Abendblatt.
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_____________V Sonnemtitttt. ,
Samstag, 16. Februar.
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Sureaux: iSroste EsÄe«veimeraafl^37^—
L." bemerkt,
r,- auf Verstor oenö Papstkandidaten mit den lebendigen.
Valetta zusammen. Iw so oft wie diese zwei Äar»
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RaßlandS Freund« in England (die Liberalen) .heuchlerische hrriheitöverehrer* nom te. Er nimmt diese Ausdrücke zurück. Sir I. Lubbock bedauert die Angriffe gegen Oesterreich und Deutschland und glaubt, die orientalische Frage könnte nur durch ein herzliche» Einvernehmen zwischen Deutschland, Oesterreich und England gelöst werden. Sir George Campbell (radikal) hält die britischen Interessen in Konstantinopel nicht für bedeutend genug, um ein ijolirteS Vorgehen Englands, das dazu angethan sei einen Krieg herauszubeschwören, zu refertigen. Lord Elcho meint, das Land sei wäl«nd der l tzten
hme bei Prinzips des nicht an die Minister
Frankreich.
A Paris, IS. Febr. Die Ihnen vorige Woche fignalifirte Ernennung des Generals v. Aymard zum Gouverneur von Pari« an Stelle de« Generals Ladmirault wird heute im Amtsblatt veröffentlicht. In republikanischen Kreisen macht diese Ernennung sehr guten Eindruck, denn Herr v. Ah-mard gilt al« ein überzeugter Republikaner! 1848 war er schon Adjutant des Generals Savaigstar und hat später gegen den Staatsstreich vom 2. December öffentlich protestirt, sowie bet dem Plebiszit
Das Conclavt.
4. Dre-italienkschen Äar bittlfle.
AuS dem Register der italienische» Kardinäle hat der Tod vor nicht langer Zeit ihrer vier gestrichen, welche als Papstkandidaten mehrfach" genannt worden find. Jn- deffen ist es sehr zweifelhaft, ob einer von ihnen dio Arena ernstlich behauptet hätte. Riario Sforza, der Erzbischof von Neapel, war ein Mann , von großem Ansehen, wisscnsreich, beredt, beim Volke seines Sprengels beliebt, von den italienischen Liberalen als Freund der
Regie.uugSpolrttl sehr geboten. Str Charles Dille bekämpft di« Ansicht des Vorredners. Sir W. Lawson wünscht von der Regierung eine deutliche Erklärung, ob sie gegen die Russen zu kämpfen beabsichtige, im Falle sie Konstantinopel besetzen. Partiell hält eine solche Frage für überflüssig, da die rnuthiose Haltung deS Schatzkanzlers und seiner Parteifreunde zur Genüge beweise, daß jede Absicht, ihre Drohungen gegen Rußland zur Ausführung zu bringen, auf gegeben sei. Monk fürchtet, daß Land Reute hoffnungslos und hilflos einem Kriege entgegen; er möchte gern wissen, warum 3 Forster empfiehlt im Interesse des Frieden» eine Beendigung der Debatte. Rach seinem tzrmeffen set rin Grund für einen Krieg nicht vorhanden, und et ‘
bis aufs Messer an; feine Partei würde für diesen Fall im Reichstage gegen den Bundesrath vorgehen, und de» Antrag auf Uebertragung der Stellvertretung des Reichskanzlers an mehrere Personen des Bundesraths von Neuem einbringen. Als Parole derNationalliberalenwird ausgege- ben, daß Preußen, falls im Bundesrath eine Äajoritätgegen die Bestimmung der zukünftigen Reichsminifter sich findet, dort gegen die Vorlage im Ganzen stimmen müßte. Ob die Nationalliberalen eventuell für den bayerischen Antrag stimmen werden, wonach dem Reichskanzler ein Vizekanzler zur Seite gestellt werden soll, das wird Wohl von der Entscheidung des» Fürsten Bismarck abhMgen, der sich an. den diesbezüglichen Berdthungen im Plenum des Äundesraths selbst betheiligen will. — Die Steuer- v o.r lagen, und zwar die T a b a k s st e n e r in erster Linie, werden in Reichstagskreisen bereits zu den Todte» geworfen. Ohne Steuerreform ke ne neuen Steuern, so lautet das Programm der Majorität. Es werden diese Gesichtspunkte bei der ersten Lesung über die Steuer- Vorlagen zur Geltung gebracht werden. Tie nationalliberalen Blätter sprechen sich ganz offen in dieser Weise aus und bemerken, daß eine Steuerreform überhaupt nur durchzuführen sei, wmn die Regierung eine geschloffene gouvernementale Partei im Parlamente zur Seite hat. Man möge sich jedoch durch diese Taktik nicht beirren lasten; ist einmal das St.llvertungSprojekt, mit Herrn von Bennigsen als Vertreter des Reichskanzlers durchgegangen, dann wird — eS kann nicht oft genug wiederholt werden — diese gouvernementale Partei als Morgengabe dem Reiche das Tabaksmonopol dar- bringeu. Herr Camphausen aber wird, wie sein Vorgänger von der Hehdt mit seinem famosen Steuerbouquet, mit seinen Steuervorlagen im Reichstage ein gründliches Fiasko erleben. Dieses Fiasko dürste Wohl das letzte des Herrn Camphausen gewesen sein, der jetzt in keiner Partei eine llnterstützung mehr findet.
