen Unterstützung seiner Pläne völlig zu entraten glaubte. Den Enthusiasten jeglicher Art, die nach Betätigung auf kolonialem Boden strebten, wurde sehr rasch und gründlich, der „koloniale Schwung“ wieder aus der Seele genommen. Allen Siedelungslustigen wurde im Reichskolonialamt sehr unterschiedslos nur die Auskunft gegeben, dass eine Besiedelung der Kolonien noch in keiner Weise spruchreif sei, und dass eine amtliche Stellungnahme zu diesem Problem, noch von mancherlei Erhebungen und Untersuchungen abhängig gemacht werden müsse. So ungefähr lauteten alsdann auch die im Reichstag an die Freunde einer verstärkten Besiedelung gegebenen Erklärungen vom kolonialen Ministertische. Um so hoffnungsvoller, und mit besonderer Genugtuung natürlich in Deutsch-Ostafrika, begrüsste man alsdann die Expedition des Herrn von Lindequist, welche für die Inangriffnahme der Besiedelung der ostafrikanischen Huchländer die angeblich noch fehlenden letzten Untersuchungen ansstellen, und so die Unterlagen für eine richtige Beurteilung desProblemesfür alle Interessenten erbringen sollte. Heute dürfte es Jedermann wohl klar geworden sein, dass insoweit das Interesse des Herrn Staatssekretärs Dernburg bei dieser Angelegenheit in Frage kam, auch bezüglich dieser „Erkundungs-Expedition“ in erster Linie wohl eine hinausziehende Absicht zu Grunde gelegen hat. Denn wie Herr Dernburg schon vorher, nämlich im Jahre 1907 über die Besiedelungsfrage Dcutsch- Ostafrikas in Wahrheit dachte, haben ja gerade die Kolonisten hierzulande allerorten unmissverständlich zu spüren bekommen. Wir haben an dieser Stelle wiederholt sehr bedauernswerte Einzelheiten mitteilen können über die besondere Art der Behandlung, die den Pionieren in diesem Lande seitens des reisenden Herrn Staatssekretärs s. Zt. zu Teil geworden ist. Diesen, eine Mitarbeit von deutschen Ansiedlern und Pilanzern am kolonialen Werke verständnislos ablehnenden Anschauungen, hat Herr Dernburg erst neuerdings wieder in der kolonistenfreundlich gesinnten Schriftleitung der „Kolonie und Heimat“ unverkennbaren Ausdruck verliehen, was wir zur besonderen lllustrieruug der vorliegenden, besonderen Angelegenheit hier denn auch zum Abdruck bringen wollen, indem wir bemerken, dass Herrn Dernburg in jenem Blatte selbst eine treffliche : Entgegnung gewidmet worden ist. Herrn Dernburg war nämlich in einem die heurigen Etats- |
Verhandlungen im Reichstag behandelnden Artikel dieses Blattes der nicht ganz unberechtigte Vorwurf gemacht worden, während seiner Amtszeit einer kapitalistischen Monopolwirtschaft Tür und Tor geöffnet zu haben, und in seiner Entgegnung fanden sich alsdann auch folgende Eröffnungen:
„Es verhält sich mit diesen Dingen geradeso wie mit der Behauptung, dass das Kolonlalamt eine nicht nationale Kolonialpolitik getrieben habe und dem Siedlungswesen nicht hinreichende Aufmerksamkeit und Ermunterung geschenkt habe. Gegen meine Nachfolger ist dieser Vorwurf nicht erhoben worden, trotzdem sich an den Tatsachen nichts geändert hat und der Zuzug in unsere Kolonien, soweit er nicht durch Eisenbahnen gefördert worden ist, sich nicht nur nicht gehoben, sondern eher abgeschwgcht hat. Es ist ein grosser Unterschied zwischen dem, was man aus nationalen Gründen wünscht, und was sich aus ethnographischen und klimatischen Rücksichten erreichen lässt. Ich halte es heute noch für ein Verdienst, hierüber meinen Landsleuten klaren Wein eingeschenkt und dadurch manche kleinbürgerliche Existenz vor dem Untergang bewahrt zu haben. Diese Politik ist jedenfalls ehrlicher als die mancher meiner Gegner, die die Leute als „Kulturdünger" unter allen Umständen in die Kolonien verpflanzen wollen. Das
mann in verantwortlicher Stellung wird Im 20. Jahrhundert derartige Experimente abzulehnen haben. Sie sind auch nach meinem Abgang nicht versucht worden.
Dr. Dernburg,
Wirklicher Geheimer Rat; SUatuekretlr a. D*
Diese Meinungsäusserung, die im allgemeinen ja nichts Neues für uns Ostafrikaner enthält, muss uns aber besonders aus dem Grunde jetzt interessant erscheinen, weil sie eine offenkundige Erklärung für die gerade in Deutsch-Ostafrika immer missdeutete Tatsache gibt, dass der s. Zt. allseitig mit Spannung hier erwartete Bericht überdie Ergebnissse der Untersuchungen der Lindequist'schen Expedition derOeffentlichkeit solange vorenthalten worden ist! Wie unseren Lesern bekannt, ist nämlich erst jetzt, nachdem Dernburg, wie auch v. Lindequist selbst, als Nachfolger Dernburgs, schon seit längerer Zeit aus dem Amte geschieden sind, der Eine zur Genugtuung, der Andere zum Leidwesen aller Kolonisten sämtlicher Kolonien, der so langersehnte Bericht zur Veröffentlichung gelangt. Zu denken gibt dabei aber besonders noch der Umstand, dass die Publizierung, wie man wohl annehmen müsste, nicht durch das Reichs- Kol oniala int erfolgt ist, sondern durch den Verein für Sozial-Politik, dem er, wie es heisst, vom Kolonialamte überwiesen worden ist! DieseTatsache lässt allerdings die weitgehendsten Schlüsse zu über die s. Zt. immer geleugneten gegensätzlichen Strömungen während der gemeinsamen Amtierungszeit Dernburgs mit v. Lindequist, soweit wenigstens die Besiedelungsfrage in Betracht kommt. Das muss jeden einsichtsvollen Beurteiler vor allem das Studium dieses Berichtes selbst lehren. Wie ja auch für jeden Landeskenner gar nicht anders zu erwarten war, bringt dieser Bericht mit absoluter Klarheit und Deutlichkeit in eingehender Ausiflhrung und Begründung zum Ausdruck, dass die von der Kommission bereisten Gebiete Deutsch-Ostafrikas in hohem Masstabe und bedeutendem Umfange für eine Deutschen-Siedelung durchaus geeignet sind. Eine Frage von ungemein weitgehender Wichtigkeit für die deutsch-koloniale Volkswirtschaft wird von hervorragenden, allgemein als erste Fachleute anerkannten Männern, rückhaltslos im positiven Sinne bejaht, wodurch sich ganz fraglos für eine bedeutsame Betätigung deutschen Volks-