Deutsche AslsnLaLzeituug.

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selbst entlegenere Gebiete ausgesucht werden können. Seitdem ist kein Jahr vergangen, ohne daß Deutsch-Ostasrika größere und kleinere Reisegesellschaften aus Deutschland begrüßen konnte, und wenn jeder Besucher Ostasrikas mehr oder weniger als Agitator für den kolonialen Gedanken anzusprechen ist, dann muß gerade dem Touristenverkehr ein großes Verdienst um die Verbreitung und Vertiefung der kolonialen Ideen in Deutschland zugesprochen werden.

Inzwischen ist draußen der Reiseverkehr ganz bedeutend er­leichtert worden. Der Besucher ist nicht mehr darauf angewiesen, Unterkunft bei Privatleuten nachzusuchen oder ein Zelt mit sich führen zu müssen. Allerorten, wo Unterkunft von Fremden überhaupt in Betracht kommt, sind gute Hotels entstanden, an allen größeren Plätzen sind für verhältnismäßig billiges Geld Wagen oder Reittiere zu mieten, die einzelnen sehenswerten Punkte sind mittels der Bahn bequem zu erreichen, und der Reisende braucht infolgedessen nicht mehr das Gefühl zu haben, daß er irgendwie lästig fällt, da er nach jeder Richtung hin unabhängig geworden ist. Drei Gebiete sind es in Deutsch- Ostafrika, die sowohl vom landschaftlichen als auch wirtschaft­lichen Standpunkt heute die Hauptanziehungskraft auf die Reisenden ausüben: Usambara, der Kilimandscharo und Uluguru.

Usambara ist in wenigen Stunden von Tanga aus zu er­reichen. Amani, Wugiri und Wilhelmstal, alle in gesundem Klima mitten in den Waldbergen gelegen, bilden hier mit ihren guten Unterkunftsgelegenheiten die Standquartiere, von denen trt kürzester Zeit zwischen Morgen und Abend alle Punkte von Interesse zu erreichen sind. Freilich könnte in Usambara gerade noch manches durch Anlage von Rasthäusern usw. geschehen, um auch entlegenere Punkte zu erschließen. So sind z. B. die groß­artigen Margaretenfälle für den, der nicht über persönliche Be­ziehungen verfügt oder private Gastfreundschaft nicht gern in Anspruch nimmt, nur mit dem ganzen Safariaufgebot zu er­reichen. Manche Missionen haben in der Weise einen sehr hüb­schen Ausweg gewählt, daß sie übernachtende Besucher für Ver­pflegung und Unterkunft einen ganz bescheidenen Obolus ent­richten lassen. Dem Besucher wird dadurch das peinliche Gefühl genommen, von Fremden Gastfreundschaft annehmen zu müssen.

Dank privater Initiative ist der Kilimandscharo neuerdings stark erschlossen worden. Dr. E. Th. Förster hat am Weg MoschiKibo eine Reihe von Schutz- und Unterkunftshäusern errichtet, so daß die Besteigung des Kibo-Gipfels jetzt in bequemen Tagesetappen durchzuführen ist. Dr. Förster hat bereits mehr­fach Reisende auf den Berg geführt, und die Kosten stellen sich - alles einbegriffen mit 15 bis 20 Rupien für den Tag so niedrig, daß zu hoffen ist, es möge von den Alpinisten recht häufig Gebrauch von dieser Gelegenheit gemacht werden, um so mehr, als für An- und Abmarsch von Moschi und nach hier zurück nur sechs bis acht Tage gerechnet werden. Auch wer nicht bis zum Kibo-Gipsel zu steigen gedenkt, hat in dem in 2800 m Höhe gelegenen Bismarck-Haus am Rand des Urwaldes in An­gesicht der Gletscherkappe des Gipfels eine Unterkunftsgelegen­heit, die bereits jetzt häufig benutzt wird. Die Anlage weiterer Hütten, darunter' eine durch eine deutsche Ortsgruppe des Deutsch-Oesterreichischen Alpenvereins, wird zweifelsohne ge­eignet fein, dem höchsten deutschen Berg weitere Besucher zu­zuführen. Uluguru, das bis zu fast 3000 m aufsteigt, ist auch in Oftafrika als Touristenziel lange vernachlässigt worden, trotzdem es Usambara an landschaftlichen Schönheiten kaum nachsteht. Hier bietet die Station Morogoro der Tanganjika-Bahn mit guten Gasthäusern ein hervorragendes Standquartier, und mitten im Gebirge gewährt die Missionsstation Schlesien, ein früheres Erholungsheim, einen um so schätzenswerteren Aus­gangspunkt, als die Station einer beschränkten Zahl von Rei­senden einen entgeltlichen Aufenthalt in kühler Bergluft auch für längere Zeit gewährt.

