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IV. SlEFERT
mitzuteilen, da ich doch keine Ursache zu so einer schrecklichen Tat gehabt hätte.“
Nachdem Lotli ohne Antwort geblieben war, schrieb er in einem Briefe vom 29. August 1886:
„Da ich mich gänzlich verlassen sehe .... und mir meine Worte und mein Schreiben nichts geholfen hat, bitte ich Sie hiermit dringend um mein erstes Urteil. Wenn die Gründe, welche Sie gegen mich angeführt haben, genügend sind, mich im Zuchthause zu lassen, müssen sie auch unbedingt geeignet sein, mein erstes Urteil zu vollstrecken. — . — . — .
Es ist traurig genug, wenn man in seinen besten Jahren weiter keinen Trost weiß, als sich den Tod auszubitten. Ich habe immer geglaubt, es soll doch wenigstens einen geben, der sich die Gründe, welche Sie gegen mich angeführt haben, überlegen sollte, und müßte unbedingt finden, daß sich jeder derselben widerspricht. Daß Sie sich selber widersprechen, das kann man gar nicht verlangen. Den Herrn Geschworenen halte ich es nicht im geringsten für ungut, die konnten nicht anderssagen, bloß Ihn, daß Sie es bloß auf mich abgesehen hatten, das muß jeder Unparteiische, welcher im Schwurgerichte beigewohnt, sagen. Als der Zeuge Pfeifer sagte, daß es ihm garnicht vorgekommen wäre, als ob wir (Zorn und Loth) so uneinig " wären, da hauchten Sie ihn an; das war ein Widerspruch, und da liefen Ihnen die Wutadern an der Stirn auf.
Wenn er sagte: „Ja, Loth stand schon dort mit der Flinte und zielte nach ihm“, das war recht; es mochte wahr sein oder nicht. Und wie Sie den Herrn Geschworenen die andern Sachen alle anpreisen konnten, das war noch mehr wie schöne. Ich möchte bloß wissen, was Sie mit mir gemacht hätten, wenn es unglücklicherweise der Fall gewesen wäre, daß ich Nasenbluten während des Schlafens bekommen habe und Hemd und Bett voll geworden ist, das möcht’ ich bloß wissen ? —• . — . — . — .
Als die Frau Zeunert die Freiheit besaß und sagte, ihr Sohn habe aus Liebe geheiratet, welche doch bewiesen war, und daß er sie nicht ästimiert hat, doch auch. Da habe ich aber nicht gehört, daß das ein Widerspruch war, nein, im Gegenteil, das war eine ruhige Frau beim Herrn Staatsanwalt. — . Wenn er (Zorn) sie aus Liebe geheiratet hätte, warum machte sie (seine Mutter) sie (seine Frau) ihm denn immer zuwider?
Sie sagte ja selbst im Schwurgericht, daß sie ihrem Sohn gesagt hätte, er sollte aufpassen, seine Frau wäre früh aus dem Pferdestall