Ueuttlewn.
Aus Kunst nutz Leben.
K-a«kf«rt <u M., l. Juni 1886.
= ^Frankfurter Theaternachrichten.f AuS dem Theaterbureau: In der heute im Opernhause stattfindenden Aufführung deS „Freischütz", in welcher Herr Max Pichler, ein Sohn des früher an der hiesigen Bühne thätig gewesenen Barytonisten Pichler, die Partie des Max singt, wird die Agathe nach längerer Zeit wieder von Frau Schröder - Hanfstängl gegeben. — Herr Felix Schweighofer trifft heute Abend zu seinem kurzen Gastspiel in Frankfurt ein. Derselbe debütirt, wie bereits gemeldet, Donnerstag, den 3., in einer seiner glänzendsten Rollen, dem Nnll-Anerl in dem Volksstück „s'Nullerl".
— (Ans Mainz), 1. ds., wird uns geschrieben: Mit Shakespeare'« „Was Ihr wollt", das zum Besten ihres Pen- stonsfonds in Scene ging, beschlossen gestern die Meininger aufs Würdigste ihr Gastspiel an hiesiger Bühne, das ebenso reich an Ehren wie an materiellem Gewinn war. Der weitaus größte Theil der Vorstellungen fand bei ausverkaustem oder wenigstens dichtbesetzten Hause statt. Da nun ein volles Haus bei gewöhnlichen Kaffenpreisen etwas über 8000 X einbringt und die Meininger im Ganzen diesmal 27 Vorstellungen gaben, die Eintrittspreise aber uni 25 pCt. erhöht waren, so wird man keinesfalls zu hoch greifen, wenn man die Gcsammteinuahme auf mindestens 80,000 X schätzt. Davon kommen freilich gegen 800 * X in Abzug, die der hiesigen Theaterdirektivn zufließen, indem dieselbe für Stellung des Dienstpersonals, Beleuchtung rc. täglich 300 empfing. Biel Rast wird übrigens den Mitgliedern nicht gegönnt; trotz des anstrengenden Cyclus am hiesigen Platze, bei welchem die Hauptkräfte während des ganzen Monats kaum einen Tag unbeschäftigt waren, beginnen doch bereits morgen die Vorstellungen in D ü s s e l d o r f. Was dagegen das vielerwähnte Gastspiel in Amerika anbetrifft, so ist dasselbe, wie ich höre, noch immer nicht definitiv abgeschloffen; obwohl der Newhorker Hauptagent vor einigen Tagen zu diesem Zwecke hier war und mit Herrn Chronegk verhandelte. Bis zur Stunde sollen noch nicht alle Garantien erfüllt sein, welche der Herzog bei der Offerte zur Bedingung gemacht hat, namentlich weigern sich die amerikanischen Unternehmer, die Gesellschaft auch für den Fall völlig schadlos zu halten, wenn etwa Kriegsunruhen oder sonstige Zwischenfälle die Ausführung des Gastspiels unterbrechen sollten.
= fAus Heidelbergs wird uns geschrieben: Die „Heidelb. Ztg." bringt das erste Verzeichniß der bei dem Comite für das Scheffel-Denkmal in Heidelberg einoeaan-
' genen Beiträge, deren Summe sich bis jetzt auf 4030 Mark beläuft. Das Comite bemerkt dabei, daß die Veranstaltung einer förmlichen Sammlung in Heidelberg auf die Zeit nach dem Uuiversitätsjubiläum verschoben werden müffe. Dieser Aufschub findet seine Rechtfertigung in der allbekannten Thatsache, daß die Heidelberger Einwohnerschaft für das Jubiläum große und außerordentliche Anstrengungen zu machen hat und fortgesetzt macht. Die Zahl der Beiträge ist deshalb z. Z. noch eine beschränkte, während andererseits Einzeüte, die es vermögen, sehr erhebliche Summen gezeichnet haben. So befinden sich unter den Beiträgen mehrere tm Betrage von je 100, einer sogar von 200 Mark." In wahrhaft glänzender und großartiger Weise aber hat der D e u t s ch e H a u d e l s t a g, wie Ihnen s. Z. schon mitgetheilt wurde, bei Gelegenheit seiner Versammlung in Heidelberg am 12. und 13. v. M. feine Sympathie für dieses Unternehmen durch eine Kollektivgabe von 3025 Mark ausgedrückt. Damit ist die vorzugsweise Berechtigung Heidelbergs als Stätte eines Nationaldenkmals für Scheffel von Seiten einer der ersten und angesehensten bürgerlichen Korporationen unseres Vaterlandes in miwidersprechlicher Weife anerkannt.
