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Depretis formell denselben Anspruch erhebt, ohne ihn geltend machen zn können. Die Identifikation eines Partei- und Ministerpräfideuten in einer Person hat zu unlösbaren Widersprüchen geführt, welche nur einen unheilvollen Familienzwist veranlassen konnten. Dieser legte Jbie Partei trotz ihrer numerischen Stärke brach; statt die Gegner auf der Rechten zu bekämpfen, bekämpfte man sich untereinander. Depretis hatte geglaubt, die von der Rechten übergegangenen Toskaner mit den Re» publikanern von der mäßigsten Linke unter einen Hut bringen zu können, er wollte nicht einen einzigen Mann seiner in der parlamentarischen Geschichte beispiellosen Majorität einbüßen, verstand es aber nicht, mit ihr zu manövriren. So entstand die jetzige babylonische Ver- wirrung in der Kammer, welche von den Korrespondenten deutscher nationalliberaler Blätter vertuscht wird, indem sie dem deutschen Publikum immer und immer wieder das Gespenst der Konsorten vorführen, die vollständigzersplittert in der Kammer kaum über 80 Mann gegen429 Ministerielle verfügen. Aber etwas muß doch gethan werden für die Cornthurkreuze, und so verläßt man fich auf die Glaubensseligkeit und dieWeisheit der Nationalliberalen jenseits der Alpen, um in den Spalten ihrer Blätter einen Kampf gegen die todten Konsorten nach der alten Leier fortzufingiren und um die glänzende Sonne des Kabinets Depretis nicht zu verdunkeln und der Welt von seinem unfehlbaren kulturkampflustigenLiberalismus zu erzählen, der längst in die Rumpelkammer gewandert ist. Um jeden Preis muß die Verwirrung in der Majorität dem Ausland gegenüber todtgeschwiegen wer- den; dasselbe hat nun den todten Prügeljungen der Konsorten als Vogelscheuche aufgestellt und chm und seiner Bosheit all" das Pech in die zerlöcherten Schuhe geschoben, was das Kabinet mit feilten 429 An- I)ängern nun einmal hat. Herr Nicotera hat inzwischen dafür gesorgt, daß außer den Nationalliberalen auch die „Nordd. Allg. Ztg." nach derselben Pfeife tanzt und ihm den Lorbeerkranz windet, zu dem die zweiundsiebenzig auf einmal neugebackenen Comthure auf den Bänken der hiesigen Linken den Chorus fingen. Verlangt man schlagendere Beweise für den Liheralismus des Herrn Slicotefa, der
Wr. 3W7, »rgenblatt.
1877.
Samstag, 3. Nvvbr
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Francesco Crispi,
Präsident der italienische« Deputirtenkammer.
Anzeige«:
Die achtspaltigr Petitzeile oder bereit Raum wird mit 30 Pf. berechnet; im Text die vi-rspaltige Petitzeile mit I JL Unzeigen-Annahme bei der Expedition und den 6e< aaiiten Äzentnren sowie bei der Filial-Expedition, Baten- berzsplatz 10 neu, in Mainz.