♦ Baden, 15. Febr. Wie wir in unserer Rundschau über die katholische Presse der W lt mitt,eilten, wird von dem Wörl'schen Werke der „Eppinger Sötte bete" als klerikales Blatt angeführt. Derselbe protestirt nun gegen diese Zugehörigkeit und behauptet, in feinern elfjährigen Bestehen niemals der klerikalen Partei angehört zn haben. Die „Bad. Ldsztg." bestätigt ihm, daß seine gegenwärtige Richtung eine liberale sei.
Unter den Kardinalbischöfen finde« wir zunächst G u i d i und d i P e t r o, welche sich durch Autorität auSzeichnen. Guidi, aus Bologna gebürtig, ist 1815 geboren, di Pietro stammt aus der heilige« Stadt selbst. Beide besitzen das Kardinalat schon geraume Zeit. Alle diese äußeren Umstände wären geeignet, sie i« der Wettbewerbung zu unterstützen. Aber Guidi, der DominiM kaner ist und als solcher die Jesuiten wohl nie leiden mochte, hat sich nicht nur unter vier Augen gegen die Jnsallibilität ausgesprochen, er hat auch, als der einzige Kardinal, auf dem Konzil gegen sie das Wort ergriffe«. Der ganze Haß der strikten Infallibilisten ist ihm also gewiß, di Pietro that nicht Gleiches, die Italiener er- klären ihn aber für den „liberalsten- Kardinal, was im Grunde noch schlimmer wäre. Darf man den Anekdote« glauben, welche über di Pietro circuliren, so könnte et den reichen Zufluß der Peterspfennige wohl brauche«. „Er hilft immer", sagt ein Blatt der Halbinsel, „unfr schwimmt immer in Schulden; aber wenn er Millionen hätte, wäre die Sache gerade so, bann würde er nnr statt Silber Gold ausgebe«."
Den Barnabite« B i l i o, welcher ebenfalls Kardinal» , Bischof ist, stellen wir dennoch am Besten mit dem Kar- dinalpriester Monaco LaValetta zusammen. I» letzter Zeit tauchte Niemand so oft wie diese zwei Kardinäle auf der Bildfläche auf, wenn von der Papstwahl die Rede war. Sie haben das Gemeinsame, daß sie zn den Jüngsten gehören (Bilio wurde 1826, La Valetta 1827 geboren; jener ist feit 11, dieser feit 9 Jahren Kardinal), daß sie für die Jnsallibilität schwärmten und Lieblinge Pius IX. waren. Ob es ihnen jetzt aber nutze« wird, daß Pius IX., Andere kränkend, sie so frühe mit der Kardinalswürde und allerlei Aemtern beschenkte? Aeußerlich sollen Bilio und LaValetta sich darin unterscheiden, daß jener ei« finsteres Wesen, dieser ein sehr leutseliges zeige.
Ei« weiteres Kaudidaten-Zwillingspaar find Franchi geboren 1819, und Simeoni, geboren 1816, beide nach dem Konzil zu Kardinälen erhoben. Franchi hat als Präfekt der Propaganda eine außerordentliche Thätigkeit entwickelt. Im banst die Kurie zu nicht geringem Theile die Ausbreitung, welche der Katholizismus in fernen Ländern gewann. Franchi gilt als einer der gewandtesten Diplomaten des Kollegiums, der sein Talent besonders als Nuntius in Madrid und außerordentlicher ®e-
Großbrttanrrien.