= fZnm Heidelberger Universitäts-Jubi- läum.s Von der Redaktion der „Ruperw-Carola", offizielle illustr. Festchronik der V. Säcularfeier der Universität Heidelberg, geht uns folgende, die „Wohnungsfrage" betr. Mittheilung zu: „In auswärtigen Kreisen scheint vielfach geglaubt zu werden, eä seien in hiesiger Stadt für die Theilnehmer qn der vom 2. bis zum 7. August ds. Js. stattfindendeu Jubiläumsfeier der Universität schon jetzt keine Wohnungen mehr zu bekommen. Diese Meinung ist eine irrthümliche. Cs steht dahier dermalen noch zu durchaus mäßigen Preisen eine größere Anzahl guter Wohnungen für die Dauer des Universt- täts - Jubiläums zur Verfügung, und es ist das städtische Wohnungs-Comitö (Bureau : Rathaus) gerne bereit, deren Vermiethung tm Festgäste zu vermitteln. Auch in den Massenquartieren, welche die Stadt in den Schulhäusern einrichtet, ist noch eine Anzahl von Betten unbelegt. Für die Benützung dieser Quartiere wird für die ganze Dauer des Festes eine Gebühr von 15 Mark Pro Person erhoben. Jedem Besucher wird ein gutes Bett eingeräumt; auch ist zu bemerken, daß viele dieser Maffenquartiere in abgeschlossenen Räumen nur je 4—10 Beiten umfassen. Die Vermiethung derselben besorgt ebenfalls das städtische WohnungS-Co- miti, an welches überhaupt alle auf Wohnungsangelegenheiten bezüglichen Anfragen und Wünsche zu richten find. Wenn übrigens die Festtheilnehmer Darauf reflektirev, daß ihnen entsprechende Wohnungen zugewiesen werden, so ist denselben dringend zu empfehlen, daß sie mit ihren Bestellungen nicht länger zurückhalten. Jetzt können spezielle Wünsche noch berücksichtigt werden, während kurz vor dem Feste, wenn sich die Geschäfte zu sehr häufen, dm Anliegen einzelner Festgäste in
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machen, und so brach denn am 7. April der Sturm in ftiner ganzen Heftigkeit los. Am Nachmittag dieses Tages gaben die RechtSbeistäude Bau der Smiffens, deren Hingebung und Talent seiner Vertheidigung vor dem Disciplinarrathe der Brüsseler Adiückaten zum Siege verholfeu hatten, von dem Doppelspiel ihres Klienten in dem EhefcheidnngSprozeffe jetzt hinreichend unterrichtet, diesem seine sämmttichen Prozeßaktm zurück. Der Angeklagte war von dieftm nur zu sehr gerechtfertigten Aufgeben feiner Person und Sache völlig uiedergeschmettert. Sofort ließ er Herrn Eoulis, seinen Anwalt und Freund, rufen, und feine Verwirrung wuchs noch, als dieser ihm seine Ansicht dahin kundgab, daß seine, des Angeklagten, Lage eine verlorene sei und daß ihm nichts übrig blribe, als das Land zu verlassen.
Am folgenden Abend eilte Van der Smiffen in einem Zustand tiefster Niedergeschlagenheit zu seinen Brüdern nach Alost, UM bereit Rath zu erfragen. Als diese erfuhren, wohin ihn feine Schwäche verleitet, zeigten sie sich erbittert, überhäuften ihn mit Vorwürfen und kündigten ihm die Absicht an, definitiv mit ihm zu brechen. Dieser Bruch war für Bau der Smiffen die Ankündigung der Schluß - Katastrophe. Er begriff jetzt, daß Alles verloren war, Geld, Kredtt und Ehre, und in feiner tief verwundeten Seele schwoll der Zorn, als er Abends um 11 Uhr, bei seiner Rückkehr von Alost, das Journal „La Nation" las und hier bestätigt fand, daß die Thatsache seiner Wiederans- söhnung mit seiner Frau inzwischen publik geworden war. Sollte jetzt wieder das wüthmde Geschrei, das ein Theil der Preffe o§ne Maß noch Mitleid aus Anlaß der Widerwärtigkeiten und Schande seines Privatlebens hatte vernehmm lassen, von Neuem beginnen ? Der Angeklagte gab in der That nunmehr nur noch seinen Rachegefühlen Gehör, Gegm wen aber wird sich sein Zorn töenben? Längst schon, sagte er, hätte er gewünscht, einmal einen von benen, bie ihn verfolgt unb verhöhnt hatten, mit bei Reitpeitsche behandeln zu können. Der Gedanke, sich zu töbten, statte wiederholt sein Gehirn beschlichen; allein er zog vor, eine Frau umzubringen unb tm Blutt ber Mutter feines Kindes die Schandflecken seiner Ehre zu waschen. Und dieses Werk der Feigheit fühtte er mit totestem Vorbedacht aus. Vom Nord- bahnhof kehrte er in feine Wohnung, Chaussee de Louvain, zurück, verbrannte vertrauliche Briefschaften, steckte die Briefe feiner Frau, die er sich vornahm, der Justiz rm Augenblick feiner Verhaftung zu übergeben, in feine Tasche, achtete noch darauf, seinen eisernen Geldschrank nicht mit Geheimverschluß zu schließen und lud feinen Revolver mit fünf Schüssen. Dann ging er an's Werk.
Kurz vor Mitternacht kommt er in der Rue Verte an, läßt sich von seiner Frau die Thüre öffnen und erklärt ihr, kaum in deren Zimmer eingelassen, daß sie sterben müsse. Hierauf läßt er sich gewisse Papiere übergeben, bie er am Herde verbrennt, U«d zerreißt die Blätter eines Notizbuches, in welchem feine Frau feine Besuche notirte. Unb al« die Unglückliche ihn um Gnade für ihr Leben bittet, antwortet er ihr: „Verrichte Dein Gebet; wenn Du etwas zn schreiben hast, ehe Du stirbst, so schreibe es i" Um Zeit zu gewinnen, that bie arme Fran so, als ob sie schriebe, versuchte bann, in ber Hoffnung, aus diesem Zimmer hinauszugelangen, ihren Mann glauben zn machen, daß eiu Theil ihrer Briefe sich im oberen Theitt des Hauses befinde, und lief endlich, einem heftigen Schrecken zur Beute geworden, zwischen ^flehentlichen Bitten aus: „Ich will nicht sterben, ich bin noch zu jung, ich will das Leben genießen. Wenn Du mich nicht mehr liebst, wenn Du fürchttst, ber Beweise für Deine Ehescheidung zu ermangeln, laß' mich hinausgehen und in weniger als einer Stunde werde ich sie Dir verchafft haben! Dn wirst mich auf frischer That fassen lassen!"