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antrat, so hat er fie einfach unterwegs vom Zaune gepflückt. Der schwache, gutherzige Depretis durfte dazu nur Amen sagen. Der seraphische Minister des Aeußerey, Melegari, konnte zusehen, tote er fich mit dem aus Paris hierhergeeilten heißblütigen Botschafter Cialdini ausein» anderfetzte; nach London und Wien soll er kleine Bis- marckische Wasserstrahlen dirigirt haben, um den mehr parlamentarischen als diplomatischen Eifer des leicht erregten Sizilianers abzukühlen. Graf de Launah konnte ich inzwischen einer zweiten verbesserten Auflage einer Tischrede erfreuen, zu deren Korrektur in dem von jett hiesigen Gelehrten im auswärtigen Amt, der Consulta, ungenau befundenen Palimpsest der „Nationalzeitung" der italienische Botschafter vier Wochen gebrauchte, um den wirklichen Wortlaut in der „Italic" in wohlgeordnetem offiziösem Gewände in der französischen Ursprache erfcheinen zu lassen. Der Stenograph der „National- zettung" hat dadurch vielleicht einen italienischen Orden eingebüßt, die Geschichte aber hat außer dem „Menu" Poppenbergs ihr Archiv um die einzige je bekennt gewordene Rede des Grafen de Launay, die noch obendrein eine Tischrede in zwei Lesarten war, bereichert. Mit dem Citat des Grimm'schen Märchens, welches der Botschafter gebrauchte, ist auch das von dem Stenographen der „Nationalzeitung" erzählte Märchen: que Mr. de Cavour avait reconnu que i’Italie devait trouver dans l’union intime avee l’Allemagne le plus solide ap- pui de la politique exterieure" auf märchenhafte Weise aus der zweiten Auflage spurlos verschwunden. Doch das find Bagatellen; reden wir nicht mehr von ihnen, sondern von Crispi selbst.
Crispi ist in diesem Augenblick einer der hervorragendste« Männer in dem politischen Getreide der italienischen Hauptstadt. Seine Parteifarbe geht bei Weitem mehr links, als die des jetzigen Kabinets. In allen anderen parlamentarischen Ländern Pflegt der Abgeordnete, wenn er den Präfidenteustuhl besteigt, sich von der eigenen Partei fernznhalten, ja sogar loszusagen für die Dauer des Mandats. Hier ist das anders, Crispi wird im Parlament innnerfott als das eigentliche Haupt der gejammten Linken betrachtet, obgleich der Ministerpräsident
At»o««ementsprets:
ahx i« Frankfurt und Mainz (bei ben Ex- JL\ im deutschen Reiche, in Oesterreich,
I JL\ in der Schweiz Fr. 11.85 6. ausschließlich deS LocalzuschlagS.
Herausgeber.
Spolv eottttematttt.
mit Gewalt im Kabinet die erste Geige spielt, als die permanenten Verhimmlungen der „Nordd. Allg Hta "? Dafür blüht aber auch die Reptilienwirthschaft im Pa- l°Sr° Drascht, tote ste fich kaum zur Zeit des Welfen- sonds in Berlin entfaltete. Ja man hat es sogar weiter gebracht, man konfiszirt nach türkischer Manier alle Telegramme, die dem Herrn Minister nicht paffen. Hat man doch selbst für die Wahrheit am besten dadurch Sorge getragen, daß man der auswärtigen Presse die Waschzettel in der eigenen Sprache statt in der italienischen erließ. Was braucht man da noch Depeschen und Korrespondenzen? Gibt es hier anch kein: Welfen- sonds, so hat man doch jenen, welchen ie Prostitution rn ganz Italien abwirft, der dem Minister des Innern ohne Rechnungsablage für seit e geheimen Ausgaben zn Gebote steht. Aus einer lautereren Quelle können die Reptiliengelder gewiß nicht fließen. Die Arbeit ist den Lohn werth. '
Alle diese Dinge habe ich vorausschicken müssen, um das Terrain zu veranschaulichen, auf dem Crispi gezwungen ist, zu manövriren. Crispi ist ein klarer, energischer Kopf, ■ der fich keiner Täuschung über die Folgen hingeben kann, welche die jetzige Korruption in der Partei und im Parlament überhaupt hervorbringen muß. Die lauteren Elemente der Linken, welche keineswegs unbe- deutend sind, hängen nur noch mit einem leicht zerreiß- b r.n Faden mit den unlauteren zusammen. Auf die ersteren kann sich das Ministerium nicht mehr stützen. Bisher aber waren weder der Moment noch der geeignete Mann vorhanden, um diesen Faden zu zerreißen. Der jetzige Augenblick erscheint dazu nicht ungünstig, die neue Session des Parlaments kann ihn zur Reife bringen. Bei der numerischen Kraft, welche die Linke besitzt, beginge sie eine Thorheit, wenn fie einem unfähigen Ka binet zu Liebe, welches obendrein alle Traditionen der Partei verleugnet, auf das Ruder verzichten, oder durch eine langsame, aber sicher und täglich fortschreitende Zer setzung einer vollständigen Machtlosigkeit entgegengeher wollte. Sie hat jetzt noch Zeit, die Spreu vom Hafer zu trennen. Tritt der Mann hervor, der den Muth lat, ein Häuflein parlamentarischer Reisige in geschlossenen
Neben die Geographie und die Schießkunst kann man. die deutsche Sprache stellen, als die dritte Disziplin, welche in Frankreich seit den letzten Jahren eine Förderung erfahren hat. Die Deutschen in Frankreich urtheilen zwar sehr verschieden über den Umfang, welchem das Erlernen der deutschen Sprache angenommen habe. Mehr als zufällig ist es aber wohl, daß ' '
Bon JustuS Ebhardt.