London, 14. Febr. Da man gestern Abend erfuhr, daß Admiral Hornby den Befehl erhalten hatte, mit seiner Flotte in die Dardanellen emzulau- sen, selbst wenn sich die Türken seinem Vorhaben toiber-
- TT . vyripnen tm Bimdesrathe die Kreirunq von «euhsrnmArlm im Gefolge hat. Da ausschließlich «rr preußische Minjpr anb Beamte mit dieser Stell- •ertrehmg „würden beauftragt werden, so macht man Am im BundeSrath hiergegen starke Oppofiti , Vht mit dem Gedärm«, um, eine« Antrag zu formu'liren,
Wen, und da man andererseits nicht wußte, welchen WWchlusi die Türke« , -bte neuen Alliieren ter — lassen würden, so herrschte in ganz England ei angstreiche Stimmung. Ter erste Schuß hätte sehbare Folgen nach fich ziehen können, und wenn die Kriegsfurie einmal entfesselt ist, so läßt fich ein Ende nicht so leicht absehen. Aus dieser peinlichen Situation wurden wir heute durch die Nachricht erlöst, daß die Flotte in die Dardanellen eingesahren sei, ohne einen Schuß abzufeuern, und daß die Pforte fich mit einem einfachen Proteste begnügt habe. Welcher Unterschied zwischen der Lage vor vierzehn Tagen und heute. Damals hatte die Pforte eingewilligt, daß die englische Flotte in die Dardanellen einlaufe, damals Ware« die
Türken noch Herren der Donaufestungen, sie hielten noch die Linien von Tfchaladja und Suleiman hatte fich mit seiner Armee in Gallipoli festgesetzt, die Türken, obwohl geschlagen, waren noch nicht hoffnungslos verloren, und wen« damals den Türken ein Funke von Hoffnung geze gt worden wäre, so hätten sie vielleicht nicht so panikartig sich aus Gnade und Ungnade ergeben. — Heute tarne« hier hundert russische Matrosen via Rotterdam an, um die seit Ausbruch des Krieges unthätig in den Docks liegenden russischen Handelsschiffe zu bemannen.
♦ London, 15 Febr. Auch die zweite Lesung der Äre« ditvorlage im Unterlaufe gab gebetn Abend Gelegenheit zu lebhaften Debatten Jankins protestirt heftig gegen die Maßregel. Er unterzieht die Entsendung der Flotte nach Kon- stanttuopel einer sehr scharfen Kritik und erklärt, das Berhatten Rußlands sei viel würdevoller, gerabfinniger und edelmüthiger gewesen, als das der englischen Regierung. (Die Opposition tlatscht Beifall; die Konservativen rufen entrüstet: „Rein, nein!*) Ter Schatzkanzler weist den Borwurf, daß die Regierung in Betreff der der Flotte ertheilten Instruktionen einen Mangel an Aufrichtigkeit bekundet habe, zurück, und bemerkt, es sei stets der Wunsch der Regierung gewesen, dem Hause gegenüber offen und freimüthig zu sein. (Beifall.) Gladstone gibt wiederholt feiner Abneigung gegen eine Kombination mit Oesterreich ober irgend einer anderen Macht Ausdruck. Er glaubt, dies würde nur die Wirkung i atzen, die Zugeständniffe, die Rußland der Türkei zu Gunsten der bedrückten christlichen Rationalitäten abringen würde, einznschränken. Bit Robert Peel glaubt, die Wurzel der ganzen Orientalisten Wirren fei in Deutschland zu finden. Lord Robert Mautugu (Home Ruler) setzt die Debatte fort unb wird auf den Antrag des Schatzkanzlers und Gladstone'S zur Ordnung gerufen, weil et den Kaiser von Rußland einen „Tyrannen* und
Geist einzuflößm. Dafi er, tote gleichfalls der „Hann, bemerkt, auch noch zum Fackeltanz bei denHoch- zeitsfeierlichkeiten am Hofe gerade recht kommt, das sft ein fernerer Beweis für die Größe und die ^Schwierigkeiten der Aufgaben, die seiner harren.
Nicht blos in Petersburg, sondern auch in London scheint man augenblickluh sehr gereizt 'legen die übrigen neutralen Mächte zu sein. Tie
Politische Uebersicht.