; Diese Worte erbitterten den Angeklagten; er ergriff seinen Revolver, Madame Van ber Smiffen begann rund um den Tisch herum zu lausen und löschtt die Kerze aus, welche bie Mvrdscene beleuchtete. Aus nächster Nähe schoß ber Angeklagte, unp da das Hemd seiner Frau Feuer gefaßt hatte, gieße er ein zweites Mal beim Scheine diese« Lichtes unb brachte ihr eine zweite Kugel bei. Es gelang der Unglücklichen, die Thüre zn offnen, woraus sie Hilfe rnfeud in der Dunkelheit bie Treppe j>ur Küche hinabstieg. Van ber Smiffen eilte ihr dorthin nach Und ba er nicht sogleich den Ort, wohin sein Opfer sich zurück- chjzvgen, entdeckte, feuerte er einen dritten Schuß in bie Lust ab, M der Hoffnung, sagte er, ihre Zufluchtsstätte durch ihren Schrei zu bestimmen. Er fand fie hinter einer Tlflire unb feuerte so- fort seinen vietteu und fünften Schuß auf fie ab. Madame ®dth der Smiffen hatte noch die Kraft, ine Treppe wieder hin- aufzusteigen unb bie zur Straße führende Thür zu öffnen, wo ste auf bas Trottoir hinsank.
। 3m selben Augenblick wurde Van ber Smiffen festgenommen, fe dachte nicht einen Augenblick daran, fei es feine Schuld, sei £9 der Vorbedacht, mit dem er gehandelt, zu leugnen. „Ich hohe mich," erklärte er dem Untersuchungsrichter, „in der Ver- hrMensnachi zu meiner Frau in der Absicht begeben, fie zu tobten, weil ich mir sagte, daß bie« da« einzige Mittel mitte, als ben Infamien, mit denen ich bedeckt bin uno die durch ihre Schuld sich zu erneuern begannen, ein Zickt zu setzen. Indessen, fügte er hinzu, „war es meine Absicht, sie zu schonen, wenn sie «ngewilligt hätte, auf ber Stelle abzureisen unb damit den in ItmL a' gesetzten Gerüchten ein Dementi zu «theilen." Das Opfer dieses Angriffes, für welches Van ber Smiffen doch eben feine Schonung gezeigt hatte, lebte noch zwölf Tage, während Welcher die hingebendste Pflege sie dem Tode zu entreißen suchte. Sie erlag am 21. Ilpril ihren Wunden.
Auf Grund diefer Thatsachen ist laut Entscheidung des Appellhofes Van ber Smiffen angeklagt, gegen seine Frau Rufine Renaux, mit ihrem Schauspielernamen Alice Renaux genannt, einen vorsätzlichen Mord begangen zu haben.
Die Verhandlungen in diesem Prozesse wird als Vorsitzender Jule« De le Court führen, ein Mann von 50 Jahren, bedeutender Jurist unb Sohn des verstorbenen Präsideitten des Gerichtes erster Instanz inBrüssel, von wallonischer Abstammung, als hervorragender Numismatiker unb Bibliophile weithin bekannt und berühmt, überbie«, was in diesem doppelsprachigen Lande für einen Richter von besonderem Werthe und Ruhme ist, ein genauer Kenner des Vlämischen und ber niederländischen Literatur. Sein leutseliges unb gemessenes Wesen sowie fein Geschick in Leitung ber Verhandlungen haben ihm die Gunst her Juristen und des Publikums ertoorben, weshalb fein diesmaliges Präsidium gut ausgenommen worden ist.
Als Vertheidiger steht dem Angeklagten zunächst ber Anwalt Georges De Ro zur Seite, dem klares Plaidoher und fora-
gUrint Messe.
Monatlich 8v Pf. Einzelnummer 3 Pfg. l«olportage4Pf.)
Die heute Nachmittag 5% Uhr erscheinende Nummer (16 Seiten) enthält: Illustration: Aus den Schreckenstagen von Chicago.--Leitartikel: Agrarischer Communismus. —
Feuilleton: „Der letzte Deutsche von Blatna", von Fritz Mauthner. — Kommunallandtag für den Regierungsbezirk Wiesbaden. Prozeß Van der Smiffen. — Kleine Rundschau. — Lokales. — Gerichtssaal. — Neueste Telegramme. — Kleine Handelszeitung re. rc.
MF Postabonnement X 2.50 vierteljährlich unter 2814.
Abendblatt ber Frankfurter Zeitung
fälliges Studium seines Gegenstandes naHgerühmt werden, ein Anwalt, der vor allem Jurist, aber — auch klerikal ist; ferner ber bereits aus dem Prozeß gegen die Gebrüder Pettzer bekannte Advokat Jules L e j e u n e, der sich zwar großer Redegewandtheit, eines bestechend urbanen Stiles und einer gewissen Schlag- fertigkeit in Entwickelung unvorhergesehener Argumente erfreut, aber bie Gabe Überzeugender Logik und mächtiger Einwirkung auf die Geschworenen nicht in dem Maße besitzen soll, wie bie« bei so bedeutsamen Verhandlungen erwartet werden muß.