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Rom, 26. Oktober.
Curci jetzk ein wenig vor die Nhüre gestellt wird, das hat nichts zu sagen; hat doch die Mißhandlung Galilei's nicht verhindert, daß der Jesnitenpater Secchi ein großer Astronom geworden ist!
Die Gefahr für den italienischen Liberalismus ist offenbar eine große. Wohl ist der italienische Klerus in seinem überwiegenden Theile national gesinnt und wird der Versöhnung des Papstthums mit der italienischen Einheit begeistert zujauchzen, aber er ist auch unselbstständig und ungebildet, das richtige Werkzeug in der Hand des Jesuitismus. Ebenso unselbstständig und ungebildet ist das Volk. So ist der Boden, wie er heute fich darstellt, für den Plan Curci's sehr geeignet. Der italienische Liberalismus dagegen hat
sellschast gegründet worden, die bereits eine aussichtsvolle Thätigkeit an den Tag legt. Gleich im Anfänge wurden 20,000 Franken durch Subskription gezeichnet. Die Gesellschaft gibt Monatshefte heraus, welche sich mit den verschiedensten Fragen des weitverzweigten Gebietes besassen und so in den schon besser unterrichteten Kreisen die Kenntniß der Erdkunde fördern. Zu diesem Ende hält sie auch die wichtigsten Fachschriften und korrsspon- dirt mit namhaften Instituten des Auslandes. Als ich« meinen Gewährsmann fragte, ob deutsche Blätter unv Institute mit darunter seien, verneinte er die Fcagc; baS- neueste, mir zu Gesicht gekommene Bulletin aber nennt die geographische Gesellschaft in Berlin unter den kor» respondirenden Gesellschaften, während in den Registern- früherer Bulletins allerdings Deutschland eine Vertretung noch nicht hatte. Wichtiger als die eigentlich wissenschaftlichen Leistungen, welche das Institut ins Auge faßt, erscheint mir seine populäre Seite. In den Laien- schulen wird auf feine Initiative hin und von ihm fnb* tientionirt, geographischer Unterricht ertheilt, so daß die Kunde der Länder und Völker auch in denjenigen Schichten fich verbreiten wird, welche eine höher: Bildung nicht zu erwerben, in der Lage find.
Die zweite Gesellschaft, von d-r ich kurz zu sprechen beabsichtige, ist die Schützengesellschaft. Größere Pjüge der Schützenkunst datirt in Frankreich ebenfalls von der Zeit des Krieges her Man schießt eifriger uni» tu Folge dessen viel besser. Immerhin darf an eine so systematische Durchbildung des Schießwesens, wie es etwa die Schweiz in den Militärschützenvereinen besitzt, nützt gedacht werden. Die französischen Gesellschaften sind nicht dicht Über daS ganze Land verbreitet und die Uebungen haben nicht einen so regelmäßigen (Saug. Aber diejenigen, welche den Vereinen angehören, machen bedeutende Fortschritte, so daß fie weit glücklicher als zuvor mit den guten Schützen anderer Nationalitäten konknrriren können.