- Jetzt, da der Reichskanzler nach Berlin zurückgekehrt ist, erwarten die Nationalliberalen nicht blos Aufklärungen über die orientalische Politik Deutschlands, sondern auch manches Andere, hoffen sie, toird durch die persönliche Anwesenheit des Reichsleitcrs gefördert werden. Die Hauptsache ist ihnen, daß der Entwurf wegen der Stellvertretung im Bundesrathe durchgeht, wo, wie der „Hann. Cour." fich ausdrückt, „der mittelstaatliche Partikularisnms unverkennbar fein Haupt erhoben hat." Freilich wittern die Her- •ren v. Nostiz, v. Mittnacht und v. Pfretzschner so» ifort die Verpreußung des Reichs und den Umsturz »er föderativen Grundlagen des Reichs; aber ver- idanken kann ihnm die Feinheit ihrer Witterung Mur, wem diese föderativen Grundlagen selbst gleich- gültig find. Daß die gegenwärtige Organisation des Reiches nicht haltbar ist, und auf gesundere Grundlagen gestellt werden muß, das wird wohl überall -anerkannt, ^llber warum soll dmn die Reichsverfassung, nachdem sie aus den Leib eines gesunden Reichskanzlers zugeschnitten war, nun gerade auch auf den Leib seines kranken Kanzlers zugeschnitten toerben ? Die «bundesräthliche Opposition packt freilich die Sache am verkehrten Ende an. Hr. v. Psretzschner z. B. hätte sich recht aut an den bayerischen Kammern eine Stütze verschaffen sönnen; die Gelegenheit dazu war ihm Em, aber statt die Meinung der Kammern zu und an ihnen einen Rückhall zu suchen, wurde Jnterpellantm sozusagen die Thüre vor der Mass zugeschlagen und die Liberalen der Kammer der ichten dazu., Kein Wunder, wenn jetzt ie föderativen Bestrebungen der betreffenden Bun- "the nicht die nothwendige Unterstützung bei Belkerungen und Volksvertretungen finden, und die ung, es werde dem Fürsten Bismarck gelingen. Widerstand, toenn nöthig mjt Hülfe des Reichs- igs gegen den Bundesrath, zu besiegen, eine gar sicht aussichtlose ist. Der Reichskanzler kommt also gerade recht, um den Nationalliberalen den Druck or-
Di« englischen militärischen Dortzereitungm aus Malta gewinne« mit jedem Tage einen ernsteren Charakter, so daß der Zeitpunkt nicht mehr fern zu liegen scheint, wo auch Malta eine wichtige Nolle spielen dürfte. Die Zahl der englischen Truppen auf Malta ist in letzter Zeit in steter Zunahme begriffen. Unsere Insel ist gegenwärtig förmlich überflnthet von den, mit fchar- lachroihen Jacken oder dem phantastischen schottischen Kostüme bekleideten Soldaten, die allerdings vorerst mit ihrem Epazrer- stocke promeniern und eher den Eindruck von Mitgliedern einer Kunstreitcrgeiellfchast machen. Auf Malta werden täglich < so gewaltige Schießübungen vorgenommen, daß die Fensterscheiben klirren, die Häuser förmlich zsttern und ganz La Valetta in. Rauch und Nebel gehüllt erscheint. Außerdem, werden zahlreiche Äaraken zur Ausnahme der »och erwarteten Regimenter erbaut. Am 5. d. M. in den Nachmitiagsstunden langten hier zwei englische Dampfer an, welche nicht nur Truppen an Bord hatte«, sondern auch mit allerlei Ketten, Meßinstrumenten und Torpedo's beladen waren. Seit mehreren Tagen ist mit der Legung von Torpedo's in der nächsten Umgebung der Insel, namentlich tit der Enge zwischen Sliema und Valetta, begonnen worden. Sliema liegt außerhalb der Festungswerke, etwa eint halte Stunde von Valetta, der Hauptstadt Malta'S.
Die „Karlsruher Zeitung* erklärt an hervorragender Stellt: »Wir find ermächtigt, zu erklären, daß die in mehreren badische« Blättern enthaltene Nachricht von bevorstehenden und beschloß fetten Verlobungen.in der großherz»glichen Familie jeder thatsächlichen Begründung entbehrt.*
♦ Miiltüiei», 15. Feb. In Folge Ministerialerlasse» wurde das feit einigen Tagen zu ä en bau tu der Pfalz während der Mittagsstunde stattfiudende Geläute für den verstorbene« Papst wie in ganz Bayern, so auch dortselbst polizeilich untersagt, da solches nur für Mitglieder des königlichen Hauses zulässig ist.