Vertreter des öffentlichen Ministerimns ist bet General- Advokat Van Meldeghern , ber in demselben Prozeß Peltzer die Funktionen des Staatsanwalts versehen und dessen Talent, das damals im Kampfe mit einer äußerst geschickten Vertheidigung sich erprobte, nicht wenig dazu beigetragen Hai, bie Ver- urtheilung jener beiden Mörder herbeizusührru. Da« find Stoff unb Personen des Drama'S, das morgen zm: Verhandlung kommt.
ziMUrfurlrr Angelrgenhetteir.
Frankfurt a. M., 1. Juni.
Vom Tage.
H-r. Herr Assistenzarzt Dr. G e r l a ch vom hiesigen heffifchen Infanterie-Regiment Nr. 81 wurde laut kriegsgerichtlichem Urtheil zu 314 Monat Festung verurtheilt. Grund ber VernrtHeilung waren nicht, tote hiesige Blätter berichten, die anstrengenden Exercitien, welche er von erkrankte» Soldaten ausführen ließ, sondern er wurde bestraft, weil er in ber Jnstruktionsstunde, welche er den niederen Sanitätsbeamten bes Regiments zu halten hatte, die Leute wiederholt mit Ohrfeigen traltirt hat. Seine Strafe hat übrigens Dr. Gerlach zum größten Theile schon überstanden.
fi Wegen des auf den nächsten Donnerstag fallenden Himmelfahrtfestes wird der an diesem Tage in der Siegel stattfindende Vieh markt Tags darauf, am Freitag den 4. Juni, ab- gehaften.
ü Vom 1. Juni an tritt für bie Viehbeförderung noch und von dem Viehhof in Sachsenhausen ein veränderter Fahrplan in Kraft. Den Viehversendern wird empfohlen, zum Transport ihrer nach dem Viehhofe bestimmten Sendungen thuu- lichst solche Züge zu benutzen, welche an ben Zügen nach bem veränderten Plane Anschluß haben.
* Herr Oberst und Regiments-Commandeur v. Struenfee zeigt im Namen bei Offizier - Corps bei ersten Hess. Jnf.-Reg. Nr. 81 (Frankfurt a. M.) den ant 28. ds. Mts. zu Hamburg an einer Lungenentzündung erfolgten Tod seine« ehemaligen Rt- giments-Commandeurs, des Königlichen General-Majors z. D., Ritter hoher Orden, Herrn Enno von Conring, an. Ueber 5ü Jahre — heißt es in der Anzeige — bem Regiment ein gütiger unb wohlwollender Vorgesetzter, dessen hervorragende Charakter-Eigenschaften ihm die Liebe unb bas Vertrauen ferner Untergebenen in Hohem Maße erworben hatten, sah sich ber Verewigte eines schweren Leiden« wegen genöthigt, im Frühjahr 1882 aus dem Königlichen Dienste zu scheiden. Sein Andenken wird im Regiment stets in Ehren bleiben."
— In vergangener Nacht wurde da« neue H a fengell eise fertiggestellt unb heute bereits befahren.
# Der Magistrat hat beschlossen, eine erhebliche Vermehrung ber Nachtwächter eintreten zu kaffen. Zunächst sollen 4 Nachtwächter - Nottmeister mit 100 X Gehalt pro Monat unb außerdem 24 Nachtwächter mit 48 X monatlich angestellt werden. Ten Gehalt ber Ober-Wächter will man auf 70 X pro Monat festsetzen.
— Heute feiert bie Weinhanblnng PH. Sb. Cor- n ill hier bai 100jährige Bestehen ihrer jetzigen, mit Juni 1786 eingetragenen Firma. Die eigentliche Gründung de« Geschäfts reicht in frühere Zett zurück. Am 31. August 1758 kam ber Großvater beä jetzigen Besitzers nach Frankfurt unb übernahm mit Johann Heinrich Dietrich bie alte renommirte Weinhanblnng von Johann Kern u. Camp, unter ber Firma Dietrich u. Cornill. Im Februar 1786 starb der Associe Dietrich und führte brr überlebende Theilhaber von Juni 1786 ab bie Handlung unter seinem Namen Ph. Sb. Cornill Wetter fort
1, Marktpreise im Großverkaus am 1. Juni. Heu- und Strohmarkt. Angesahren 46 Wagen. Heu pro 100 Kilo X 6—7.20, Stroh pro 100 Kilo X 4—74.60. — Markthallenpreise. Erbsen (ganze) pro lOOKilo X18 bis X 23.—, Linsen X 32—48, Bohnen (weiße) X 20—22.—, Blumenkohl pro 100 Stück X 50—80.—, Spargel pro 50 Ko. X 30—40, Orangen Pro 100 Stück X 8.—> Blutorangen pro 100 Stück X 15.—, Citronen pro 100 Stück X 8—12.—, Feigen pro Ctr. X 30—60, Tiroler Aepfel pro Ctr. X 30.—, Kartoffel pro 100 Ko. X 4—5.—, neue Matthes« Pro Ctr. „£15, Zwiebel 50 Kilo X 6—8.—, Butter 50 Kilo X 75.—, Eier 100 Stück X 4.50—5, Rüböl (taff.) pro 50 Ko. X 32 —, Branntwein (50 pCt.) pro 1 Hektoliter X 25—30, Gerstengrütze pro 50 Kilo X 15—20, Hafergrütze X 20—28, Graupen X 14 bis X 28, Weizeugries pro 50 Kilo X 14—20, Kerne (grüne) X 20—24, Nudän (breite) pro 50 Kilo X 22—40, Fadennudeln X 22—48, Reis X 14—28, Pfeffer Pro 50 Kilo: schwarzer X 115, weißer X145, Petroleum 50 KL. X 13.25, Kiefernholz 1 ßubijfheter X 5.50—7, Buchenholz 1 Kubikmeter X 7—8. Taunäpfel per Malter 65 Pf.
nannt worden.
un
JohanniSstr.
