Organ der Deutschen Kolonialgesellschaft. Schriftleitung und Geschäftsstelle: Deutsche Aolonialgesellschaft, Berlin W., Schellingstraße ^ Ar. 17. ,8. Jahrgang. Berlin, 25. April MV Irr llkLrs Filze 14. ZaheziW Inhalt: Erster Wer! (HerSssentUchungen der KrfeUchast): Veränderungen in den Vorständen der ASLeikungen. — IweiLsr Weil (Unter Werantryortung des Fchriftletters); Die Kchafivirte Argentiniens. Don Professor Di. «Karl Anerger. — Beiträge zur Irage der Wollschaf- und Angoraziegenzucht in Denlsch-SüdwestasriLa. Hon K. Kermann-Womtsas. V. — Hberstabs» arzt Professor vr. Kohlstock; -p. Hon Dr. K. Hi enfe. -- Die Daumwollerpedition nach Wogo. — Kolonialfparkaffen. — Aussichten des Tabakbaues in Aeutfch-Heuguinea. -— Der Kandel Aansiöars mit dem deutfch-ostafrikanifchen Schutzgebiet II. — Auswanderung und das Deutschtum im Auslande: Die überseeische Auswanderung im Zahre 1900. Hon Dr. Joyfen-Kiel. — Koloniale Bestrebungen fremder Mlkerr Frankreich: Die Herhältniffe in Wadai und die französischen Bestrebungen. Hon K. Singer (Hromberg). — Belgien. Litteratur. — Kandels» Nachrichten. — Die deutschen Kriegsschisse Lm Auslände. — Herkehrsnschrichten. Erster Teil. (Veröffentlichungen der Gesellschaft.) Veränderungen in den Vorständen der Abteilungen. Bromberg. Schatzmeister ist jetzt Forstmeister Schulz an Stelle des Kaufmanns Lindner. — Düsseldorf. Jetziger Vorstand: I. Vor¬ sitzender: Rechtsanwalt Lohe; II. Vorsitzender: Landgerichtsdirektor Jerusalem; Schriftführer: Brunnenbesitzer Julius Eylert; Schatz¬ meister: Kaufmann A. Aders; Beisitzer: Rittmeister von Vurgsdorff, vr. PoenSgen, Professor Stiller. — Osnabrück. An Stelle aus¬ geschiedener Mitglieder wurden als Beisitzer in den Vorstand gewählt: Rechtsanwalt Dr. Voedeker und Direktor der Prov.-Heil- und Pflege¬ anstalt Dr. Schneider. — Saalfeld a. S. Jetziger Vorstand: I. Vor¬ sitzender: Erster Bürgermeister Liebscher; II. Vorsitzender: Fabrikbesitzer Dr. Bodenstein; I. Schriftführer und Bibliothekar: Oberlehrer Heym; H Schriftführer: Kaufmann A. Löbeling; I. Schatzmeister: Kommerzien¬ rat Chelius; II. Schatzmeister: Drogist O. Beschnidt. Zweiter Teil. (Unter Verantwortung des Schriftleiters.) Die Schafwirte Argentiniens. Bon Professor Dr. Karl Kaerger, Landwirtschaftlicher Sachverständiger bei der Kaiser!. Gesandtschaft in: Buenos Aires. V Die Schafzucht liegt in Argentinien der Hauptsache nach in den Händen der Großgrundbesitzer, die ihr Land nach Ouadrat- leguas (ä 2700 ha) zählen. Die Eigentümer solcher großen Estanzien sind der Mehrzahl nach Argentinier, ihre Betriebsleiter aber meist Fremde oder Söhne von solchen, in erster Linie Briten, unter denen besonders viel Irländer anzutreffen sind — in zweiter Linie Deutsche. Aber auch unter den Landeigentümern finden sich viele Fremde, und zwar entweder ssölche, die auf den Kamp mit wenig oder gar keinem Kapital als Teilpächter oder auch als Peone angefangen und allmählich , sich ein kleines Vermögen zusammengespart Haben¬ oder reiche Kaufleute, die ihre Kapitalien am besten in Estanzien h Aus des Verfassers Werk „Landwirtschaft und Kolonisation im spanischen Amerika". 2 Bände. Duncker & Humblot, Leipzig 1901. anlegen zu können glauben. Unter ihnen finden sich zahlreiche deutsche Exportfirmen, die alle zusammen wohl über 150 Heguas Land ihr Eigen nennen mögen. Ein Fall, daß ein deutscher mit einigem Kapital versehener Landwirt in Argentinien sich zum Großgrundbesitzer gemacht habe, ist mir nicht bekannt; wohl dagegen haben das eine ganze Anzahl englischer Landwirte gethan; gewöhnlich nachdem sie einige Jahre lang als Betriebsleiter (mayor domo) auf Estanzien ihrer Lands¬ leute thätig gewesen sind. Hauptsächlich mit englischem Kapital sind auch einige Viehzuchtsgesellschaften gebildet worden, deren bedeutendste die Curumalangesellschaft mit ihren 300 000 Schafen wohl den stärksten Schasbesitz und sicher die größte Betriebseinheit in der argentinischen Schafzucht aufweist. Sonst sind Schafbestände über 100 000 Stück in Argentinien immerhin seltener, solche aber von 50 000—100 000 Stück häufiger. Sehr zahlreich sind die Estanzien mit mehreren Zehntausenden; aber auch Kleinbesitzer, deren Schaf¬ anzahl sich nur auf Tausende beläuft, kommen häufig vor. Sülche sind in vielen Fällen entweder Pächter eines Kamps oder haben mit einem Estanziero einen Gesellschaftsvertrag geschlossen, dahin gehend, daß der Landeigentümer den Kamp und die eine Hälfte der Schafe stellt, und daß der Ertrag an Wolle, Tieren, Hauten und Talg zwischen beiden gleich geteilt wird. Gegenwärtig kommen Verträge dieses Inhalts aber nur noch in den billigen Kämpen an der Peripherie der Kultur vor; dort, wo das Land einen höheren Wert hat, stellt der Landeigentümer nich, die Hälfte, sondern 2 fe oder gar 3 /4 der Herde», und der Partner erhält, obwohl er die Arbeit für die ganze Herde zu leisten hm, nur Vs bezw. V* des Ertrages. Unter der Arbeit ist aber stets nur die des Hütens und der Pflege, nicht die der Schur zu verstehen. Die Kosten für diese tragen die Partner, ebenso wie alle sachlichen Ausgaben ge¬ meinsam, und zwar jeder in dem der Höhe seines Viehkapitals entsprechenden Anteil. Im übrigen sind die Kombinationen bei diesen Verträgen sehr mannigfaltiger '.Art. So hörte ich auf einer Cstanzia beispielsweise von einem Vertrage, demzufolge, der Terzianero, der ein Drittel der Schafe stellte und ein Drittel des Ertrages erhielt, die Schur- und Kurkosten nicht zu einem, sondern zr zwei 'Dritteln zu tragen hatte. Von diesen Gesellschaftsverträgen ihrem juristischen Wesen nach ganz' verschieden sind auf einer Seite die Pachtverträge, bei denen der Pächter für seine eigene Herde alle Arbeit und alle Aus¬ gaben leistet, von deren Ertrag aber einen gewissen Prozentsatz an den Eigentümer des Landes, auf dem er seine Herde hält, als |