Hiesige Blätter berichten: „Der hiesig» sozialdemokratische Arbeiterverein suchte beim Stadtmagistrate München nach, es wolle gegen Bezahlung zur Abhaltung einer Versammlung, in welcher über die gewerblichen Schiedsgerichte bet» handelt werden will, der Saal tm nördlichen Schrannen-Pavillon abgclaffen werden. Der Magistrat letzte das Gesuch ab, da die Versammlung eine politische fei und für .solche der Saal nicht hergegeben werden soll.* Diese Auffaffung ist jedenfalls sehr neu, denn wir erinnern unS, daß schon mehr als eine politische Versammttntg im Schrännensäale abgebhlteh worden ist. Freilich nicht von Sozialdemokraten, sondern von Nationalliberalen und Altkatholiken. Aber es würde dem Magistroke, statt daß er sich hinter einer leeteu Ausflucht verschanz , besser an» stehen, rund Herauszusagen : „Sozialdemokraten bekommen ben Saal nichts* Das wäre deutsch geredet.
C. H. München, 15. Februar. In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten kam zunächst eine königliche Botschaft zur Verlesung, wonach die gegenwärtige 8anb- tagssession abermals verlängert wird, und zwar bis zum 23. d. M. Sodann wird der Gesetzentwurf über die pfälzischen Eisenbahnen auf den Antrag des Abg. Louis ohne weite« Diskussion an den Eisenbahnausschuß zur Vorberatyung verwiesen. Eine längere Debatte veranlaßte der Antrag des Abg. Hauck auf Revision des Notariaisgesetzes vom 10. Nov. 1861 in der Richtung, daß das Notariat, jedoch unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der großen Städte, mit den Amtsgerichten vereinigt wird. Ter Antragsteller Chatte dabei besonders die Verhättuiffe in Qnterfrankeu im Auge, wo der Grundbesitz in lauter kleine Parzellen zerfällt, so daß die Mehrzahl derselben den Werth von 100 M. nicht erreicht, während doch jedenfalls die geringste Notariatstaxe von 1 pCt. dafür zu bezahlen ist. Der Antragsteller bezweckt, daß das Notariats- Wesen auf dem Lande unentgeltlich durch die Gerichte besorgt werde. Zustizmiuister Dr. v. F ä u ft l e tritt dem Anträge energisch entgegen, den er als inkonsequent, ungerecht und kostspielig (derselbe würde nach den Angaben des Ministers eine Mehrausgabe von 6 - 700,0G0 verursachen) und als einen legislativen Rvcksch.itt bezeichnet, zu welch le^tetem er nie die Hand reichen werde. DieAvgg. Dr. Henle und Gunzen Häuser find gleichfalls gegen den Antrag. Ersterer warnt davor, Bayern stets als ein Probirland zu betrachten, letzterer schildert den Antrag als einen in juristischer tote volkstoirthschastlicher Hinsicht unannehmbaren. Abg. Hermann findet den Antrag Hauck nicht klar genug, und Abg. Stenglein spricht sich gleichfalls gegen denselben aus. Abg. Kopp bringt den Antrag ein, ei möge eine Revision des Notariatsge^es vorgenommen werden, und namentlich eine Gesetzesvorlage erfolgen, daß zur Beurkundung der im Art. 14 des Notariatsgesehes be= zeichneten Verträge nur jene Notare als zuständig erkläri werden, welche fich am Sitze des Gerichtes der den Vortragsgegenstand bildenden Sache befinden. Antragsteller Abg. Hauck empfiehlt feinen Antrag nochmals kurz, worauf zur Abflimmung geschritten wurde, welche sowohl die Ablehnung des Antrages Kopp als des Antrages Hauck ergibt. Zum 4. Gegenstand der Tagesordnung stellte Abo. "Vattx Freiherr v. Hofenbrädl den Antrag, daß § 39 Abf. 2 ie: Bauordnung vom 30. August 1877 eine abänoetun i oahin gehend emtjre, daß nicht schon eine theil vei e nothwendig werdende Erneuerung der Eindeckung von bestehenden Gebäuden bie Umtoanblun<; tu feuersicheres Material erfordere. Als Abg. v. CchlSr enc« Antrag ähnlichen Inhaltes einbrachte, zog Ab-,, v. Husendrädl feinen Antrag zurück, worauf der Antrag Schlör trag des Widerspruchs der Ulegierung einstimmig angenommen wurde. Der bete fünften Gegenstand der Tagesordnung bilden de, die Vertilgung der Kleefeide bezweckende Antrag des Abg. Groß auf entsprechende Abänderung der Ortspolizeivor- fchrifteu, wurde von der Rechten abgelehut. Run reserirte Abg. ©tief über die Petition des Stadtmagistrais Fürth, die Schädigung der Industrie durch die Zuchthausarbett bett., unb beantragte, dies.' Petition der Staatsregierung zur Würdigung zu übergeben. Minister Dr. v. Fä ustle erklärte, daß die Regierung bezüglich der Schonung der freien Gewerbetreibenden anders als bisher nicht Verfahren könne. Der Antrag des Abg. Stiel wurde angenommen. Um 2 Uhr wurde die Sitzung auf Montag vertagt.