... .) Der Vize-Konful St
London ist zum Vize-Konsul für den Hafen von
Vermischte«.
* (Personalien.) Der Vize-Konful Stemrich in t Vize-Konful für den Hafen von London er- — Dem Vize-Konsul H. I. S ch r ö b e r in Pouce (Puerto Rico) ist bie nachgesuchte Dienstentlassung ertheilt worden. — Der Vize-Konful GoventuS in Lulea tSchweden) ist gestorben.
* Berlin, 31. Mai. Vom 15.—17. Juli b. I. wird hier ber dritte deutsche Sattler- , Riemer», Täschner-
d Tapezier-VerbandStag im Münchener Brauhaufe, _ Mnisflr. 18, stattfinden. Mit demselben ist zum ersten Mal eine Fachausstellung für das Sattler- , Riemer-, Täschner-, Tapezier- und Dekorateur-Gewerbe verhunden. Dieselbe soll sich auf bie für bie genannten Branchen erforderlichen Rohmaterialien, Hülfsmaschinen, Werkzeuge, sowie alle sonstigen Bedarfsartikel, auch auf Lehrbücher und Vorlagewerk« rc. erstrecken
—6— Von der Mosel, 28. Mai. Die gestern in Bernkastel abgehaltene Versteigerung ber Graacher Weinberge des Weingutsbesitzers unb Weinhändlers Emil
Versteigerung gelangten ca. 51f>0 Stöcke erzielten X ^4,416 oder im Durchschnitt X 16.40 per Stock. Den höchsten Preis erzielte der Weinberg im Hochstecken mit X 22.20 per Stock — ein Preis, der an der Mosel noch niemals bezahlt worden ist. Ansteigerer war das Gräflich von Kesselstatt'sche Majorat in Trier.
L Osterholz, 28. Mai. Eine schreckliche Lieberaffair ehwt sich hier zugetragen. Ein in einer hiesigen Druckerei beschäftigter Setzer Meyer suchte mit einem hübschen jungen Mädchen Namms Kaiser ein Verhältniß anzuknüpfen. Die K. wollte von bem Bewerber jedoch nichts toifftn unb gab ihm mehrfach ihre Abneigung zu erkennen. Dies reizte den M. zu verzweifelter Wuth. Am Sonntag Abend gegen 11 Uhr begab er sich hinter das Wohnstubenfenster der Frau Greve in Ritterhude, wo bie K. logirte. Er zog einen geladenen Revolver unb feuerte durch das Imster zunächst auf die Geliebte zwei Kugeln ab, von denen bie eine an einer Korsettstange abprallte, bie andere das Mädchen in die Brust traf, sodann verwundete er die Frau G„ schließlich schoß er sich selbst eine Kugel (n ben Kopf, was seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Die Verletzungen ber beiden weiblichen Personen find schwerer Natur.
:: Mülhausen, 31. Mai. Dem Vernehmen nach wirb im September, gelegentlich der Kaisermanöver, ber Kaiser nach Mülhausen kommen. Der begonnene Umbau unseres Bahnhofes soll beschleunigt unb bis zu der in Frage stehenden Zett fertig gestellt werden.
• Liverpool, 30. Mai. Dreizehn Knabe«, welche vor einiger Zeil auf bem Reform - Schulschiff „Clarence" einen Slufffa»b in Scene gesetzt hatten, wurden heute verurtheilt: der Rädelsführer zu fünf Jahren Zuchthaus, bie übrigen zu je ein Jahr Gefängniß. Bei strengerer Handhabung der Disziplin, meinte ber Richter, wäre ber ganze Aufstand unmöglich gewesen.
* Queen «toten, 30. Mai. Wie bereits telegraphisch ge- ntelbtt wurde, ist bet am vorigen Donnerstag nach Newhork abgegangene Dampfer „America" von der National- Liuie heute Nachmittag um 4 Uhr hierher zurückgekehrt, weil am 18. b., 7)4 Uhr Morgens, im 50» 55' nörbl. Breite unb 18’ 20' westlicher Länge die Kolbenstange gebrochen war, in Folge dessen ber Deckel des Cylinders barst. Eine kurze Zeit herrschte große Aufregung unter den 800 Passagieren an Bord; nachdem aber die Art des Unfalls genau bekannt geworden war, beruhigten sich die Leute bald wieder. Nach kurzem Aufenthalt wandte das Schiff um und kehrte bei einer Geschwindigkeit von etwa 12 Knoten die Stunde hierher zurück. Die „America" legte in Queenstown nur an, um Meldung zu erstatten, und setzte bann unverzüglich mit sämmtlichen Cajüten- unb Zwischeubeckpassagiereu bie Reift nach Liverpool fort. — Der am Samstag von Newhork in Queenstown ein getroffene White Star Dampfer „Germania" meldet, baß am 25. d. Nachts ein Cajüteupassagier Namens F. H. Crooke über Borb gesprungen unb ertrunken fei.