Nachdem nunmehr durch die Tanganjika-Bahn Plätze wie Tabora und Ujiji sowie der Tanganjika-See dem Verkehr er­schlossen sind und eine bequeme Dampfergelegenheit demnächst den Verkehr auf dem See vermitteln wird, ist anzunehmen, daß auch die Namen Ujiji und Tabora dem internationalen Reise­verkehr bald mehr als nur Namen fein werden. Selbst wenn vorläufig der Reiseverkehr sich auch nur an die Eisenbahn und die auf dem See verkehrenden Dampfer binden wird, wird der Reisende reichlich auf feine Kosten kommen. Ich persönlich stehe nicht an, gerade, den von alpenhohen Bergen überragten Tan­ganjika mit seinen eigenartigen Beleuchtungserscheinungen, feinem interessanten Volksleben für einen der touristischen Glanz­punkte Ostafrikas zu erklären. Der Viktoria-See, der bereits seit Jahren den Reifenden durch die Uganda-Bahn nahegebracht rst, ist 'schön: der Tanganjika übertrifft ihn aber zweifelsohne um ein bedeutendes! Die Welt wird klein! Schon rüsten sich die in Be-

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Unseren Abteilungen und Mitgliedern bringen wir in empfehlende Erinnerung:

1. Ansichtskarten aus unseren Schutzgebieten. Serie zwölf Karten, enthaltend verschiedene Ansichten von Ost- und Südwest­afrika, Togo und Kamerun, Kiautschou und der deutschen Südsee. Die Karten sind in geschmackvollem Tiefdruck (in braunem und grünlichem Ton) ausgeführt und in einem Pergaminumschlage mit Ausdruck ver­einigt. Die Karten kosten einschließlich Porto: bis 10 Serien 50 Pf., von 1150 Serien 40 Pf., von 51100 Serien 35 Ps., über 100 Se­rien 30 Pf. pro Serie.

2. Kolonialgeographische Ansichtskarten. (Stück 5 Pf., für unsere Abteilungen 4 Pf.)

3. Koloniale Br i ef v e r s ch l u ß m a r k e n. Zu beziehen in Bogen von 100 Stück mit 70 verschiedenen Bildern. Preis eines Bo­gens 60 Ps. Bei Bezug von mehr als 100 geben wir die Marken mit 0,5 Ps. pro Stück ab. Bei Bezug von 100 Exemplaren und mehr be­rechnen wir 0,4 pro Marke, also für 1000 Stück 4 M.

4. Farbenphotographische Bilderserie. Enthaltend 48 verschiedene Bilder aus unseren Schutzgebieten, die in einer ge­schmackvollen Mappe vereinigt sind. Preis 1,25 M. Für je 10 Serien wird eine Serie unberechnet verabfolgt.

Sämtliche Preise verstehen sich einschließlich Porto; Nachnahme­spesen werden besonders berechnet.