Die Marseiller Schützengesellschaft besitzt im Chateau des Fleurs ein sehr hübsches Gebäude für den Kultus ihrer Knust. Aehnlich wie das Frankfurter Schießhaus von freundlichen Anlagen umgeben, ladet das Gebäude um so mehr zum Besuche ein. Heute wurde gerade ein Preisschießen abgehalten. Man schießt vorzugsweise auf die Distanz von 250 Meter mit dem Martinigewehr. Das Scheibenbild ist keine Mannsfigur, sondern ein Kreis, der in zehn Ringe getheilt ist, wie. man benn immer mehr wieder auf bas kreisförmige Bild, als das allem zufälligen Treffen ungünstigste, zurückkommt. Geübtere Schützen lieben eS, nur auf ben innersten Kreis zu schießen, welcher zwölf Deeimeter im Durchmesser^ „Mouche" heißt, unb aus ben übrigen Kreisen herausgelöst wird. Das erinnert an die Schützen der Ur£antoner die sich eine kleine Scheibe, nicht größer als der Apfel. Tell's, zum Ziele setzen. Es find ihrer heute etwa ein. Dutzend, deren „Mouches" im Schießstand rühmlich an- geheftet wurden. Sehr gut sind die Schüsse der Abtheilung für die Pistole; hierfür besitzt man in Frankreich noch immer viel Liebhaberei unb Meisterschaft. Auch einen kleinen Echießstanb zum Vergnügen ber Damen enthält das Chateau des Fleure. Daß bie Gesellschaft trotz der vaterländischen Aufgabe, die sie fich gesetzt hat, einen insofern ausschließlichen Charakter besitzt, als ihre Mitglieder nur Konservative find, wird man bei der Geschiedenheit der französischen Parteien erklärlich, aber auch eben deßhalb sehr bemerkeuswerth finden.
Bekanntlich ist das Martinigewehr, das erwähnt wurde, nicht die Waffe der französischen Armee. Aber die Schützen benützen dieses, bis einmal das Grasgewehr, die neue Waffe, allgemein eingeführt ist. Diese letztere rühmt man sehr. Das Chassepot hatte vermöge des guten Verhältnisses zwischen Geschoß und Ladung einen rasanten Schuß, es besaß eine große Tragfähigkeit. Aber es war die Eisenstärke des Laufes gering, die Läufe nicht sorgfältig rein, die Munition wegen der Papierhülse den Einflüssen ber Witterung preisgegeben, unb in Folge dieser Mißstände bie Treffsicherheit so klein, daß Schützcn- Elitetruppen in bedeckter Stellung bei einer Scheibe von 1,2 Meter auf 250 Meter Entfernung nur 30 Prozent Treffer hatten. Das System Gras hat die Papierhülse durch eine Metallhülse ersetzt, wodurch der Verschleimung des Laufes abgeholfen und die Herstellung gleichartiger, gegen die Elemente besser geschützter Munition möglich geworden ist. Darin insbesondere soll fein Vorzug bestehen. Mit dem Grasgewehr sind noch nicht alle französischen Corps ausgerüstet. Während dieses bei den im Osten garnisonirenden Truppen längst der Fall, soll die Neubewaffnung nach Süden zu keinen raschen Verlauf nehmen.