* Gibraltar, 29. Mai. Ein spanischer Zoll- kutter kaperte 3 Hanbelsfahrzeuge, nachdem er erst auf dieselben gefeuert Halle. Da man ben Vorgang beobachtet Halle, so wurde vom Felsen ans ein Artilleriefeuer auf dar spanische Schiff eröffnet, welches fobann von einem armirteu Schleppdampfer ber englischen Marine sammt den brei Handelsfahrzeugen nach Gibraltar eingebracht wurde. Es wird hier bekanntlich ürg geschmuggelt.
* Sydney, 31. Mai. Der Dampfer „Lhcemoon" von ber Australischen Danipfschifffahrts - Gesellschaft ist gestern Abend um 9 Uhr in der Nähe von Green Cape unter gelang en. An Bord des Schiffe« befanden sich 85 Personen, von benen 70 ertranken. Der „Lycenwon" war auf ber Reift von Melbourne nach Shbney begriffen.
Telegraphische Depeschen.
Die Lvlrdertzvte der Privat trleorammr, der lelegraphischrn Sketch' «n. taßlherichle »hneOuelle»remL»be ist initeriegt nud wird etl-Nachdr« t verf»lot.
Drivat-Deprscheu der Frankfurter Zeit« «ff.
Z Petersburg, 31. Mai. Die Polizei soll hier zwei g eheimen Arbeiterklubs auf die Spur gekommen sein, welche angeblich zur Veranstaltung von WohlthätigkeitS- vorstellungen Zusammenkünfte hatten. Am vorigen Montag wurden 13 Personen verhaftet.
-m- Lonvon, 1. Juni, 8 Uhr 20 Mm. Die Abstimmung über die Home Rule Bilk soll Donnerstag Abend stattfinden. Die „Daily News" gibt zu, daß die Verwerfung der Bill unvermeidlich sei. Es wäre aber voreilig, meint das Blatt, vorauszusagen, welches Resultat der Appell an das Volk haben werde; das Publikum dürste erst bann, wenn die politischen Memoiren der gegenwärtigen Generation verSffenÜicht sein werden, erfahren, wie nahe daran die Konservativen gewesen sind, eine Home Rule BÄ einzu- briugen. — Der „Standard" sagt, es gereiche den liberalen Sezessiimisten zur Ehre, daß sie sich für die am wenigsten angenehme Alternative, die Auflösung des ParlamMt», entschieden haben.
X Paris, 1. Juni, 12 Uhr 3 Min. Die reaktionären Zeitungen, sowie der „Matm" kolportiern Gerüchte, die mit Vorsicht aufzunehmen sind, wonach die Ministerkrise noch heut ausbrechen werde, indem die radikalen Minister ihre Demission geben wollen. Rach anderen soll Grevy bereit sein, Ausweisungen ohne Kammerbeschluß zu dckretiren, um bie Mimsterkrise zu beschwören. Die „Justice" verlangt nochmals von Frcycinet die volle Ausweisung. Der „Rappel" spricht von der Möglichkeit eines Ausgleiches. Der „Matin" bezeichnet Goblet als Nachfolger Freyctnets.
WES telegraphisches Eorrespoudenr-Burean.
Madrid, 1. Juni. Der hiesige Präfekt Liqnena hat
________________________________________j. jtttnt 13a 0 | sich gestern durch Selbstentladüng eines Pistols, welches ihm beim Ausziehen des Ueberziehers entfiel, schwer im Unterleibe verwundet.
London, 1. Juni. Das Unterhaus hat nach 6^/rstündiger Debatte die wettere Berathung der irischen Verwaltungsbill auf heute vertagt. — „Daily News" schreibt: Falls nicht ein plötzlicher und unerwarteter Wechsel eintritt, wird die Home Rule Bill nicht zum ziveitcn Male gelesen. Gegen 45 Anhänger Chamberlains beschlossen, gegen die BA zu stimmen und da keine Aussicht auf einen Gesinnungswechsel der Anhänger Lord Hartingtons vorhanden ist, dürste die Bill schwerlich gerettet werden. Das Unterhaus wird wahrscheinlich gegen Gladstone entscheiden und Gladstone wird an das Land appelliren.
Athen, 1. Juni. Die Regierung sandte gestern an ihre Vertreter in London, Berlin, Wien, Petersburg und Rom eine Note, welche die Demobilisirung der griechischen Truppen anzeigt und gegen die Fortdauer der Blockade protestirt, weil dieselbe eine schleunige Abrüstung erschwere und die Fortdauer der Blockade nicht vereinbar sei mit dem Ziele, welches die Mächte im Augenmerk hatten.
Wagner's telegraphisches Correspoudeuz-Bnreau.
Konstantinopel, 1. Juni. Eiu Circular der Pforte vom 30. Mai beklagt die Langsamkeit und Unregelmäßigkeit der griechischen Abrüstungen.
Telegraph, kandtagsbrrrcht.
AbgeordnetenhanS.
(Vorläufiger Bericht.)
H Berlin, 1. Juni.
Das Gesetz betreffend baS Diensteinkommen unb bie Pension ber Lehrer nichtstaatlicher höherer Lehranstalten wirb nach kurzer Befürwortung bvrch v. Schenckenborff unb Engler befiuttiv genehmigt.
Folgt bie dritte Berathung deS Nachtragsetats.
Kantak legt den prinzipiell ablehnenden Standpunkt ber polnischen Fraktion bar.
v. Tiedemann (Labischin) tritt in scharfer Weise Kantaks Ausführungen entgegen unb bemängelt bie Haltung deS Centrums in dieser Frage, obgleich der Kulturkampf beendet sei.
