Usambara-fos

Unabhängiges Organ für die wirtschaftlichen Interessen von Deutsch-Ostafrika

undKüstenbote vom Norden.

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Nr. 10.

TANGA, den 3. August 1907. 6. Jahrgang.

Zur Ankunft von Excellenz Dernburg in Deutsch-Ostafrika.

Eine eigenartige Spannung hat vor dem Eintreffen von Excellenz Dernburg in unserer Kolonie allseitig geherrscht.

Wie wenn ein Pflanzer früh Morgens vor Tagesgrauen im Gebirge fröstelnd vor seine Haustür trat und in den däm­mernden Dunst blickend sich fragte, ob der erwachende Morgen ihm Hegen oder Sonnenschein für seine nächste Tagesarbeit bringen würde. So ähnlich war es.

Was wird der neue Herr bringen? fragte man sich. Wird der eiserne Besen, der durch die 'Wilhelm-Strasse gefegt bat, auch hier in Tätigkeit kommen?

Wird der Besuch von Excellenz Dernburg für die Kolonie den Beginn einer neuen Ära bedeuten?

Erwartung, Zweifel, Wünsche, Hoffnungen! Überall. In allen Kreisen. Bei der Regierung und den Regierten!

Regierten Das hässliche Wort!

Darin liegt für uns Bürger in der Kolonie der eigent­liche Ausgangspunkt für unsere Klagen, Wünsche und Hoff­nungen.

Es herrschte hier in der Kolonie Unzufriedenheit, das lässt sich nicht leugnen. Unzufriedenheit mit vielen Dingen und Verhältnissen.

Unzufriedenheit gerade so wie bis vor kurzem daheim mit dem ganzen Gange unserer Kolonial-Politik.

J«uer hatte das Gefühl daheim, dass es so nicht weiter gehen könnte, nnd das übertrug sich in gewissem Sinne auch auf die Kolonie.

Wie ein erfrischendes Frühlingsgewitter in den frostigen Winterwald, so schlug "Erlösung und neues Leben bringend Excellenz Dernburgs Auftreten im Reichstage in die koloniale Versumpfung.

Alles stutzte zuerst. Das waren Töne, die man dort vom Regierungstische lange Zeit nicht gehört batte. Die nationalen Parteien zollten ihm Beifall. Die Gegner knirsch­ten. Sollte das der kommende Mann mit Rückgrat nach oben und goldener Rücksichtslosigkeit in der Durchführung seiner einmal als richtig erkannten Pläne sein? Der Mann, wie wir ihn brauchten, um aus der kolonialen Versumpfung endlich herauszukommen?

I Und er stieg auch gegen alle bisherige Gewohnheit der I Regierenden nach englischem Vorbilde in die Arena, wo die Parteien kämpften, hinunter und kämpfte mit. Kämpfte mit für seine Überzeugung und legte in grosszügigen Reden seine i kolonialpolitischen Ansichten und Ziele dar.

Man jubelte ihm zu! Und auch wir in der Kolonie ju- I beitem ihm zu.

Ohne ihn näher zu kennen, fassten wir Vertrauen zu ihm. Er redete uns aus dem Herzen. Da musste es auch | hier bei uns mit der Zeit besser werden.

! Bei unsRegierten!

j Wobl haben wir es anerkannt, dass die deutsche Regie- ! rung sich seinerzeit nach dem Versagen einer nicht mehr j zcitgemässen Kompagnie-Regierung, die nach alten eng­lischen und holländischen Vorbildern auch für unsere Kolonie zunächst als aussichtsvoll betrachtet worden war, der Ko- | lonie annahm. Dem kraftvollen Anfang entsprach j aber nicht der Fortgang. Die Regierung war nicht I energisch und stark genug, ihren Willen, wie er für die Kolonie hätte nutzbringend werden können, der Opposition . im Reichstage gegenüber durchzusetzen. Ja, sie liess sich j sogar selbst in eine Stellung drängen, angesichts der selbst | die grössten Kolonialfreunde kopfschüttelnd in die Zukunft | blickten.

Die Stellung der Regierung daheim konnte nicht ohne i Rückwirkung auf die Regierung in der Kolonie bleiben, i Was ist da alles Uber Militarismus und Assessorismus geredet und geschrieben worden!

' Und viel mit Recht! Besonders über den Assessorismus.

Regiert wurde, Verordnungen über Verordnungen wur- ; den geschmiedet. Dass aber die wirtschaftliche Ent- i wicklung der Kolonie die Hauptsache sei, der sich I alles Regieren anzupassen und unterzuordnen habe, dafür fehlte häufig das Verständnis ganz.

Daheim kann bekanntlich der Jurist alles! Hier aber tun uns vor allem bitter not Männer mit praktischem, freien, offenen Blick und klarem Verständnis für die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Kolonie. Nicht die heimische Vorbildung nach Schema F ist hier draussen massgebend für den Erfolg, sondern die Persönlichkeit allein. Dass es auch Juristen gibt, die sich vom Paragraphen und Buchstaben losmachen . können, soll zugegeben werden. Aber sollte uns nicht auf I die Dauer doch ein Erfolg in den Kolonien schneller blühen,