Bestellungen bitten wir möglichst unter gleichzeitiger Einsendung des Betrages (Postanweisungsporto bis 5 N 10 Pf.) zu richten an die Deutsche Kolonialgesellschast, Berlin "W 35, Am Karlsbad 10 (Asrikahaus).

kracht kommenden Gesellschaften, um einem transkontinentalen Afrikaverkehr von Daressalam nach der Kongomündung die Wege zu ebnen. Einige Monate noch, und der Reisende fährt im Luxus­zug mit Schlaf- und Speisewagen in zwei Tagen von Dares­salam zum Tanganjika-See, um von hier mit Hilfe der bel­gischen Bahnen und Dampfer nach Matadi am Atlantischen Ozean zu gelangen. In ebenso vielen Tagen wird dann Afrika durchreist, wie früher einige wenige kühne Forscher unter unsäg­lichen Mühen Monate brauchten, und der Typus des' Afrika­reisenden wird um eine neue Variation bereichert.

Vielfach mag von Tropenreisen noch die Besorgnis vor ge­sundheitlichen Gefahren abhalten. Wenn auch zuzugeben ist, daß diese Besorgnisse nicht ganz unbegründet sind, so sollte doch im Auge behalten werden, daß auch Jtalienreisende bereits Zu sanitären Vorsichtsmaßregeln gezwungen sind. Von einer Reise nach Italien aber dürfte sich niemand durch derartige Bedenken abhalten lassen. Hoffentlich wirkt der anläßlich der Ausstellung zu erwartende Fremdenzustrom aus Europa auch nach dieser Richtung hin aufklärend._ Dr. Karste d t.

Vis Kolonfalvdfe dee Kvonprinzctipaavep»

Während wir in der Erwartung bestimmter, endgültiger Entschlüsse über den Besuch der kronprinzlichen Herrschasten in den afrikanischen Schutzgebieten lebten, erfolgte am 25. März die amtliche Meldung von einem Aufschub der Reise. Auf­geschoben, nicht aufgehoben ist die Fahrt, deren Jnaussicht- nahme die Kolonien sowohl wie die Kolonialfreunde in der Heimat mit Freude vernommen haben. Infolgedessen wollen wir uns über die Gründe der Verschiebung nicht den Kopf zer­brechen: Wir wissen, die kronprinzlichen Herrschaften halten an der Absicht fest, Deutsch-Afrika mit einem längeren Besuche zu bedenken, und freuen uns dieser Reisepläne.

Oie Grensgebiete Kameruns Im Buden und Osten.

Nachdem vor wenigen Monaten die letzten Mitglieder der Zur Ver­messung der durch das Marokko-Abkommen vom November 1911 be­stimmten neuen Kamerun-Kongo Fran^ais-Grenzen zurückgekehrt sind, veröffentlicht nun das Neichskolonialamt unter obigem Titel eine größere Reihe von Berichten jener Herren über die allgemeinen landeskundlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse der neuen Grenz­gebiete. (Mitteil, aus den deutschen Schutzgebieten 1914, Ergänzungsh. Nr.9a.) Zahlreiche gute und lehrreiche Abbildungen ergänzen die Berichte.

Während im allgemeinen den internationalen Grenzvermessungs­expeditionen deutscherseits keine eigenen Geographen oder Fachleute ariderer naturwissenschaftlicher Gebiete aus hier nicht näher anzu­gebenden Gründen mitgegeben wurden, hatte diesmal das Neichs­kolonialamt auf Anregung ihrer landeskundlichen Kommission und gewiß veranlaßt auch durch einen Vorstandsbeschluß der Deutschen Kolonialgesellschaft vom 21 . November 1911 wenigstens den beiden Südabteilungen der letzten Expedition geologisch geschulte Geo­graphen zu geteilt.

Die für die Vermessung des Grenzlandes bestimmten Ossiziere haben ja naturgemäß wenig Gelegenheit, sich allgemeinen landeskund­lichen Forschungen zu widmen. Auch fehlt es aus Grenzexpeditionen meist an der nötigen Zahl wirklich guter Dolmetscher und farbiger ortskundiger Gehilfen, ohne welche eine wahrheitsgetreue Erkundung namentlich völkerkundlicher Fragen nie möglich ist. Trotzdem enthalten