Einheitsbewegung angesehen. Gerade der letztere Um- fiand würde für den Ausfall bet Wahl entscheidend geworden sein. Weil man Riario Sforza vom Hose unt» den Liberalen wohl gelitten wußte, hätte die bisbeü herrschende Partei, wen« sie dieses nach dem Tode Pius IX. blieb, einen solchen Kandidaten zum Falle zu bringen gesucht. De Angelis war schon einmal und zwar neben Masti ausgestellt worden; dieses Wal hätte er indeffen noch geringere Ausfichten gehabt. Er war einige Wochen älter als Pius selbst, also schon zu alt. Tas Kollegium ernennt einen gär so hochbetagten Mamr nur, toenn es sich sonst nicht einigen kau»; die Wahl sieht dann wie eine bloße Vertagung auü. DäS rechts Papstalter liegt etwa zwischen 65 und 7'5; bei einem: jüngeren fürchten die Kardinäle, daß er zu lange keinem Andern Platz mache, bei einem älteren scheuen sie dir Vornahme einer Wahl, ter zu rasch eine zweite folgen.; müßte. Auch Patrizi, ter älteste Kardinalbischoßu der 1798 geboren war, durste deshalb als zu alt angesehen werden. Antonelli ist der vierte der kürzliche Verstorbenen, welchem die Tiara gewiß nicht zu schwer schien. Geistig wäre er wohl einer der bedeutenderen Päpste geworden. Aber Antonelli war bei ben Jesuiten wegen deS PactirmS mit den weltlichen Mächte«, dar er liebte, anrüchig, und schon zu Lebzeiten scheint man von Bruder Giacomo gewußt zu haben, daß er in mehr als einer Beziehung sehr weltlich dachte. Ist dergleichen nicht geheim geblieben, da«« nimmt das heilige Kol» legium Anstand, auS dem fehlbarm Kardinal eteatto* fehlbaren Papst zu machen.
Beschäftigen wir uns nach diesen kleine« Grabrede«
. ,, .... t Krieg nicht vorhanden, !, die Regierung werte fich ntcht blindlings in kürzen. Die zeitweilige Besetzung Konstantinopel» durch die Russen würde keinen ewwr belli Irin. E.B. Denison bestreitet, daß die Entsendung der Flotte nach Konstantinopel al» eine kriegerische Handlung betrachtet werten könnte. Dillwy« ist anderer Meinung. Daums wird die Borlage MU zweiten Make gelesen.
Hebet die englischen R üstn«gen auf ®alt«
Polii. xstr.' ans La Valetta vom-8. Febr.:
fiegen die übrigen neutrale« Mächte zu fern. Tie i Russe« gerathen schon bei dem bloßen Gedanken in Muth, daß eine Konferenz über „slavische Angelegen- B freiten" berathen, oder gar entscheiden solle, während Die Engländer darüber sehr verdrießlich find, daß fich har keine Macht mehr findet, welche unter demVor- «wande der Wahrung „europäischer" Jntereffm für England die Kastanien aus dem Feuer holen will. (Die Ruffen fürchten, daß sie zu wenig von der Beute Wjaften toerben und die Engländer sind besorgt, daß tonen nicht genug übrig bleuen wird. Die „Times" sieht die Lage als kritisch an, umsomehr als, wie sie wiederholt mit dankmswerther Offenheit versichert, Aie Inschutznahme des Lebens und Eigenthums eng- M« Unterthanen nicht der Hauptgrund sei, warum ke britische Flotte nach Konstantinopel gesandt wurde. tSXe Entsendung der britischen Flotte", sagt das Blatt, „ist ein Fingerzeig, daß wir eine materielle Bürgschaft für den Schutz unserer Interessen haben Müssen, so lange Rußland die Desenfiv-Linien der
Deutsches Reich.
