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alle Arbeiten sind auSgeseht, der Kirchen größter Theil schwarz behängt.

Gestern Abends hat der Prinz Leopold die schwer- Erfullung seiner traurigen Pflicht begonnen. Blaß und schwankend bestieg er den Trauerwagen und siegte, unter dem Läuten der benachbarten Dorf­glocken, umgeben von einer ungeheuren Menschen; menge, den geliebten Ueberresten der Gattin nach Windsor, wo er um i Uhr Morgens anlangte.

Dort wurde der Leichnam der Prinzessin in dem Gebäude Lower-Lodge abgesetzt, aber die Urne mit dem Herzen Charlottens und der kleine Sarg mit dem Kinde wurden sogleich in das königl. Sou; terain gebracht. Der Dogen von Windsor und mehr rere andere Personen wohnten dieser Ceremonie bei,

20 . Nov. Die Trauerceremonien sind been­digt und die Gruft ist geschlossen über zwei Genera­tionen, die uns Freunde des Volkes in unsern Kö­nigen gaben, und das königliche Diadem des erlauch­ten Hauses Braunschweig bis auf die fernste. Nach­kommenschaft fortpflanzen konnten. Das brittanni- sche Reich lieferte gestern ein Schauspiel allgemeiner Trauer, welches ohne Beispiel in der Geschichte aller Völker ist, .

Die Königin hat sich, auf den dringenden Rath der Aerzte, entschlossen, nächsten Montag nach Barh zurück zu kehren.

Die Gräfin Albemarle, welche von der höchst- seligen Prinzessin mit ihrer Freundschaft beehrt wor­den, ist letzten Freitag gestorben. Die, kurz nach einer unzeitigen Niederkunft erhaltene Trauernachr richt soll die Ursache ihres Todes seyn,

(Beschluß des im gestrigen Stücke ab- gebrochenen Aufsatzes.) Der ganze Ton, welcher bis­her von den hiesigen Zeitungen von allen Parteien angenommen ward, beweist, daß man im Ganzen überzeugt ist, alles sey gethan worden, ivas möglich war, um die Prinzessin Charlotte, und die Hoffnung gen des Landes zu erhalten. Aus dem, was jetzt nach und nach über die Schwangerschaft und Entbin­dung zur öffentlichen Kenntniß kommt, scheint es sich leider zu ergeben, daß unerachtet der anscheinenden Stärke, des blühenden Ansehens und her jugendli­chen Kraft, doch die Konffittttion der verstorbenen Prinzessin nichts weniger als stark gewesen ist, son­dern im Gegentheil die höchste Schonung und Ruhe forderte, welche auch stets beobachtet worden sind. Der Blutverlust soll nur unbedeutend gewesen seyn. Die Lage des Kindes hat keine Hindernisse dargebor ten. Die Entbindung ohne künstliche Mittel ward mit Gewißheit vorausgesehen, aber die Langsamkeit, mit welcher die Symptome sich folgten j hatten die

Kraft dev Mutter ganz erschöpft. Sie sank bald in einen Schlummer, welcher durch leichte Zuckungen unterbrochen ward, und indem sie hoffend und kein« Gefahr ahndend ihr Auge freundlich auf ihren ge­liebten Gemahl richtete, verschied sie leise, Der hiesige Nationalkaraktev zeigt sich auch hei dieser Ge­legenheit in der gewöhnlichen Sonderbarkeit, Sv laut und verwegen der Engländer sich auch über sei­nen Souyerain oder dessen Familie äußern mag, wenn derselbe lebt, so würde er um keinen Preis die schuldige Ehrfurcht gegen ihn bei Seite setzen, wenn «r gestorben ist. Alles, vom Großen bis zum Klein­sten, vom Minister his zum Bürger, ja bis zum Tagelöhner und dessen Frau, kleidet sich etwas in Trauer, sobald ein Mitglied der kh'nigl. Familie ge­storben ist, und alle Gesellschaften, welche sich in diesen nächsten sechs Wochen zum Spieltische nieder­fetzen mögen, würden für Leichenansager gehalten werden, wenn man Nicht hi« Karten in ihren Han, den sähe, Ob es die ungünstige Stimmung des gegenwärtigen Augenblicks ist, weiß man nicht, aber es erscheint alles schwarz. Die Rede des Königs von Frankreich bei Eröffnung der Parlamenkssitzungen hat hier besonders viel Spleen veranlaßt. Wie kommt dieser König dazu, fragen unsere Politiker (wohl mit -Unrecht), zu behaupten, er vermöge das Geld an die Unterchanen der verbündeten Mächte nicht zu bezah­len , was die französischen Armeen denselben wieder­rechtlich raubten, da er doch Geld genug anzufchaft fen weiß, seine Armee durch diejenigen Menschen ansehnlich zu vermehren, welche das Handwerk der Exakttonen so meisterhaft verstanden. Will die fran­zösische Regierung etwa mit dem Säbel und dem Bayonner diese aus der alten Armee aufgenomme­nen Rekruten bezahlen?

Baltimore, 27. Sept, Ein Nordamerikani- sches Schiff, das bei den Tristan d'Acunhginseln vor, beisegelte, sah dort eine große Anzahl von Zelten. Durch ein ausgeschicktes Boot erfuhr man, daß auf diesen Inseln ein neues Etablissement angelegt wer­de. Es bestand größtencheils aus Truppen , die vom Vorgebirge der guten Hoffnung gekommen waren, Es scheint dieß eine neire Sicherungsmaaßregel gegen die Entweichung Napoleons von St, Helena zu seym.

Diese Gruppe von 3 Inseln, wovon die größte 6 Lieues im Umfang hat, befindet sich im Atlanti­schen Ocean, ohngefiihr in gleicher Entfernung von Südamerika und Afrika, und iH von jedem Lande über ?oo Lieues entfernt. Die größte Insel liegt unter j 3° 45' westl. Länge von 'Paris, und 27 9 i2' südl. Breite. Die Inseln sind unbewohnt, vor einigen Jahren aber wollte ein Herr Lambert ans.

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