m, v.,3 vereinigt bleiben ;
M seinerseits, wie auch fromme und gelehrte Geist- tRoms geurtheilt hätten, keine Beleidigung Gottes en; er bittet Alle, ihr Urtheil noch einige zurückzuhalten, bis er eine Schrift veröffent- e, „in welcher ich mich nach einer Darlegung k Ursachen in den Stand gesetzt zu finden vertraue, !r hellrgen Kirche und meinem Vaterlande einen ^nst zu erweisen, wie ich es unter den früheren Wänden auf keine Weise gekonnt hätte." Der Kuß des Briefes lautet: „In jedem Falle bin I entschlossen, mich mit der Gnade Gottes mehr als tzyr im strengsten Gehorsam gegen die höchste kirch
liche Behörde zu erhalten; und wemr ich je im Wesm und in der Art wider meinen Willen gegen diesen Gehorsam gefehlt hätte, ist es meine Abficht, daß, so viel es muh betrifft, Alles als verbessert oder kasfirt angesehen werde." Auf diese Erklärung hin veröffentlichte gestern der „Offervatore Romano" einenBrief des Pater Beckx au den Pater Curci, worin Eurci's Anficht über die weltliche Macht des Papstes als eine Beleidigung des Statthalters Christi und Verläugnuug des Glaubens hingestellt und schließlich zu Pater Curci's Selbstausschließung aus der Gesellschaft die Zustimmung des Generals gegeßen wird. Wozu der „Offervatore" die Bemerkung fügt, daß Pater Curci von dieser-Zustimmung noch keinen Gebrauch gemacht habe. Man sieht, es wäre Aussicht vorhanden, daß die beiden Jesuiten, nachdem fie fich geschlagen, auch wieder vertragen könnten, wenn dem nicht bie weitere öffentliche Entwickelung der Sache «inen Riegel vor-
Was ist nun aber der Inhalt 1>e§ Curci'schen Memoire's? Die dogmatischen und persönlichen Streitigkeiten der Jesuiten bieten an sich weniger Interesse, hier aber kommt eine eminent -polst"" ~ in s Spiel. Dieselbe ist um so wichtiger, Curci eine große Partei hinter fich hat, die nur auf ihre Zeit wartet, um ihre Idem praktisch wirksam werden zu lassen. Das Memoire Curci's — die „Rep. Fr." hat es gestern und heute dem Wortlaute nach veröffentlicht — ist ein umfangreiches Akten- stück, deffeu Inhalt fich kurz in den fotgenben Sätzen zusammenfassen läßt. Durch bas fetnbfdtge Verhalten bes. Papstthums zu Italien toerbe dieses immer mehr in religionslose Bahnen gedrängt. Die Kirche könne dabei nur verlieren. Es sei kirchliches Prinzip, daß mit allen Regierungen, ohne Rücksicht auf deren etwaigen verbrecherischen Ursprung, unterhandelt toetben könne, unb so könne auch der Papst, ohne ben Ursprung Italiens zu billigen, mit Viktor Emmanuel sich verständigen, der dazu viel bereitwMger sei, als eS sein Nachfolger fein würde. Die Punkte der Verständigung find: Anerkennung des Königs durch die Kirche und Krönung desselben burch ben Papst, Erklärung ber katholischen Kirche als Staatskirche, Betheiligung ber Klerikalen an den Wahlen, ultramontane Majorität im Parlament unb ultramontanes Ministerium. Auf biefetn Wegb, Mit Benutzung moberner Jbeen, bet Presse, bet Volks
ausführlich seine Ideen auseinander setzte.