1 Berlin, 15. Febr. 3« parlamentarischen Kreisen Wird fast ausschließlich über daS den BundeSrathS-Aus- schüffen zur Berathung vorliegende Gesetz, betreffend die Etellveriretung des Reichskanzler gesprossen. Die Natioualliberalen find über bett schleppenden Gang der Verhandlungen in den Bundesraths-Aus- schüffen, welche seit Montag, der ersten Sitzung, nicht wieder getagt haben, im höchsten Grade unzufrieden. Es .erstreckt fich diese Unzufriedenheit vornehmlich darauf, ^daß die Mehrheit deS Bundesraths entschloffen z« sein '.scheint, das Gesetz in der urfprünglichensFaffung nicht anzu- -nehmen und namentlich den Paffus zu streichen, wonach »ie Stellvertretung vom Reichstage an mehrere Mitalie- 'ter des BundeSrathS ertheilt werde« kann. Gerade auf •Weser Bestimmung bestehen die Nationalliberalen und .Vornehmlich deren Führer, der Abg. Lasker, welcher Mit dem Staatssekretär Friedberg gemeinsam dieses Opus geleistet hat. In seinem Organ, der „Berliner 'Autographirten Correspondenz", gibt LaSker feinem tiefen grolle gegen die Opposition im BundeSrath den ent- «ntfprechenden Ausdruck. Dabei lüftet er die Maske
A AL^L"E^r°ttn n°ch «ugt|roeqeir wurde — mit Abficht ober ohne Absicht.
fein — die an Deutlichkeit nichts zu Mnschen Sbng Uffente Erklärung ab, d7ß die Bestim- «W betteffs die Übergabe der Stellvertretung an
Aürkrschen Hauptstadt besetzt hätt. Es ist kein feind- Settger Att, er ist einer sreundlichm Auslegung fähig iund wenn Rußland keinen Versuch machen sollte, «inen gefährlichen Einfluß über Konstantinopel zu erlangen, wird er nichts Wetter als eine Machtent- faltung sein." Im llebrigen tadelt die „Times" sehr entschieden den Entschluß Rußlands, Konstantinopel tzu besetzen, und nennt ihn den überraschendsten aller cuffischen Irrthümer. „Rußland setzt sich einer ernsten Mw nutzlosen Verantwottlichkeit aus, und es wird Oesterreich, sowie auch England Garanttm geben müssen, daß es Konstantinopel verlaffen werde, wenn es seine überellte Absicht, die Hauptstadt mü seinen Truppen zu besetzen, ausführen sollte." Mittlerweile dauert der Streit sott, ob England den Pattser Vertrag verletzt habe oder nicht. Üns scheint, daß Rußland und England sich in dieser Weziehttng nichts vorznwersen haben.
