262 Deutsche Rolonialzeitung . Nr 26 Zentral - Afrikanisch e Seen - Geseit schast . Die Geschäftsleitung versendet den Jahresbericht über das Jahr 1906 . Danach kann die Lage der Gesellschaft als eins günstige bezeichnet werden . Das Salzgeschäft am Tanganjika hat einen erheblichen Umfang angenommen , so daß die Erzeugung mit der Nachfrage nicht mehr Schritt halten konnte . Die Saline Gottorp am Mlagarassi war bekanntlich im April 1906 nach ihrer Zerstörung durch eine große Ueberschwemmung wieder ausgebaut worden und wird jetzt noch bedeutend vergrößert , so daß demnächst die Salzerzeugung verdoppelt werden kanrr . Man rechnet auf eine monatliche Erzeugung von 3600 Zentner mit einem Durchschnittsverkaufswert von 26 000 M . In Zentralafrika erfreut sich das Gottorper - Salz großer Beliebt¬ heit und erobert immer neue Absatzgebiete , auch am Kongo . Die Gesellschaft hofft , daß die Sperre über die Bezirke Ruanda und Urundi im Norden des Tanganjika - Sees , die die Entwicklung des Geschäfts beeinträchtigt , baldigst aufgehoben werden wird . Befördert wird das Salz von der Saline nach Udjidji — Kigoma durch Träger und von da weiter über den See teils mit den Schiffen der Gesellschaft , teils mit dem Gouvernementsdampfer „ Hedwig von Wiffmann " , der sich von allen Tanganjika - Dampfern allein vorzüglich bewährt hat und den See in regelmäßigen Fahrten befährt . An Trägern und Arbeitern scheint es der Seen - Gesellschaft nie zu fehlen . , ; Wie im Vorjahre wird die Verteilung ' einer oprozentigen Dividende vorgeschlagen . Das erscheint uns bemerkenswert , da die Überschwemmungskatastrophe einen Schaden von 40 000 N gebracht hat . Auch die Anteile der Seen - Gesellschaft an der Zentral - Afrikanischen Bergwerks - Gesellschaft eröffnen günstigere Aussichten , wenn auch der Bergwerksbetrieb in Kassama nur kleine Ueberschüsse erzielt : und wenn auch in Jkoma , wohin die Kugelmühle gebracht werden soll , nur bescheidene Gewinne zu erwarten , sind , so darf man doch große Hoffnungen auf die neuesten Goldfunde bei Sekenke in der Wembere - Steppe setzen , da sie von dem Sachverständigen , Herrn Bergingenieur I . Kuntz , günstig beurteilt wurden . Vorsitzender des Beirats der Zentral - Afrikanischen Seen - Gesell¬ schaft ist jetzt der Kaiserliche Regierungsrat und Bezirksamtmann a . D . Herr Ludwig Meyer , einer unserer ältesten und bewährtesten Afrikaner ; stellvertretender Vorsitzender ist Herr Kommerzienrat Theodor Habenicht in Leipzig . Rundschau . • Allgemeines . KaNdksmmMott . Der Präsident der Deutschen Kolonialgesellschaft Seine Hoheit Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg ist infolge der Ueber¬ nah me der Regentschaft des Herzogtums Braunschweig aus der Kommission Zur Prüfung der südwestafrikanischen Gesellschaften aus¬ geschieden . An seine Stelle hat der Reichskanzler Seine Exzellenz den geschäftsführenden Vizepräsidenten unserer Gesellschaft Bot¬ schafter a . D . v . Hollebell in die Kommission als Mitglied berufen . Koloniale Vorlesungen . Königsberg i . Pr . Handelshochschulkurse . Oberregierungsrat Dr . Jacobi , „ Kolonialpolitik mit besonderer Berücksichtigung der deutschen Kolonien " . Berlin : Der Rat der Handelshochschule war heute unter dem Vorsitz des Reichstagsvizepräfidenten Kaempf zu einer Sitzung zusammen - getreten , um über die wichtige Frage der Einrichtung eines Zusammen ^ fassenderen Unterrichts im Kolomalwesen an der Handelshochschule Zu beraten . Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin hatten dem Großen Rat eine Vorlage gemacht , wonach neben den bisherigen geographischen Vorlesungen über die Kolonien auch solche über die drei Fächer : der kolo¬ nialen Ethnographie , derKolonialpolitik und Kolonialwirtschaft , gehalten werden sollen . Für diese drei Fächer werden zu nebenamtlichen Do¬ zenten ernannt : Prof . Dr . v . Lu sch an ( Abteilungsdirektor am Museum für Völkerkunde ) , Prof . Dr . Köbner ( Wirkt . Admiralitäts¬ rat und Vortragender Rat im Reichsmarmeamt ) sowie Lic . Dr . Rohr - - bach , bisheriger wirtschaftlicher Sachverständiger und Ansiedlungs¬ kommissar für Deutsch - Südwestafrika . Außerdem tritt Herr Hermann Hecht , Mitinhaber einer der größten Exportfirmen Berlins , in den Lehrkörper ein . Dr . Hugo Preuß , bisher nebenamtlicher Dozent , wird zum Professor für öffentliches Recht ernannt . Sämtlichen Vor¬ lagen der Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin stimmte der Große Rat zu . Ans unseren Kolonien . Südwestirfeika . Die Sauberkeit in Lüderitzbucht . Wir hatten in Nr . 