.chrieb an ben Rand des Schriftstückes: ' impertinenza, unb schickte es mit biefem Genies an ben Jesuiten-General Beckx. Es folgten tauf Verhandlungen wegen Widerrufs, bie sich je- l zerschlugen, ba beide Theile über bie Form bcs- M sich nicht einigen konnten. Das Memoire selbst regte, man weiß noch nicht recht wie, in bie
' fit unb so erhielt bie Angelegenheit bie fe Verbreitung. Was bie Ausschließung bes 'lbst anbelangt, so würbe sie vom „Osser- imano" geläugnet, von Pater Curci selbst in einem Briefe an bie „Arrnonia" von Florenz tigt, jedoch in einer Weise, die es zweifelhaft “ die Ausschließung eine gezwungene ober freiwar. Der betreffende Ausdruck lautet näm- Jch sehe mich ausgeschlossen." Dieser Brief, sonst ein Muster von Jesuitismus, erklärte, der im Geist und
Francesco Crispi Hat e8 verstanden, in vierzehn en mehr von sich reden zu lassen, als es vielen sten das ganze Leben hindurch nicht gelingt. Auch spr war es bisher wie letzteren gegangen; die italieni-
Ümwälzungen hatten zu vielen Persönlichkeiten s gegeben, um außerhalb Italiens jedem Einzelnen Zelle in dem Gedächtnisse des Publikums reserviren können. Jetzt ist Crispi plötzlich durch eine Reise ins . der großen Politik ein viel berühmterer A«n geworden, als es ihm seine Vergangenheit je - ezett hätte. Das war eben der leidige Undank der kschichte. Crispi hat daher vielleicht recht daran ge- wevn er es versuchte, den Undank und die Geschichte W zu corrigiren. Ein solches Unternehmen entspricht . Character, seiner Energie. Seine Vergangenheit ihm dazu einige Berechtigung.
Francesco Crispi ist einer der sonderbarsten Typen italienischen Parlaments, in dem es weder an Son- »ngen, noch an höchst sonderbaren ernsten Männern *• Ich zähle Herrn Crispi zu den letzteren. Dabei er eine der unruhigsten Seelen im ganzen Hause. Vor fahren war er wieder lediglich ein sehr beschästig- ^ANtokat geworden, seine politische Laufbahn schien Ahndet zu sein, im Parlament redete man nicht mehr j l?®' weil er selbst nicht mehr redete und sein Platz ^häufiger leer als besetzt war. Der Sturz des Mi- Mtums Minghettt, zu dem er persönlich nichts beitrug, Lchn von Neuem aus den politischen Kampfplatz. Heute «rr das Zünglein der polttifchen Wage in Italien in MHand. Hat er Rom in jüngster Zett trirkich ohne «vn verlassen, als et seine europäische Pilgerfahrt
Briefe miS Frankreichs
XVII.
T. C. Marseille, 28. Octbr.
- weltlichen Gesellschaften Marseille's sollen
zwei hier erwähnt werden, welche in gewisser Beziehung ittitt tootthtötn ßebett stellen. --
Eines der größeren Cafe's dieser Stadt hieß früher Caft Allemand, nicht, .weil es von einem Deutschen ge- enbet oder hauptsächlich für Deutsche bestimmt war, der« weil der französische Besitzer diesen Namen trug. Zur Zeit des Krieges erschien eine Umläufe rathsam und die Ausschrift ist jetzt unverdächtig. In diesem Cafe liest matt an der Wand angemalt die Namen der Journale, welche zum Lesen aufgelegt sind, eine zahlreiche Liste, die hauptsächlich Länder des Mittelmeers nennt. Ein Blatt aus dem deutschen Reich ist nicht da, worüber wir uns nicht aufhaltcn wollen, da wir nicht wissen, ob das Cafe von Deutschen stark besucht ist oder nicht, und weil den Angehörigen der anderen Nationen mehr die Schwere als die Schönheit unserer Sprache bekannt ist. Nicht darüber hinwegsetzen aber können wir-uns, daß Deutschland doch in der Reihe figurirt und als die Zeitung aus Deutschland der Berner „Bund" verzeichnet wird. Die Schweiz fehlt ihrerseits keineswegs; sie ist durch das „Journal de Geneve" vertreten. Da man sich nun in einem Cafe weder den bösen Scherz erlaubt, den „Bund" feiner Reichsfreundlichkeit wegen zu den Blättern Deutschlands zu zählen, noch den böseren, die deutsche Schweiz dem Elsaß ins Reich nachzuschicken, so kann offenbar nur der Mangel an geographischer Kenntniß die befremdende Nomenclatur verschuldet haben.
