.3 Von der Mitte des 19. Jahrhunderts ab kaufte diese Firma, um ihrem, dem steigenden Wettbewerb mit neuauftretenden Firmen ausgesetzten Handel durch Anlage von Pflan¬ zungen ein festes Rückgrat zu geben, umfangreiche Ländereien-auf den Inseln Upolu und Sawaii, und nachdem es 1867 geglückt war, die Kopra durch Zerschneidung und Trocknung des Kernes transportfähig zu machen, erreichte das Geschäft seine Blütezeit. Damals beherrschte diese Hamburger Firma den größten Teil der Südsee mit fast unbeschränkter Gewalt. „Ein wahrhaft königlicher Kaufmann war Johann Cesar Godeffroy, denn er beherrschte nicht nur das Jnselreich, er sorgte auch für seine Erforschung. Schon Ende der sechziger Jahre wurde das Godeffroy-Museum in Hamburg gegründet und sorgten Ethnologen, Zoologen und Botaniker, die auf Kosten der Firma ausgerüstet und hinausgeschickt wurden, für seine Vergrößerung." Leider ereilte 1878 und 1879 die Firma das Schicksal der Auflösung, weil sie durch Spekulationen in Hamburg und Westfalen große Verluste erlitten hatte. Die vergeblichen Versuche Bismarcks, den Reichstag im April 1880 dafür zu gewinnen, daß das Reich einer mit 8 Millionen Mark behufs Übernahme des Südseegeschäftes der Firma zu begründenden Gesellschaft die Garantie einer Dividende von 4V 2 % auf 20 Jahre gewährleiste, sind be¬ kannt. Es wäre also damals schon möglich gewesen, einen großen Teil der Südsee für das Deutsche Reich zu erwerben. Die Societe Commerciale de l’Oceanie (Scharf & Kayser), die Deutsche Handels¬ und Plantagengesellschaft der Südsee-Jnseln und die Jaluit-Gesellschaft, sämtlich in Hamburg, übernahmen das Geschäft. Sie gehören alle drei zu den ertragreichsten deutschen Kolonialgesellschaften, wie weiter unten noch dargetan werden soll. Neben I. C. Godeffroy hatte sich in Hamburg schon 1874 die Firma Hernsheim & Co. gebildet, die ihren Geschäftsmittelpunkt in den Bismarck-Archipel verlegte. Dazu kam die englische Handelsfirma E. E. Forsayth, hervorgegangen aus dem Geschäfte von Thomas Farrel. Dieser legte 1883, als erster im Bismarck-Archipel, eine Kokospalmen-Pflanzung an. Nach seinem Tode war Frau Emma Kolbe verw. Forsayth (Queen Emma) Haupt- beteiligte an dem Geschäft, welche im Laufe der Zeit die Überschüsse ihres rasch empor¬ blühenden Handelsgeschäfts zur Anlage eines Pflanzungsunternehmens im großen ver¬ wendete. 1910 ging die Firma als Forsayth-Gesellschaft mit^beschränkter Haftung in deutsche Hände über. Nachdem die deutsche Besitzergreifung in Deutsch-Neuguinea (1884), dem Brsmarck- Archipel und auf den Marshall-Jnseln (1885) erfolgt war, wurden 1886 die Neuguinea- Kompagnie und 1887 die Jaluit-Gesellschaft gegründet. Der Neuguinea-Kompagnie, welcher 1885 und 1886 Kaiserliche Schutzbriefe erteilt wurden, stand bis 1. April 1889 die Landeshoheit zu,, während die Jaluit-Gesellschaft eine Gründung der jetzigen Deutschen Handels- und Plantagengesellschaft der Südsee-Jnseln und der Firma Robertson & Herns¬ heim war. Die Neuguinea-Kompagnie entfaltete ihre Haupttätigkeit auf Neuguinea und dem Bismarck-Archipel, die Jaluit-Gesellschaft hingegen auf den Marshall-Jnseln. Im Jahre 1899 erwarb Deutschland die Karolinen-, Palau- und Marianen-Inseln und.Deutsch-Samoa. Es kann indessen nicht behauptet werden, daß dieser politische Akt damals irgendwie anregend auf die Gründung größerer deutscher Erwerbsgesellschaften gewirkt hätte. - ' |