Wind therst: DaS Centrum trete für die Polen ein, wenn man diese ungerecht behandele, v. Tiedemanns Reden könnten den Gegensatz zwischen den Deutschen und Polen nur verschärfen. Daß der Kulturkampf beendigt werde, hoffe unb wünsche er; jetzt sei man aber noch wett davon entfernt.
Verloosungen.
Kurhesfifche 40 Tblr. - Loose vom Jahr« 184». Ziehung am 1. Juni 1886. Gezogene Serien: Nr. 2889 4243 2777 4638 1114 2833 1276 5588 3601 4477 1704 3254 6177
2002 490 1078 1930 322 1595 4394 6225 4573 5476 5581
2086 3278 4927 5608 186 4123 2101 4576 4616 6267 2096
6018 6024 601 276 3073 5263 407 3158 5360 1145 2598
425 1232 3286 2998 3070 3471 3820 1490 5379 1662 4908 592 1477 6370 4803 2677 4148 2316 1771 2902 5420 6015
4924 4001 6565 2491 6445 495 1514 1918 2230 392 2754
488 1403 4063 1462 4275 3204 933 1106 4567 6684 2972 4535 2477 5874 5743 6725 2693 1916 3716 125 4882 4780 2209 3338 2175 6587 4244 523 6337 1892 4755 1396 3660 1725 5761 5372 6518 3987 1552 1812 1799. Die Prämien- Ziehnng findet am 1. Juli 1886 statt.
Oeftere. 100 Gulven-Loof« von» Jahre 186». Ziehung am 1. Juli 1886. Hauptpreift: Serie 3281 Nr. 34 ä 1 50,000 ff. Serie 3532 Nr. 32 ä 8 0,0 0 0 ff. Serie 569 Nr. 47 ä. 1 0,000 ff. Serie 3676 Nr. 50, Serie 3965 Nr. 91 b 5000 ff. Von Serien wurden weiter noch gezogen: 91 104 140 143 435 822 825 1313 1342 1555 1911 1961 2266 2287 2559 2774 2806 3214 3300 3639 3659.
Einnahmen von Transportanstalten.
Oesterr.-französ. Staatsbahn. (Telegr.) Vom 21. Mai bis 27. Mai fl. 594,139 — fl. 76,305 als in dem gleichen Zeitraum des vorigen Jahres.
Telegraphische Dampternachrichten
der Frankfurter Zeitung.
tNiciidraok nur mit Quellenangabe gestattet.
Angekommen am 8L Mai: InNewyorkder Nordd. Lloydd „All«* von Bremen. _
Wasserstands-Machrichtea.
Frankfurt, 1. Jnni, Mittags. Mainhöhe 0.18. gef. 0.00.
Mains, 1. Juni, Morgens 8 Ühr. Bheinhöhe 1.06, gest. 0.00.
Cüln, $1. Mai. Vorra. Kheinhöhe 2.12, gest. 0.05.
Mannheim, 31. Mai, Mittags. Bheinhöhe 3.62, gest. 0.01.
Kaub, 31. Mai, Morgens. Bheinhöhe 1.80. gest. 0.05.
Koblenz, 31. Mai, Morgens. Bheinhöhe 2.12, gest. 0.04.
Trier 31. Mai. Mittags. Moselhöhe 0.64, gef. 0.01.
Ruhrort, 31. Mai Bheinhöhe 8 ühr Morgens 1.36, gest. 0.03.
Main wasser-Wärme am L Juni, Mittags 12 ühr: 17 Gr. B.
Bezug aus Wohnungen vielleicht nicht mehr in der Weise Rechnung getragen werde« kann, wie dies zur Zeit noch möglich ift'e
X sAn« Münchens, 30. Mai, schreibt man im8: Di bayerische Hauptstadt ist heut« um eine Sehenswürdigkeit allerersten Ranger, rin Werk von höchstem Kunstwerthe, reicher geworden: Da« Panorama „Die Kreuzigung Christi" ist eröffnet. Sein Schöpfer ist — Bruno Piglhein. Das große Publikum hat diesen Künstler bisher vorzüglich als ben Urheber jener Paftellbilder gekannt, welch« von ausgezeichnetem technischen Können Zeugniß ablegten, aber des in Deutschland so beliebten „tieferen Gehaktes" entbehrten. Wer jedoch die Entwickelung dieses eigenartigen Geistes genauer verfolgte, ber mußte ans bem unmuthigen Humor des „Idylls" (Kind mit bem Hunbe, von rückwärts gesehen), den merkwürdigen „Centauren", dem groß aufgefatzten „Moritnr in Deo", dem eigenthümlichen „sterbenden Christus" und anderen Werken längst erkannt haben, daß Piglhein darnach strebte, mehr und mehr seine großen Mittel auch großen Zweckm dienstbar zu machen. Hiezu ward ihm glückliche Gelegenheit gegeben, als er von ben Herren Franz Joses H o t o p und Joftf Halder den Auftrag erhielt, Jerusalem und die Kreuzigung als Rundgemälde barzustellcn. Es ist klar, daß gerade dieser Gegenstand außergewöhnlich viele äußere unb innere Schwierigkeiten bot. Ein dreimonatlicher Aufenthalt in Jerusalem und dessen Umgegend gewährte ihm und seinen Mitarbeitern, bem Architekturmaler Herrn Karl Frosch unb bent Landschaftsmaler Herrn Josef Krieger, bie Möglichkeit gründlichster Vorstudien; für die wissenschaftliche Treue und Richtigkeit des großen Werkes in geschichtlicher und topographischer Hinsicht bürgte die Unterstützung des hiesigen Professors M. V. Sattler, einer Autorität auf diesem Gebiete ber Forschimg. Nach ber Rückkehr ans