Frankreich besitzt unter seinen Verbannten einen großen Geographen, Deusschland unter seinen Offiziösen einen, welcher Proben des Gegentheils lieferte, — rechnet man solche Ausnahmen beiderseits ab, so bleibt das geographische Wissen der Franzosen in jedem Falle ein viel geringeres. Ihr Bedürfniß nach solchem Wissen war bisher gar nicht groß. Eine ftanzösische Dame, welche den Main hinauf reiste, fragte nach dem Namen des Flusses. „Das ist der Main, Madame" antwortete man ihr, „ein Nebenfluß des Rheins." „So," sagte sie, „dieses Wort habe ich nie gehört." Eine deutsche Dame, welche von Paris nach Bordeaux fuhr, war im Ungewissen, ob der Fluß, den sie passirte, nicht die Loire fei. Sie mochte nicht gerne fragen, weil man das, tote sie sich ausdrückte, eigentlich aus der Schule wissen sollte.
Rühmen wir derart unbescheiden unseren Vorrang, so müssen ebenso unumwunden die Bestrebungen anerkannt werden, welche man in Frankreich gegenwärtig zur Hebung des geographischen Studiums macht. Handelsstädten legt fich die Absicht besonders nahe. Wenn der, gebildete Kaufmann eine Depesche aufgeben will und es interpellirt ihn der Angestellte ganz ungenirt: Ham- bourg, est-ce un bureau? so mag der Angeredete sich sagen, daß ein bischen Geographie auch nicht übel wäre unb seine Wünsche gesellen sich zu benjenigen des Mil'- tärs. Letztes Jahr ist denn hier eine geographische Ge-
toertretung unb ber freien Verfassung soll ber Mra- montanisMus wie in Belgien unb im Frankreich des 16. Mai, so auch in Italien zum bominirenben Staatsfaktor gemacht werben. Kann Viktor Emmanuel aus Rom nicht mehr vertrieben werben, so macht man ihn zum Gouverneur bes Papstes, unb kann ber Vatikan Rom nicht mehr erobern, so erobert er bafür ganz Italien. Dies ber Plan bes Paters Curci. Was baran interessant ist, bas ist weniger seine Neuheit. Aehnliche unb gleichlautende Ideen find in neuerer Zeit häufiger als man meinen sollte, ausgesprochen worden. Auch in dem Buche des ultramontanen ■ badischen Abgeordneten Pfarrers Dr. Hansjakob sind sie zu finden. Interessant jedoch ist es, burch das Auftreten des Paters Curci zu erfahren, zu welcher Verbreitung unb zu welcher Kraft bieselben in Italien bereits gebieten sind. Es ist begreiflich, baß ber General Beckx im Augenblick von bem Plane nichts wissen will. Pius IX. ist alt, seine Tage sind gezählt unb eine Umwandlung, wie Curci's Plan voraussetzt, macht er nicht mehr mit. Die Jesuiten selbst baden alles Interesse daran, zu verhindern, baß an der Politik bes Non po3sumus, bie sie unter und hinter Pms IX. befolgt haben, nichts geänbert werbe. Es ist jeboch klar, baß mit beut Tobe des jetzigen Papstes mit dieser Politik gebrochen wird. Alle Prophezeiungen, baß er noch den Triumph der Kirche sehen werde, haben sich ja nicht erfüllt, der alte Weg ist ungangbar geworden, und wenn bie Kirche weiß, daß sie keine bewaffnete Arme von Königen unb Kaisern mehr zur Verfügung hat, so schleicht sie in die Herzen ber Staatsmänner unb ber Parlamentsführer. Sie hängt bas Gewanb ber mobernen Freiheit um, bamit sie bie Freiheit besser erbroffeln könne. Wenn bie Nutzlosigkeit ber gegenwärtigen Gewaltspolitik fich herausgestellt hat, so bars man versichert sein, daß bas Jefutten- thum mit um so größerer Kraft auf bie Ausführung des Curci'schen Planes fich weissen wirb. Da ater
Frankfurt, 2. November.