Preußens mit bem Reiche Vorschub zu leisten. So j akttven ^Dienst verseht. Später trat er in den Dienst kündigt bentt Lasker in seiner Korresponbenz bem Bun- I ber Fremdenlegion in Afrika ein. Während des Kriegs desrothe, falls er fich nicht bekehre unb bessere, den Kri g I von 1870 war er Brigadeocneral; 1872 avancitte er Dzum Divisionsgeneral unb bekam baS Kommando des 16. Armeekorps. — Heute Vormittag kand in der Rotr e-Damekirche die Trauerfeier für den Papst statt. Die äußere Facade der Kirche war reich mit schwarzen Draperien verhängt, welche weiße Hermelin- Bordüre« und die WappkiUchilder deS Kirchensürsten trugen. Das Innere war in ähnlicher Weise, aber «och reicher ausgeschmückt, die Kanzel mit einem Trauerflor mit silbernen Sternchen bedeckt und in ber Mitte des Sch iffes erb ob fich ein riesiger Katafalk, bedcckt mit Sammt und Stickereien. Rechts vom Altar war der ebenfalls schwarz verhängte Päpstliche Thron errichtet. Gegen 12 Uhr kamen zuerst die Deputationen bet Pariser Garnison, dann der Caffationshos in rothen Roben, sowie die -übrigen Vertreter der Pariser Gerichtshöfe und die Mitglieder des toiffensch»ftlichen Instituts. Nach und nach kamen sodan« auch die Senatoren und einige Deputirte; das Bureau ber Deputirten- 'bynmer ist der Ceremonie fernaeblieben. Sämmtliche Minister waren hingegen anwesend und von ihrem Dienst- ^Personal begleitet. Der Klerus von Paris und der Umgegend war selbstverständlich in Masse erschienen. General v. Abzac vertrat den Präsidenten der Republik; die Marschallin war aber anwesend. Die Meffe war von Chören der verschiedenen Seminarzöglinge und der Musik der Garde republicaine unterstützt und wurde von Mgr. Richard, Stellvertreter des Erzbischofs, gelesen. Die Ceremonie schloß mit einem De Profunciö. Unter den Anwesende« bemerkte man viele bekannte bonapar- üstische Persönlichkeiten; die päpstlichen Ex-Zouaven, deren man noch Habhast werden konnte, waren ebenfalls zu ber Feier eingrfabcn worden. — Tie Pr cßverf olgunge« des neuen Ministerinn s scheinen, wie unter dem Regime der moralischen Ordnung, gang und gäbe werden zu sollen. Heute wurde das illustrirte Witzblatt „La Lune Rousee" mit Beschlag telegt. Dasselbe hatte eine Zeichnung mit der Unterschrift: „Mein Kandidat" gebracht, daß Herrn Louis Beuillot, den bekannte« Redakteur des „Uuivers", im Papstkostüm und sich in einem Spiegel bewundernd, darstellte. Welche Gefahr für die öffentliche Moral diese Karrikatur bringen konnte, ist schwer abzusehen. — In Toulouse ist eine skandalöse Hinterlassenschaft deS „Ordre Moral" entdeckt worden. Der unter der Regierung des 16. Mai dort thätige Maire hat 91 tun- stücke gefälscht und andere unterschlagen, um einem seiner untergebenen Beamten und Gefinnungsgenoffen eine Pension aussetzen zu können, zu welcher letzterer gesetzlich nicht berechtigt war. Die von der Budgetkommission dieser Tage entdeckten „Virements", welche Herr v. Chenncvieres, ber Direktor ber Kunstakabe- m i e, vorgenommen hat, zeigen ebenfalls, wie wenig Skrupel bie Regierung des 16. Mai gehabt hat.
fanbter in Konstantinopel, wohin er behufs Schlichtung ■ ber armenische« Frage gefanbt worden war, bethätigen konnte. Simeoni kennen wir als ben Staatssekretair, welcher Antonelli ersetzte. Er war ein Jugendfreund Pius IX., gilt als gelehrter Theologe, und rangirt, wegen feiner Kenntniffe im Verwaltungswesen und in staatlichen Dinge« überhaupt, neben Franchi. Da er 30 ober 40 Jahre niemals in einer solch gefährdn ge We -bensalls als päpstlicher Gesandter «n- Z^lang in Ma.
jetzt gewesen. ES fei daher eine unbedingte Unter,mtzung der drid war, so hatte bie spanische Regierung, wollte sie
Regieungspolittt sehr geboten. Sir Charles Dille be- rhreu alte« Grundsatz anwenden, und gegen jeden alt • ---• Exklusive geltend machen, welcher bet rhc Nuntius ge
wesen ist, ihr also vielleicht in bie Karten geguckt hat, eine doppelte Gelegenheit zu solchem Unternehmen. Dieser Grundsatz, be« wir hier gelegentlich anführen, ist eigenthümlicher Att;. es brauchte, würbe er anertaimt, ber lebende Papst nur einen ihm mißliebigen Kardinal als Vertreter nach Madttd zu fenbe« und bamit tofire ber Kardinal für. alle Zette» von ter Patzstwürde. ausgeschlossen.
Vonghie, welcher in feiner Schrift „Pin« EL und ber künftige Papste bie Aussichten einiger italienischen Kardinäle eingehend prüft, stellt neben Bilio, Sa Valetta, Simeoni und Franchi «och Pecrsi Morichmi und te Luca, für den Fall, daß bie »Zeloten" siegen sollten, auch Panebianco und Capaltt te die Vorderrelhe.