dem Orient ent« warf Piglhein das Bild; im August 1885 begann er die technische Ausführung, wobei er sich ber Mitwirkung der Herren Frosch, Krieger, Adalbert Heine und Joses Block bediente; ünb heute, nach dreivierteljähriger Arbeit, ist dar bewunderungswürdige Werk vollendet. Der Gegenstand ist durchaus in seiner hohen Würde erfaßt,in reiner, menschlicher Größe, unb eben darum jeden Beschauer mit unwiderstehlicher Gewalt ergreifend, mag in seinem Geiste ber moderne Gedanke oder in seinem Herzen der alte Glaube wohnen. In ber Mitte des stattlichen Rundbaues von ber verdeckten Treppe auf bie Tribüne hinaus tretend trifft zunächst cm eigenthümlich gedämpftes Licht unser Auge: Die Verfinsterung der Sonne, ein Symbol besten, was auf dem Hügel von Golgatha, gerade uns gegenüber, geschieht. Diese Darstellung ber Sonnenfinsterniß (gleichfalls von wissenschaftlicher Autorität geprüft und als richtig ersannt) ist meisterhaft. Wie hier Schatten und Licht vertheilt sind, wie aus unendlicher Weite, unterhalb des TagesgestiruS, ein einzelner Stern herabschimmert, während hie Hauptmaste des gedämpften Lichtes aus die KreuzigungS- gmppe fällt und ein Theil des fernen Gebirges noch hell er
scheint — das alles ist ebenso schön gedacht wie vortrefflich aus- geführt. Aus ber einen Seite des Hügels und ihm gegenüber dehnt sich bie Stadt mit ihren Tempeln, Palästen, Häusern; auf der anderen liegt die Landschaft mit Bergzügen, Waffern, Straßen unb Hütten. Alle Menschengruppen find irgendwie mit dem Hauptvorgange in Verbindung gesetzt; ebenso die unzähligen einzelnen Figuren, unter denen selbstverständlich alle Personen sich befinden, deren die Bibel in der Passionsgeschichte erwähnt. Verzweiflung, Schmerz, Zorn, Begeisterung, Glaube, Zweifel, Neugier, alles Denken und Empfinden, Reben unb Thun ist solcherart verkörpert, daß wir ben bestimmten Eindruck haben: so kann, so muß es gewesen fein. Wir bleiben nicht kalte Zuschauer beS großen Trauerspiels; wir erleben eS, vor unseren eigenen Augen, in unserem eigenen Gemüthe. Diese mächtige Wirkung ist nur durch große unb edle Kunst erreicht; alle Kunststückchen, alle jene optischen Vexirspiele, welche sich bisweilen in anderen Panoramen finden, find verschmäht. Nur in Einem ist der Künstler absichtlich über bie Wirklichkeit hinausgegangen, oder vielmehr, hat er bie Wirklichkeit verklärt: burch die Entfernung alles Häßlichen. Nichts Widerwärtiges, nichts Ungestaltetes ist hier zu sehen. Eine tief ernste Begeisterung hat dem Bilde die Größe, ein schönheitSftoher Sinn hat ihm den Reiz gegeben. Und so werden nicht nur hier, sondern auch in anderen Städten, bie cS später sehen sollen, viele Tausenb sich erheben und erfreuen an diesem Werke, durch welches nicht Krieg und Menfchenhaß, sondern Opfermuth und Menschenliebe verherrlicht werden. M. B.
y (Aus Düsseldorf), 31. Mai, wird uns geschrieben: Am 2. Juni eröffnen die Meininger am hiesigen Theater ein umfangreiches Gastspiel (siehe auch unter „Mainz". D. R.), welches mit Schiller'« Wallenstein-Trilogie beginnen unb ferner Maria Stuart, Wilhelm Tell, Die Braut von Messina, Kaufmann von Venebig, Ein Wintermärchen, Julius Cäsar, Die bezähmte Widerspänstige, Was Ihr wollt, Das Käthchen von Heilbronn, Die Ahnfrau, Lydia und Marino Faliero umfassen soll. Am Sonntag beit 6. Juni kommt bie ganze Wallenstein- Trilogie zur Aufführung. Der Apparat bes Meininger Hof- theaters an Dekorationen, Kostümen unb Requisiten ist bereits eingetroffen, man ist augenblicklich mit ber Einrichtung der Bühne beschäftigt. Die Meininger rechnen auf starken Besuch von Köln unb man gibt sich Mühe, einen nach der Vorstellung abgehenden Extrazug zwischen Düsseldorf unb Köln zu erlangen. Alle Bemühungen der Meininger, das Kölner Stadttheater toieber einmal für ihre Vorstellungen zu gewinnen, find gescheitert, ______________
■ Königliches Theater m Wiesbaden.
Dienstag: „Fra Diavolo, oder : Das Gasthaus zu Terraoina.“ ■- Mittwoch: Letzte Gastdaretellung der Frau Clara Ziegler Neu einstudirt: „Brunhild.“
Hof- nud HationaUhoater In Bannhelm.
Mittwoch: „Der Protzenbauer.*