über bie Grenzen Italiens hinaus Mcht Me bes Jefuitenpaters Curci großes Auf- "Pater Curci, halb fiebenzig Jahre alt, feit
Szig Jahren Mitglied des Jesuitenordens, reoner, Liebling des Papstes unb Leuchte Doctrin, ist durch den Jefuiten-Gene- , aus dem Orden ausgestoßen worden, at er verbrochen? In einem Memoire an den at er biefem bie Aussöhnung mit beut König- alien angeratben unb bie Nothwendigkeit ber
Herrschaft des Papstthums bestritten. So i Sage. Also wieder ein Ketzergericht des Je- ls, wieder ein Grund mehr, die Jünger zu verfolgm, wieder ein Beweis für die unb Nothwendigkeit bes Jesuitm-Austrei- -Gesetzes? Sehen wir der Sache kühl auf ben ter Curci, ein Jesuit vom Scheitel bis zur sonst hätte er nicht bie „Civilta cattolica“ bet unb viele Jahre birigirt, hat seit bem ber weltlichen Herrschaft des Papstes in ver-
Werken allmählig immer deutlicher bie t vermochten, es fei ben Interessen des Vati- tträglicher, Italien gegenüber das Non possumus und Kompromißpolitik zu treiben. Der Pater
Vit dieser Ansicht nicht allein, aber Niemand in des Vatikans sprach fie so offen aus wie er.
uisen ließen bie Sache anfangs ruhig ge- , ba fie anscheinend nicht wußten, in wie weit selbst bie Ansichten des Paters theile oder : stehe. Im Jahre 1874 schrieb Pater litt der „Regione dell’ Opera" betitelten Vor- zu seinem Werke: „Lezioni sopra i quattro !Ü", den Satz, bie weltliche Macht bes Papstes Dogma unb es sei besser, wenn bie Kirche feit accompli anerkenne. Nun wandten sich bie an ben Papst; aber es war vergeblich. Im ängenen Advent predigte Pater Curci in Mai- und hatte daselbst häufig Umgang mit dem
Scotti, dem er kein Hehl auS seinen Anen machte. Der Vater des Herzogs, das pt ber norditalttnischen Klerikalen, reifte darauf is nach Rom, um nicht' blos bie Jesuiten > fon- k auch den Papst auf bie Gefährlichkeit des
Standpunktes nachdrücklich aufmerksam machen. Er hinterbrachte außerdem, Peter Curci e sich ausgedrückt, ber Papst persönlich fei bereit, mit Italien zu versöhnen. Jetzt würbe bem er im Vatikan bie Thüre gewiesen, unb als er
er heute fich barstellt, füi eignet. Der italienische Jahre semer^unbestrittenen Herrschaft nicht benützt, er hat das Volk vielmehr zurückgestoßen, er hat es namentlich weder materiell noch geistig von seinen Lasten befreit Es mag wohl Leute geben, bie jetzt wieder ihren einzigen Liberalismus darin zeigen, daß fie gegen die Unduldsamkett ber Jesuiten losziehen unb wie seiner Zeit an Döllinger, so jetzt an Pater Curci Glückwunsch-Abreffen erlassen. Aber bas ist's nicht, was Noth thut. Pater Curci ist gefährlicher als Pater Beckx, unb bie italienischen Aberalen werden die größten Anstrengungen machen müssen, wenn fie bas Gelingen des Curci'sschen Planes verhinbern wollm. Ist es ihnen batutn zu thun, zu sehen, wie man gegen bie Jesuiten nicht vorgchen soll, so brau= chen sie nur nach Deutschlanb zu gehen und bei uns
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