23 vom 8 . Juni einen Brief der „ Südwest¬ afrikanischen Zeitung " erwähnt , der von Lüderitzbucht behauptet , daß seine Straßen nicht überall sauber seien . Jetzt hat sich der Lüderitz - buchter Bürgerverein mit der Angelegenheit beschäftigt und , was wir ebenfalls mitzuteilerr für unsere Pflicht halten , in einer Resolution zum Ausdruck gebracht , daß jene Behauptung sehr übertrieben sei . Einziehung des Stammesvermögens der Hottentotten . An der amtlichen Tafel des Kaiserlichen Gouvernements in Windhuk ist nachstehende , im Auszug wiedergegebene Bekanntmachung bekannt gegeben : „ Auf Grund der Kaiserlichen Verordnung vom 26 . Dezember 1906 wird hierdurch die Einziehung des gesamten beweglichen und unbeweglichen Stammesvermögens der Witboi - , Bethanier - , Franz¬ mann - und Feldschuhträger - Hottentotten sowie der roten Nation von Hoachanas , der Bondelzwarts und der Zwnrtmodder - Hottentotten verfügt . . . 2 * Alle diejenigen , welche Ansprüche aus einem Rechtsgeschäfte , besitzen , das sich auf das eingezogene Stamrnesvermögen bezieht , haben diese binnen sechs Monaten von demselben Zeitpunkte an bei mir oder bei dem zuständigen Bezirks - oder Distriktsamte ihres Wohnsitzes oder Aufenthaltsortes schriftlich an zu melden , widrigenfalls die Ansprüche seitens des Fiskus nicht berücksichtigt werden . Den Schuldnern der eingezogenen Forderungen wird verboten , ihre Leistung an die bisherigen Gläubiger zu bewirken . Eine diesem Verbote zuwider erfolgte Leistung befreit dem Fiskus gegenüber nicht - von der Verbindlichkeit . Stabsarzt Dr . Wienecke f . Am 24 . Mai ist in Gobabis Stabsarzt Dr . Wienecke ermordet worden . . Die Tat wurde abends nach 10 Uhr begangen . Von dem Täter hat man bisher noch keine Spur entdeckt . Es ist ein bedauerliches Zeichen dafür , daß der Krieg noch üble Nachwirkungen haben kann . Sudsee « . Bekümpsung der Rindenkrankheit auf Samoa . Der Gouverneur vou Samoa erläßt eine Verordnung betreffend die Bekämpfung der Rindenkrankheit . Es wird eine Kommission eingesetzt , der jeder Beteiligte sofort von dem Auftreten der Rinden - krankheit Mitteilung machen Nluß . Die Ko nun is fron kann dann verschiedene verhütende Anordnungen treffen . Es ist erfreulich , daß hier so nachdrücklich eingegriffen wird , um womöglich schwere Schäden zu verhüten - Lite vcrtrr v . Krsprechiingr » . A . Werner . The natives of British Central Africa . London 1906 . 303 S . Preis 6,50 M . Dieser Band des größeren Werkes „ The native raees of the British empire “ verdient die Aufmerksamkeit unserer Kolonial - und Missions¬ freunde . Der Herausgeber Northeote W . Thomas macht in der Einleitung darauf aufmerksam , daß Deutschland die Wichtigkeit des Studiums der Eingeborenen vom politischen , kaufmännischen und wissenschaftlichen Gesichtspunkt aus angesangen hat zu verstehen . Er sagt , daß man im Museum für Völkerkunde in Berlin seit 25 Jahren zehnmal mehr ethnographisches Material gesammelt hat , als im Britischen Museum vorhanden ist , und daß diese Sammlungen noch fortgesetzt werden . Er klagt darüber , daß man in England trotz des ausgedehnten Kolonialbesitzes kein Geld für diese Zwecke hat und sagt seinen Lands¬ leuten voraus , daß sie in 100 Jahren werden nach Berlin reisen müssen , wenn sie die Ethnographie der Bewohner britischer Kolonien studieren wollen . Wir können uns dieses Lobes herzlich freuen , wollen aber nicht übersehen , was England seinerseits vor uns voraus hat . Wir haben große Reisewerke , wissenschaftliche Arbeiten über unsere Kolonien , aber liebenswürdige Bücher , die auch den Nichtfachmann in einer freundlichen Form in afrikanisches Leben einführen , haben wir wenig . Und gerade die sind geeignet , das breite Publikum für Afrika zu interessieren . Miß Werner hat sehr tüchtige ethnographische Kenntnisse , aber sie quält den Leser nicht mit langweiligen Ausführungen . Der frische persönliche Zug , der durch das Buch geht , hält auch den widerwilligen Leser fest . Und es fehlt ihr nicht an fröhlichstem Humor . Das Bild S . 44 „ Der Fortschrist der Zivilisation " ist wunder¬ schön : ein unbeschreiblich häßliches Kind mit offenem Mund und |