Montag, den 2. Januar 1809.

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0 wie zur Zeit des Mittelalters die Anger leqenheicen Deutschlands und dessen Kampf mit Italien, ganz Europa in ihren Wirr bel zogen , und auf alle Begebenheiten dieses Welttheils mir entschiedenem Einflüsse eine wirkten, so hat in den neuesten Zeiten dre franzos. Revolution, und die seit Jahrhunderten entglom­mene Fehde zwischen Frankreich und England, Eu­ropa abermals in seinem Innersten erschüttert, und eine Umwandlung aller bestehenden Verhältnisse und politischen Zustande herb eia esu hrt. .Die Geschichte stellt uns mehrere ähnliche Beispiele auf. Der Kampf zwischen Hellas und Ilium, zwischen Griechen und Persern, zwischen Rom und Carthago, zwischen Barbaren und Römern, zwischen Kaiser und Pabst, zwischen Bibel und Koran, zwischen Katholwismus und Luterrhum, währten alle durch lange Zeiträume mit abwechselnden Pausen. Manche dieser Kämpfe find noch nicht zu Ende gefochten, und haben sich in diesen neuesten verwickelt, der eben darum, weil ihn gleich starke militairische und mercantilische Mo­tive veranlassen und nähren, und weil ihm ein grö­ßerer Schauplatz gegeben worden, auch universeller wenn gleich vielleicht nicht langwieriger als die vorhergehenden, werden mußte. Merkwürdig ist dabei die beispiellose Schnelligkeit , mit der sich alles Vorherbestandene gewandelt hat. So wie beim Anfänge der französischen Revolution die euro­päische Welt in den großen Gegensatz geschieden war:. Frankreich und die Coalition eben so hat sich daraus m einem kurzen Zeiträume ein völlige

entgegengesetzter gebildet: England und der Coritinent. In jenem Zustand wirkte der mer« eantilische Einfluß, die Macht des Geldes und der Meinung, in diesem neuem hat der militairische Einfluß, die Gewalt der Waffen und der Jntelli« aenz, eine Menge für selbstständig gehaltener Staaten in eine große Masse zusammerigeballt.

Jedes Jahr des verflossenen Jahrzehends hat cm Wichtigkeit der Ereignisse seinen Vorgänger über- ! troffen, und es ist unverkennbar, daß das Ende die­ser unaufhörlich wechselnden Zeit noch in weiter Fer­ne liege.

Noch mag in tausend Herzen die Hoffnung der Rückkehr der alten Zeit leben, die, wie jede vergan, gene, die gute Zeit genennt wird; allein diese ge­hoffte, aber nicht überdachte Wiederkehr wird mit jedem Tage unmöglicher, und nach kurzer Zeit sogar aufhören, wünschenswerth zu feyn. Eine ganz neue Narur und Organisation ist im We"den und Da« seyn, und keine blos menschliche Macht ist im Stande, die chemisch veränderte Masse in die alte, und all« mählig veralternde mechanische Bildung zurückzu- ! führen Die ewige Kraft, welche den thatenreichen Umlauf so vieler tausend Jahre mir Weisheit leitete, die uns auch dieses neue Jahr'herbeiführre, wird, wen« wir uns mit Vertrauen an sie fest anschlieffen, Ue« berzeugung gewähren, daß kein Ereigniß dem Za- .fall zuzueignen sey, daher Ergebung in höhere Fü­gungen allein den weisen und tugendhaften Wem schen, den guten Bürger bezeichne.